Es ist eines dieser Tore, das in England jeder kennt: Es läuft die letzte Minute im Duell zwischen dem FC Everton und dem seit 30 Pflichtspielen ungeschlagenen FC Arsenal. Thomas Gravesen bringt den Ball aus dem Mittelfeld hoch nach vorne. Dort nimmt ihn ein eingewechselter Youngster gekonnt runter, dreht sich und jagt den Ball aus gut 25 Metern links oben in den Winkel. Nationaltorhüter David Seaman ist machtlos, Arsenal geschlagen, der Goodison Park ein Tollhaus. Es ist der 19. Oktober 2002 und der Stern des Wayne Rooney ist mit seinem ersten Premier-League-Tor aufgegangen - mit 16 Jahren.
Fast 15 Jahre später kehrt Rooney nun wieder zu seinem Jugendklub zurück, den er 2004 nach 77 Spielen und 17 Toren für etwa 30 Millionen Euro verließ, weil Manchester United lockte. Er kommt als Englands Rekordtorschütze (53 Treffer in 119 Länderspielen) zurück an den Goodison Park. "Wayne hat mir die Ambition und die Siegermentalität gezeigt, die wir brauchen. Er weiß, wie man Titel gewinnt. Ich bin sehr froh, dass er sich dazu entschieden hat, nach Hause zu kommen", meinte Toffees-Coach Ronald Koeman: "Er ist erst 31 und ich habe keinen Grund, an seinen Fähigkeiten zu zweifeln."
Spielersteckbrief Rooney
Premier League - 1. Spieltag
Um ehrlich zu sein, habe ich auch während der letzten 13 Jahre zu Hause Everton-Schlafanzüge getragen.
Wayne Rooney
Rooney, der einen Zweijahresvertrag unterschrieb, freut sich über die Rückkehr: "Ich komme nicht nur zurück, weil das der Klub ist, den ich unterstütze, in dem ich als Spieler groß geworden bin. Ich komme zurück, weil ich glaube, dass der Verein wieder nach vorne kommen und erfolgreich sein kann", erklärte der 31-Jährige, der gegenüber dem vereinseigenen TV-Sender verriet, dass er den Klub immer im Herzen behalten und in den vergangenen 13 Jahren Everton-Schlafanzüge getragen habe: "Schon vor einiger Zeit habe ich gesagt, dass ich in der Premier League außer für ManUnited nur noch für Everton spielen würde."
Noch so ein Treffer für die Ewigkeit: Rooneys Fallrückzieher im Derby gegen ManCity wurde zum schönsten Tor der Premier-League-Geschichte gewählt. picture alliance
Auch wenn Rooney bei Manchester United letzte Saison nicht mehr erste Wahl war (25 Einsätze in der Liga bedeuteten genauso einen Tiefstwert für seine Zeit bei United wie acht Pflichtspieltore), geht mit dem Abgang des Kapitäns beim englischen Rekordmeister eine Ära zu Ende. In 559 Pflichtspielen schoss Rooney 253 Tore für die Red Devils - vergangene Saison überholte er Sir Bobby Charlton als besten Torschützen der Klubhistorie.
Our special video celebrates @WayneRooney's 13 years at #MUFC... #FarewellToALegend pic.twitter.com/ZpQn3kRpZ1
— Manchester United (@ManUtd) 9. Juli 2017
Rooneys Titel mit United: Fünfmal Meister, dreimal Ligapokalsieger, einmal FA-Cup-Sieger, einmal Champions-League-Sieger, einmal Europa-League-Sieger, einmal Gewinner der Klub-WM. "Wir werden seine Erfahrung, seine Fokussierung und Entschlossenheit vermissen", sagte United-Coach José Mourinho, der einem Wechsel zurück nach Everton aber nicht im Weg stehen wollte.
Über die Ablösesumme machten beide Klubs keine Angaben. Wahrscheinlich spielten die Rooney-Verhandlungen auch beim anstehenden Transfer von Everton-Torjäger Romelu Lukaku zu ManUnited eine Rolle. Der Belgier kommt dem Vernehmen nach für eine Sockelablöse von 85 Millionen Euro .
Everton setzt mit der Verpflichtung Rooneys einen äußerst aktiven Transfersommer fort. Für U-21-Nationaltorhüter Jordan Pickford (Sunderland), Innenverteidiger Michael Keane (Burnley), Ajax-Kapitän Davy Klaassen, Mittelstürmer Sandro Ramirez (Malaga) und Linksaußen Henry Onyekuru (KAS Eupen) gaben die Toffees schon fast 100 Millionen Euro aus.
