WM

Als Deutschland und Costa Rica das "Sommermärchen" eröffneten

Skurrile Parallelen zwischen Breitner und Lahm

Traumtore und die Note 6: Als Deutschland und Costa Rica das "Sommermärchen" eröffneten

Über 16 Jahre her: Das Eröffnungsspiel der WM 2006 zwischen Deutschland und Costa Rica.

Über 16 Jahre her: Das Eröffnungsspiel der WM 2006 zwischen Deutschland und Costa Rica. imago images (3)

Spielertypen, Formationen, taktische Ideen: Die meisten Dinge im Fußball passieren zyklisch, irgendwann kommt alles wieder. Am 9. Juni 2006 hatte es das "schöne Spiel" aber vielleicht ein wenig übertrieben.

Wie 1974 richtete Deutschland damals die Fußball-Weltmeisterschaft aus, als Paul Breitner, ein 22-jähriger umfunktionierter Linksverteidiger des FC Bayern, gegen rot gekleidete Amerikaner (Chile) mit einem Fernschuss in den Winkel das Auftaktspiel eröffnete. Philipp Lahm dürften all diese Details irgendwie bekannt vorkommen.

Wie die WM 2006 ihren Weg nach Deutschland gefunden hatte, das ist - wie wir heute wissen - wahrlich keine Märchengeschichte. Was in diesen Sommerwochen vor inzwischen über 16 Jahren dann allerdings atmosphärisch geboten war, kommt dieser Bezeichnung schon wesentlich näher. Begonnen hatte alles mit Nachahmer Lahm - und seinem Traumtor in der 6. Minute.

Matthäus tippt ein "5:0 oder 6:0"

Favorit bei Deutschlands erster Heim-WM nach 1974 - damals mit dem Titel garniert - waren gewiss andere, doch vor dem Startspiel gegen Costa Rica dominierte die Zuversicht. "Wir müssen Costa Rica weghauen", forderte Jungstar Lukas Podolski typisch unverblümt, während Weltmeister und Experte Lothar Matthäus ("Ich habe Costa Rica einige Male gesehen") im kicker optimistisch "5:0 oder 6:0" tippte.

Das Eröffnungsspiel der WM 2006

Dabei musste die Mannschaft von Jürgen Klinsmann in der ausverkauften Allianz-Arena doch ohne die "Wade der Nation" antreten - Anführer Michael Ballack war angeschlagen zum Zuschauen verdammt. So lief Deutschland im 4-2-2-2 mit Ballack-Ersatz Tim Borowski (kicker-Note 4) auf und eröffnete das Heimturnier spektakulär. Plötzlich hatten alle Lust.

In Deutschlands Abwehr gibt's die kicker-Note 6

"Klose beschenkt sich doppelt", lautete angesichts des 28. Geburtstags des zweimal erfolgreichen Torjägers die Überschrift des digitalen kicker-Spielberichts, schon einen Satz weiter taucht jedoch das Prädikat "mühsam" auf. Und damit war erst die Offensive gemeint. Costa Ricas 29-jähriger Mittelstürmer Paulo Wanchope, der sich in der Premier League (Derby County, West Ham, Manchester City) nie so richtig hatte durchsetzen können, schenkte Jens Lehmann mit einer kaum zu überbietenden Lässigkeit zwei Tore ein.

"Erneut hebelte ein simpler Ball in die Gasse die deutsche Abwehr aus", bemängelte der kicker nach dem 4:2-Sieg Klinsmanns Defensiv-Verbund, zu dem zwar auch der Spieler des Spiels Lahm zählte (kicker-Note 2,0). Rechtsverteidiger Arne Friedrich kassierte hingegen die Höchststrafe (kicker-Note 6).

Nach einem ereignisreichen Nachmittag in München, der Deutschland zwar nicht zum Turnierfavoriten machte, seine Fans aber in Scharen ins Turnier holte, konstatierte auch der kicker manch "Traumtor und einen Auftakt nach Maß". Dieser sollte spätestens mit dem späten 1:0-Sieg über Polen so viel dramaturgische Fahrt aufnehmen, dass man über die Affäre um die Vergabe noch heute gerne hinwegblickt. Darauf bezog sich das "Sommermärchen" ja schließlich nicht, das mit einem Torspektakel gegen Costa Rica begonnen hatte.

Niklas Baumgart

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