Formstärkere Spurs ließen nur in den ersten Minuten darauf schließen, dass sie im Hauptstadt-Duell den Ton angeben wollten - danach übernahm Chelsea. Abrahams erste Annäherungen verfehlten den Kasten (6., 8.), was dem Dauerdruck agiler Blues keinen Abbruch tat. Die Gäste machten mit zwei Dritteln Ballbesitz das Spiel und belohnten sich in Minute zwölf: Willian zog nach kurzer Ecke per Übersteiger an Aurier vorbei und traf satt ins lange Eck.
Spurs nur binnen zwei Minuten gefährlich - Gazzaniga rabiat
Die Elf des einstigen Mourinho-Schützlings Lampard war in Durchgang eins die klar bessere, hielt auch gegen den Ball Tottenhams Offensivkünstler im Zaum. Diese, Kane (28.) und Son (29.), gaben nur binnen zweier Minuten gefährliche Abschlüsse ab, agierten wie ihre Teamkollegen in der Folge wieder zu passiv - und plump: Erst war Sissoko übermütig in Kepa gerutscht (41.), folgenreicher war Gazzanigas rabiater Sprung in den freigespielten Alonso. Kurz darauf wurde wieder Willian bejubelt, der Brasilianer verwandelte den logischen Elfmeter unten rechts (45.+4).
Mindestens ungelenk: Tottenham-Keeper Paulo Gazzaniga räumt in Sechzehner Marcos Alonso ab. Getty Images
Zum zweiten Abschnitt brachte Mourinho Eriksen für Dier, das Spiel der Hausherren wurde etwas offensiver - längst aber noch nicht sonderlich gefährlich oder gar zwingend. Stattdessen vergab Abraham in bester Position die Chance auf das 3:0, weil er sich für den Querpass entschied, der noch abgefangen werden konnte (50.). Kanes Versuch auf der Gegenseite wurde nach Strafraumdribbling gerade noch geblockt (52.) - den Spurs fehlte etliche Male auch einfach das Spielglück.
Son tritt nach - Rüdiger rassistisch beleidigt
Die Blues ließen indes kaum nach, machten ein richtig gutes, spielerisch reifes Auswärtsspiel. Abraham stand bei seinem vermeintlichen 3:0 klar im Abseits (55.), das generell mehr in der Luft lag als ein möglicher Anschlusstreffer der Spurs. Endgültig vergeben schienen die Punkte zu sein, als Son für ein eindeutiges Nachtreten gegen Rüdiger des Feldes verwiesen wurde, mithilfe des VAR wurde diese Szene richtig bewertet (62.).
Wenig später verfehlte ein voller Becher, der von den Rängen geflogen kam, Chelsea-Keeper Kepa knapp - unschöne Szenen, die nach einer guten Stunde das Tempo komplett aus dem London-Duell herausnahmen. Dazu zählten auch rassistische Beleidigungen mancher Tottenham-Fans gegenüber Antonio Rüdiger, über die das Schiedsrichtergespann informiert wurde - Lautsprecherdurchsagen wurden veranlasst. Ein Spielabbruch schien ebenfalls im Rahmen des Möglichen gewesen zu sein.
Weggefährten: Die Chelsea-Legenden José Mourinho und Frank Lampard (3.v.r). Getty Images
Tottenham versuchte zwar, den Anschlusstreffer zu erzielen, der eher einem Ehrentreffer gleichgekommen wäre - es schien für den Champions-League-Finalisten aber einer dieser Tage zu sein, an denen nichts funktionieren will. Auf der Gegenseite ließen Kanté (88.) und der eingewechselte Batshuayi (90.+4) letzte Chancen auf das 3:0 liegen.
Die teils wilde Partie endete mit einer herzlichen Verabschiedung des einstigen Chelsea-Trainers Mourinho mit seinem ehemaligen Spieler Lampard. Tottenham rutscht auf Rang sieben ab, die Blues festigen Platz vier.