Bundesliga

Eintracht Frankfurt: Dino Toppmöller kritisiert und appelliert

Auch Koch und Larsson drohen gegen die Bayern auszufallen

Toppmöller kritisiert und appelliert: "Wir müssen im Kopf Grenzen verschieben"

Standardschwäche und fehlende Basics: Frankfurts Coach Dino Toppmöller fordert von seinem Team eine Reaktion.

Standardschwäche und fehlende Basics: Frankfurts Coach Dino Toppmöller fordert von seinem Team eine Reaktion. IMAGO/Laci Perenyi

Wenn sich der FC Bayern im Waldstadion die Ehre gibt, ist das Überraschungspotenzial in aller Regel groß. Frankfurt ist neben Gladbach der einzige aktuelle Bundesligist, bei dem die Münchner mehr Niederlagen kassierten (20) als Siege feierten (16). Ältere Semester denken besonders gerne an die 70er-Jahre zurück, als sich die Bayern in Frankfurt neun (!) Niederlagen abholten, einmal sogar mit 0:6 unter die Räder kamen.

Jüngere Fans erinnern sich noch an das spektakuläre 5:1 in der Saison 2019/20 oder an den Gala-Auftritt des kleinen Magiers Amin Younes beim 2:1-Erfolg in der Spielzeit 2020/21. Nicht zu vergessen der 3:1-Sieg im DFB-Pokal-Finale 2018, als Kevin-Prince Boateng, Ante Rebic und Co. Geschichte schrieben. Zuweilen schlug das Pendel aber auch stark in die andere Richtung aus, erinnert sei an das 0:5 im Supercup 2018 oder das 1:6 vergangene Saison. Zu nur wenigen Duellen passt Sepp Herbergers Bonmot so gut: "Die Leute gehen ins Stadion, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht."

"Wer ist der Spieler, der die anderen mitzieht?"

Allerdings deuten die Vorzeichen nach den jüngsten Niederlagen in allen drei Wettbewerben diesmal nicht auf eine Überraschung hin. Zumal neue personelle Engpässe drohen. Neben Sebastian Rode, Ellyes Skhiri, Kristijan Jakic und Timothy Chandler drohen auch die angeschlagenen Robin Koch und Hugo Larsson auszufallen. Trainer Dino Toppmöller präsentierte sich auf der Pressekonferenz am Tag nach der Pokalblamage in Saarbrücken dennoch kämpferisch.

"Wir wollen eine klare Reaktion zeigen. In den letzten beiden Spielen waren wir dem Gegner läuferisch und kämpferisch unterlegen. Das darf uns nicht passieren. Die erste Titelchance ist weg, das ist extrem enttäuschend. Jetzt haben wir zwei Möglichkeiten", sagt Toppmöller und führt aus: "Die erste ist, dass wir anfangen zu hadern, eine Opferrolle annehmen oder mit dem Finger auf andere zeigen. Oder wir sagen: Ärmel hoch, wir gehen vorweg. Wer ist der Spieler, der die anderen mitzieht? Wer ist der Spieler, der am Samstag nach drei Minuten jedem einzelnen Zuschauer vermittelt, dass er heute richtig brennt? Darum geht es. Das müssen wir auf den Platz bekommen." Gefragt seien dabei nicht nur die Führungskräfte, sondern jeder einzelne Profi.

Hatte der Coach am Vorabend noch fehlende Frische beklagt, sagte er nun: "Wir müssen im Kopf Grenzen verschieben. Natürlich sind die Jungs müde. Aber am Ende geht es trotzdem darum: Wie stark ist mein Kopf, wie stark ist der Wille, auch mal über eine Grenze hinauszugehen?" Ungewöhnlich oft betonte er auf der Pressekonferenz die Bedeutung des Kollektivs. Die Spieler müssten sich gegenseitig "anzünden und anfeuern" und auf dem Platz auch mal die Meinung sagen. Warum diese Grundtugenden zuletzt fehlten, kann sich Toppmöller selbst noch nicht so recht erklären.

Frankfurt: Die letzten vier Spiele

169 Ecken in diesem Jahr - und kein einziges Tor

Klar ist: Ohne diese Basics droht gegen den FC Bayern ein Fiasko. Setzt die Mannschaft Toppmöllers Forderungen um, hat sie vielleicht eine kleine Chance. Das hängt auch von der Tagesform der Münchner ab. Ziel wird es sein, aus einem sauberen, dynamischen Aufbau heraus die Bälle hinter die bayrische Abwehrkette zu spielen. Im vergangenen Bundesligaspiel in Augsburg hatte die Mannschaft das versäumt, obwohl Toppmöller "extrem viel Raum hinter der Kette" ausgemacht hatte. Chip-Bälle in den Lauf des schnellen Omar Marmoush dürften gegen die Bayern eine der wenigen wirkungsvollen Waffen sein.

Normalerweise könnten auch Standards eine Möglichkeit sein, den Favoriten zu ärgern. Doch insbesondere bei Eckbällen läuft es für die Eintracht in der Bundesliga in diesem Jahr überhaupt nicht. Die Statistik fördert Erstaunliches zutage: 169 Ecken verbuchte Frankfurt in diesem Kalenderjahr (ligaweit Rang 5), keine einzige führte zu einem Torerfolg. Damit ist die Eintracht die einzige Mannschaft, die in diesem Jahr noch nicht nach einem Eckball traf. Zum Vergleich: Gegner Bayern benötigte in dieser Saison im Schnitt nur 18 Eckbälle pro Tor. Letztmals traf Ansgar Knauff infolge einer Ecke: Am 13. Spieltag der Vorsaison in Augsburg. Es wird also mal wieder Zeit.

Julian Franzke