Eigentlich sollte es der Abschied sein von der nicht immer geliebten Ausweichstation Wembley, aber daraus - das wussten die Spurs schon vorher - wurde nichts; noch ist die neue alte White Hart Lane nicht fertig. Und so war Aufsteiger Fulham, der ohne BVB-Leihgabe Schürrle begann und an jenem Ort vor drei Monaten die Premier-League-Rückkehr klargemacht hatte , noch nicht der letzte Gast.
Als guter Gastgeber präsentierte sich Tottenham hingegen keineswegs, denn was der Champions-League-Teilnehmer in den ersten Minuten mit einem völlig überforderten und nervösen Aufsteiger veranstaltete, hatte viel von Klassenunterschied. Über die extrem offensiven Außenverteidiger übten die Spurs einen Druck aus, der bei jeder Aktion der Cottagers zu einem Fehlpass führte. Nur die Tore fehlten, weil Lucas Moura gleich zweimal die Nerven verlor (6. und 6.) und Eriksen es zu genau machen wollte (23.).
Lucas Moura braucht zwar drei Anläufe, aber der dritte hat's in sich
Als Fulham zum gefühlt ersten Mal die Mittellinie überqueren konnte, wurde es dann gleich gefährlich: In der 29. Minute tauchte Lloris ab und lenkte einen platzierten Flachschuss von Cairney um den Pfosten, elf Minuten später stürmte der Weltmeister im richtigen Moment aus seinem Kasten und rettete gegen Youngster Sessegnon. Das überfällige Tor bejubelte dennoch Tottenham, nachdem es Lucas Moura im dritten Anlauf mit viel Gefühl versuchte und den Ball im langen Eck unterbrachte (43.).
Wenig überraschend tat Fulham die Verschnaufpause gut, denn nach der Halbzeit waren die Gäste dem Ausgleich erst zweimal nahe (Mitrovic, 48.), ehe er tatsächlich fiel: Mitrovic köpfte einen Querpass von Sessegnon beim Aufstehen zum 1:1 ein (52.). Die Spurs - mit neun WM-Fahrern in der Startelf - wirkten angeschlagen und ausgelaugt, Fulham plötzlich mutig; Pochettino musste reagieren, tat das mit der Hereinnahme von Dembelé und stellte um auf Viererkette in der Abwehr.
Kane bricht seinen Fluch und lacht darüber
Dembelé brachte den Hausherren zwar umgehend mehr Stabilität, die erneute Wende besorgte aber ein Freistoß: Trippier traf - wie schon im WM-Halbfinale gegen Kroatien (1:2 n.V.) - maßgenau (74.). Fulham war geschlagen, denn Tottenham entdeckte plötzlich wieder die Laune am Spiel. Dass Kane drei Minuten später nach der erneuten Führung fast schon sarkastisch anfing zu lachen, war die amüsante Krönung eines lange sinnbildlichen Auftritts. Nie zuvor hatte der Torschützenkönig ein Premier-League-Tor im Monat August erzielt und auch gegen Fulham oft Pech; eine starke Vorarbeit von Lamela und einen gekonnten Haken später endete der Fluch - Kane traf zum 3:1-Endstand (77.) und traute sich fast nicht zu jubeln.
Die Spurs haben damit zum ersten Mal seit vier Jahren wieder die ersten beiden Spiele der neuen Saison gewonnen und knüpfen auch ohne Neuzugänge da an, wo sie im Mai aufgehört hatten. Fulham dagegen steht auch nach zwei Partien ohne Punkt da.