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Rechtepoker zur Frauen-WM: Um diese Summen geht es

Weniger als drei Prozent des Betrags der Männer-WM

Um diese Summen geht es im Rechtepoker zur Frauen-WM

Schauen die deutschen Fans bei der WM im Sommer in die Röhre? Noch gibt es keinen Kompromiss.

Schauen die deutschen Fans bei der WM im Sommer in die Röhre? Noch gibt es keinen Kompromiss. IMAGO/foto2press

Seit Wochen herrscht Streit wegen des Pokers um die Übertragungsrechte der Frauen-WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August). In den führenden europäischen Fußballnationen droht ein TV-Blackout. Inzwischen hat sich auch die Politik eingeschaltet.

Auf der einen Seite werden der FIFA und ihrem Präsidenten Gianni Infantino Geldgier vorgeworfen, auf der anderen Seite den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF ein viel zu niedriges Angebot für die Übertragungsrechte vorgehalten. Der kicker kennt die Summen, die im Moment im Raum stehen.

218 Millionen Euro haben ARD und ZDF für die Übertragungsrechte der Männer-WM 2018 in Russland gezahlt, 214 Millionen für das Turnier Ende 2022 in Katar. Aktuell liegt das Angebot der deutschen Sender nach kicker-Recherchen bei fünf Millionen Euro, also weniger als drei Prozent der für die beiden letzten Männer-Weltmeisterschaften gezahlten Summen.

Etwas "großzügiger" als Italien und Deutschland zeigt sich Großbritannien

Zur Einordnung: Die Produktion einer Samstagabendshow mit Carmen Nebel oder Florian Silbereisen lassen sich die Sender laut Berechnungen von Branchenkennern jeweils bis zu 1,5 Millionen Euro kosten.

Unterboten wird das Angebot aus Deutschland nur noch von Italien. Gerade mal eine Million Euro wert ist italienischen Sendern das Recht, die Spiele der Frauen-WM zu übertragen. Italien startet am 24. Juli (7 Uhr) in Auckland gegen Argentinien in das Turnier, am selben Tag beginnt die deutsche Mannschaft in Melbourne mit dem Spiel gegen Marokko (10.30 Uhr MESZ, LIVE! bei kicker).

Für die Männer-WM in Katar hatte sich Italien nicht qualifiziert - die italienischen Sender zahlten trotzdem 160 Millionen Euro für die Übertragung der Spiele. Etwas "großzügiger" als Italien und Deutschland zeigt sich Großbritannien, das aktuell ein Angebot von knapp acht Millionen Euro vorgelegt hat.

FIFA hat Preisgeld etwa verdreifacht

Die FIFA fordert zehn Millionen Euro von den jeweiligen Sendern. Infantino spricht von einer "moralischen und rechtlichen Verpflichtung, die Frauen-WM nicht unter Wert zu verkaufen". Und er drohte in der vergangenen Woche: "Deshalb werden wir gezwungen sein, die Frauen-WM in den großen fünf europäischen Ländern nicht zu übertragen, sollten die Angebote weiter nicht fair bleiben."

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Insgesamt 150 Länder weltweit haben die Übertragungsrechte schon erworben. Die FIFA hat für die WM das Preisgeld für die teilnehmenden Nationen auf 100 Millionen Euro erhöht, was in etwa einer Verdreifachung der bei der WM 2019 in Frankreich bezahlten Prämien entspricht. Bei der WM der Männer in Katar wurden 400 Millionen Euro an Preisgeldern ausgeschüttet.

Angesichts dieser Zahlen kann sich jeder sein eigenes Bild machen, wer in dem Übertragungspoker den Schwarzen Peter in der Hand hält: die FIFA oder die TV-Sender. Seitens der deutschen Politik wird an beide Seiten appelliert, zeitnah eine fanorientierte Lösung zu finden.

Ungünstige Anstoßzeiten für Arbeitnehmer

Nach einer repräsentativen Umfrage von "Appinio" haben sich knapp 88 Prozent der deutschen Bevölkerung dafür ausgesprochen, dass die Spiele im Fernsehen (25 Prozent), online (sechs Prozent) oder auf beiden Verbreitungswegen (57 Prozent) ausgestrahlt werden - trotz der frühen Anstoßzeiten bei den drei Gruppenspielen der deutschen Mannschaft gegen Marokko (10.30 Uhr), Kolumbien (11.30 Uhr) und Südkorea (12 Uhr).

Für Arbeitnehmer gewiss ungünstige Zeiten, wobei jedoch das Gruppenspiel gegen Kolumbien an einem Sonntag ausgetragen wird und die anderen Spiele in die Zeit der Schulferien in elf Bundesländern bei Turnierstart und in dessen weiteren Verlauf zwischenzeitlich in allen Bundesländern fallen werden.

Rainer Franzke

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