Bundesliga

Stegemann erklärt Fehler - und was in Köln schieflief

Schiedsrichter stellt sich nach BVB-Spiel in Bochum

Stegemann erklärt Fehlentscheidung - und was in Köln schieflief

Auch Jude Bellingham und Emre Can waren am Freitag in Bochum sauer auf Schiedsrichter Sascha Stegemann.

Auch Jude Bellingham und Emre Can waren am Freitag in Bochum sauer auf Schiedsrichter Sascha Stegemann. IMAGO/Laci Perenyi

Borussia Dortmund fühlte sich am Freitag um zwei womöglich entscheidende Punkte im Meisterrennen gebracht. Beim VfL Bochum war der Bundesliga-Spitzenreiter auch deshalb nicht über ein 1:1-Remis hinausgekommen, weil das Schiedsrichter-Gespann um Sascha Stegemann patzte, wie am Samstag der DFB und auch Stegemann selbst einräumten. Bei "Sky" sprach der 38-Jährige über ...

... das Einsteigen von Bruno Soares gegen Karim Adeyemi, das er in der 65. Minute nicht als elfmeterreif einstufte: "Für mich ist das eine sehr dynamische Situation. Ich sehe, wie ein Bochumer Verteidiger zum Ball gehen möchte und versucht, ihn zu spielen. Und meiner Wahrnehmung nach war es so, dass Adeyemi den Fuß rausstellt und versucht, diesen Kontakt zu initiieren, diesen Elfmeter ein Stück weit zu suchen und dann über den Bochumer Verteidiger fällt. Wenn ich am Ende des Tages die TV-Bilder sehe, muss ich feststellen, dass wir in diesem Moment die falsche Entscheidung getroffen haben. Der Kontakt wird entgegen meiner Wahrnehmung nicht von Adeyemi hergestellt wird, sondern vom Bochumer Verteidiger. Und deswegen hätte es hier nach Sicht der Fernsehbilder einen Strafstoß für Dortmund geben müssen."

Wir haben an mehreren Stellen nicht die richtige Entscheidung getroffen.

Sascha Stegemann

... die Frage, warum es keinen VAR-Eingriff gab: "Der Videoassistent hat den Vorgang natürlich gecheckt und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich nicht um eine klare und offensichtliche Fehlentscheidung handelt, weshalb er den Check beendet hat. Daraufhin habe ich das Spiel fortgeführt. (...) Grundsätzlich ist es mein Anspruch, die Szene auf dem Spielfeld selbst zu lösen. Jetzt gab es Gründe, warum wir auf dem Feld nicht zur richtigen Entscheidung gekommen sind und dass es sehr sinnvoll gewesen wäre, wenn ich es nochmal am Spielfeldrand auf dem Monitor hätte überprüfen können. Die Situation ist dann am Ende des Tages in Köln leider auch anders bewertet worden. Ja, als Schiedsrichter hätte man sich in diesem Moment einen Eingriff gewünscht, aber in Köln sitzen Menschen, die genauso Fehler machen wie wir auf dem Spielfeld auch. Wir haben an mehreren Stellen nicht die richtige Entscheidung getroffen."

Das Freitagsspiel und die Folgen

... die Frage, warum er die Möglichkeit nicht nutzte, selbst in die Review Area zu gehen: "Dafür brauche ich berechtigte Zweifel an meiner Entscheidung. Die hatte ich gestern Abend in dieser Situation nicht. Ich hatte eine klare Wahrnehmung zu dem Vorgang. Mir fehlten keine Indizien für die Bewertung und die Proteste auf dem Spielfeld waren verhältnismäßig moderat, sodass ich weder Zweifel auf dem Spielfeld, noch eine Empfehlung aus Köln hatte. Deswegen habe ich auch davon abgesehen, mir die Szene nochmal anzuschauen."

Wenn Karim Adeyemi klar gefoult wird, dann steht ihm ein Strafstoß zu, auch wenn er in den beiden Wochen zuvor versucht hat, einen Elfmeter zu ziehen.

Sascha Stegemann

... Adeyemis Schwalben in der Vergangenheit: "Natürlich bereitet man sich als Schiedsrichter sehr professionell auf die Spiele vor und kennt natürlich auch die Partien der Mannschaften aus der Vorwoche. (...) Trotzdem wird kein Spieler vorverurteilt für die Dinge, die in den letzten Wochen passiert sind, sondern jede Situation wird im Spiel neu bewertet. Wenn der Spieler Karim Adeyemi klar gefoult wird, dann steht ihm ein Strafstoß zu, auch wenn er in den beiden Wochen zuvor versucht hat, einen Elfmeter zu ziehen."

... die Wut der BVB-Verantwortlichen: "Natürlich kann ich das nachvollziehen. Ich bin ja nicht nur Fußballschiedsrichter, sondern auch Fußballer und vor allem Mensch. Borussia Dortmund hat die Chance, nach mehreren Jahren mal wieder die deutsche Meisterschaft zu holen. Wenn dann die Dinge so laufen, wie sie gestern Abend gelaufen sind, und ein berechtigter Strafstoßpfiff ausbleibt, dann fühlt man mit und kann gut verstehen, dass die Emotionen hochgehen."

Wenn Dinge so laufen, wie sie gestern gelaufen sind, dann nimmt man das mit nach Hause. Dann nimmt man das mit ins Bett.

Sascha Stegemann

... ein mögliches Foul an Emre Can in der Entstehung des Bochumer Führungstreffers: "Ich schaue von vorne drauf und sehe folglich einen ausgestreckten Arm von Hofmann, der am Rücken von Emre Can aufliegt. Für mich hat in diesem Moment der klare Impuls gefehlt, dass wir vom regeltechnischen Stoßen sprechen können. Deswegen habe ich mich dazu entschieden, das Spiel in diesem Fall weiterlaufen zu lassen. Ich denke, dass die Einordnung dieser Situation auch zur grundsätzlich großzügigen Linie am gestrigen Abend gepasst hat, insbesondere was das Thema Oberkörpervergehen angeht."

... seine Gefühlswelt am Tag danach: "Wenn Dinge so laufen, wie sie gestern gelaufen sind, dann nimmt man das mit nach Hause. Dann nimmt man das mit ins Bett. Man stellt sich viele Fragen. Man wendet sich von links nach rechts. Man starrt die Decke an. Man steht dann irgendwann auf. Deswegen hängt mir das Ganze noch sehr in den Knochen."

jpe

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