Int. Fußball

Ex-KSCler Stiefler: "Habe mit Deutschland noch eine Rechnung offen"

Ex-KSC-Spieler trifft erstmals für AE Larisa

Stiefler: "Ich habe mit Deutschland noch eine Rechnung offen"

Manuel Stiefler trägt seit Anfang Februar das Trikot von AE Larisa.

Manuel Stiefler trägt seit Anfang Februar das Trikot von AE Larisa. imago images

Das Training an diesem Vormittag ging in Knochen und Muskeln. Ein Kleinfeld-Turnier vier gegen vier stand auf dem Programm, dazu Sprints. Bis zum kommenden Montag, wenn es im nächsten Spiel gegen den Vierten AS Lamia geht, bleibt noch Zeit zur aktiven Erholung.

Knapp 20 Grad hat es hier in Larisa, der gut 160 000 Einwohner zählenden Hauptstadt der Region Thessalien. Im Fußballverein AE der Universitätsstadt ist seit Februar 2021 Manuel Stiefler (32) aktiv. Seit dem vergangenen Spieltag ist der Allrounder, der außer Torhüter und Innenverteidiger schon sämtliche Positionen gespielt hat, in seinem neuen Klub angekommen. Gegen Atromitos Athen gelang ihm der Treffer zum 1:0-Sieg. Er schoss damit sein neues Team erstmals seit der Anfangsphase dieser Saison weg vom letzten Tabellenplatz. Nach einem Freistoß aus der halbrechten Zone und einem Fangfehler des gegnerischen Keepers Mandas drosch der Mann mit der Nummer 7 im weinroten AE-Dress den Ball aus zwei Metern an die Lattenunterkante, von wo er hinter der Linie aufschlug. "Ich hatte ein Näschen", sagt Stiefler selbst, "es war nicht das schönste Tor, aber ein sehr wichtiges." Klar, im Abstiegskampf zählt jeder Punkt.

AE Larisa ist derzeit in der Playout-Serie auf dem vorletzten Platz notiert mit 23 Zählern, damit zwei mehr als Schlusslicht Panetolikos Agrinio (21) und einem weniger als OF Iraklion (24). Vier Partien sind es noch, der Drittletzte bleibt in der Liga, der Vorletzte muss in Relegationsspiele gegen den Zweiten der zweiten Liga. Die erste griechische Liga wird nach Hin- und Rückspiel der 14 Teams in eine "Playoffs" genannte Meisterserie mit den sechs in der oberen Tabellenregion platzierten Klubs sowie einer Abstiegstour ("Playouts") mit den acht unteren Teams aufgeteilt. Vier Begegnungen stehen noch aus, zwei zu Hause, zwei auswärts. Die Saison läuft bis zum 15. Mai - ohne Extratour in der Relegation.

Ich wollte diese Erfahrung machen und dieses Abenteuer eingehen.

Manuel Stiefler

"Ich bin überzeugt, dass wir den Klassenerhalt direkt schaffen", sagt Stiefler, der in seiner jetzigen Mannschaft als Sechser im defensiven Mittelfeld unterwegs ist. Der italienische Trainer Gianluca Festa (52), einst Abwehrspieler unter anderem bei Inter Mailand, AS Rom sowie in Cagliari, hat sich Stiefler als Ansprechpartner ausgesucht, weil er dessen taktisches Verständnis und Cleverness schnell erkannt hat. Gesprochen wird in englischer Sprache. Auch der Chefcoach ist wie insgesamt elf Spieler erst seit Jahresanfang im Klub. Es muss also alles schnell gehen. "Wir finden uns jetzt immer besser", sagt Stiefler.

Stiefler landet durch Ben-Hatira in Larisa

Nach einem halben Jahr ohne Job - der Karlsruher SC hatte die Zusammenarbeit trotz seiner 28 Einsätze und drei Tore in der Zweitliga-Saison 2019/20 nicht verlängert - kam er über die Kontaktaufnahme seines ehemaligen KSC-Kollegen Änis Ben-Hatira (32), dem er nun auch im AE-Mittelfeld den Rücken freihält, nach Griechenland. Nach einem turbulenten Start - das Erdbeben in der Stadt Anfang März mit der Stärke 6,3 erforderte für seine Frau und den 17-monatigen Sohn Leo einen vorübergehenden Umzug in die 70 Kilometer entfernte Stadt Volos - hat sich die Familie eingelebt. Der nächste Sandstrand liegt eine Dreiviertelstunde nahe, die Stadt ist lebhaft, allerdings auch von Corona gelähmt.

Stiefler: "Zunächst möchte ich mit Larisa in der Super League bleiben"

Die Infrastruktur des Vereins ist professionell, wie Stiefler sagt, das spielerische Niveau mit der Zweiten Liga in Deutschland vergleichbar. "Ich wollte diese Erfahrung machen und dieses Abenteuer eingehen", sagt Stiefler. Nach Zweitliga-Stationen in Sandhausen und Karlsruhe mit insgesamt 109 Einsätzen und acht Toren ist es seine erste Anstellung im Ausland. "Zunächst möchte ich mit Larisa in der Super League bleiben", sagt der gebürtige Franke (Bayreuth) über seine weiteren Ziele. Der Vertrag in Larisa gilt bis Saisonende, eine Verlängerung ist für ihn genauso vorstellbar wie eine Rückkehr. "Ich habe mit Deutschland noch eine Rechnung offen", sagt er. Mit 32 Jahren fühlt er sich noch fit für ein paar Jahre auf gutem Niveau.

Mit dem erzwungenen Abschied aus Karlsruhe soll seine Karriere in der Zweiten Liga nicht enden.

Karlheinz Wild