Der Rausch am vorvergangenen Sonntag war heftig, der Kater danach offenbar auch: Acht Tage nach dem 4:3-Coup gegen Tabellenführer Manchester City hat der FC Liverpool erstmals seit 14 Liga- und 18 Pflichtspielen wieder verloren - beim Tabellenletzten Swansea City. Die wilden Achterbahnfahrten, die Jürgen Klopp seiner Mannschaft in dieser Saison schon ausgetrieben zu haben schien, erlebten am Montagabend eine böse Renaissance.
Mit seiner Aufstellung hatte Klopp eigentlich ein Zeichen gesetzt: Die Top-Elf begann; gegenüber dem City-Spiel fehlte nur Lovren erkrankt, deswegen feierte Rekordneuzugang van Dijk sein Premier-League-Debüt im Liverpool-Rot und Can durfte die Kapitänsbinde tragen. Trotzdem wirkten Salah, Mané & Co. von Beginn an seltsam verhalten, oft zu langsam, meist ideenlos. Swansea stand im Gegensatz zu ManCity natürlich viel, viel tiefer, trotzdem musste man sich fragen, wo die Power, die Aggressivität der Reds geblieben war.
Mawson nutzt Swanseas einzige Chance im ganzen Spiel
Zwei Möglichkeiten erarbeiteten sie sich im ersten Durchgang nur: Salah nahm einen Van-Dijk-Chip über die Viererkette volley und verzog knapp (30.), Mané schloss einen Konter über Firmino und Salah aus guter Position schlecht ab, auch weil er leicht wegrutschte (45.+2). Und Swansea? Die Waliser, die sich unter dem neuen Trainer Carlos Carvalhal zuletzt ein wenig gefangen, aber immer noch erst 14 Saisontreffer erzielt hatten, machten defensiv die Räume eng, vorne sollte der liebe Gott helfen - und der hieß an diesem Tag van Dijk.
Nach einer Ecke köpfte der 85-Millionen-Euro-Neuzugang, der ansonsten souverän agierte und immer wieder lautstark dirigierte, den Ball genau auf Fernandez, von dem er zu Mawson prallte. Und gegen dessen Flachschuss war Karius, Liverpools beschäftigungslose neue Nummer eins, machtlos (41.).
Innenpfosten! Firminos Drama in der Nachspielzeit der Nachspielzeit
Klopp beobachtete das Geschehen beunruhigend ruhig von der Seitenlinie, brachte erst relativ spät neues Personal (Lallana, 68.; Ings, 73.). Letzterer forderte nach einer schönen Bewegung den stets abgeklärten Fabianski mal (77.). Der Rest waren harmlose Fernschüsse und verpatzte finale Pässe - bis zur Nachspielzeit der Nachspielzeit: Als die Zeit bereits abgelaufen war, behauptete Ings den Ball noch einmal, verschaffte van Dijk eine gute Flankenposition - und Firmino köpfte dessen Hereingabe unbedrängt an den Innenpfosten (90.+5)! Auch Lallana brachte den Nachschuss nicht im Tor unter.
Liverpool, das im Oktober bei den Spurs letztmals verloren hatte (1:4), ließ damit die große Möglichkeit liegen, nach Tottenhams Patzer am Sonntag (1:1 in Southampton) die Top-Four-Platzierung zu festigen. Schlimmer jedoch noch: Die Reds haben einen Rückfall in überwunden geglaubte Zeiten erlebt.