St. Paulis Coach Demuth gab nach der 0:2-Schlappe in Stuttgart Cenci, der seit acht Wochen verletzt war, für Patschinski eine Chance. Außerdem rückten der bislang enttäuschende Inceman und Trulsen für Bürger und Kientz in die Startelf. Im Vergleich zur Vorwoche und der 1:4-Heimniederlage gegen Bayer Leverkusen vertraute Löwen-Trainer Pacult dem genesenen Riseth für den nicht ganz fitten Borimirov und Ehlers für den ebenfalls angeschlagenen Hoffmann.
Die Zuschauer im erneut ausverkauften Stadion am Millerntor erlebten einen kuriosen Start: Häßler durfte in zentraler Position vor dem Tor, von Inceman völlig alleine gelassen, einen Steilpass zu Pürck spielen, dessen Hereingabe verwertete unglücklicherweise Gibbs ins eigene Tor (7.). Die Hanseaten fortan hellwach. Kein Schockzustand, keine Nervosität. Die Hereinnahme von Cenci machte sich positiv bemerkbar. Durch geschicktes Rotieren in der Offensive erarbeiteten sich die Paulianer ein ums andere Mal Freiräume - einige viel versprechende Schusschancen waren die Folge, wenn auch die hundertprozentige Tormöglichkeit nicht zu verzeichnen war. In der 15. Minute machte Schiedsrichter Weiner die hoffnungsvollste Aktion zunichte, indem er ein Foul an Marcao im Strafraum der 60er nicht ahndete. So bemüht sich die Paulianer auch präsentierten, Endstation war ein souveräner Jentzsch im Tor der Münchner. Nach vorne brachten die "Löwen" wenig zu Stande, sie igelten sich nach dem frühen Führungstor in der eigenen Hälfte ein. Der Versuch, das Spieltempo zu verschleppen, klappte - allerdings nur in den eigenen Reihen. Auch in Hälfte zwei stürmte nur ein Team. Mit nun drei Stürmern, Rath war für Inceman ins Team gerückt, rannte St.Pauli ohne Unterlass an. Bis zum Strafraum kombinierten die Hanseaten sicher, ab da fehlte allerdings die letzte Durchschlagskraft und die zündende Idee. Die Münchner zementierten ein Bollwerk um den eigenen Strafraum und waren nur vereinzelt mit Kontern über den schnellen Schroth gefährlich. Je länger die Partie andauerte, desto verzweifelter wurden die Angriffsversuche der Heimelf. Fernschüsse häuften sich, nachdem mit Konetzke und Patschinski zwei weitere Stürmer in den Raum drängten und ihn zusätzlich verdichteten. Ein gefährliches Unterfangen. Die Paulianer vernachlässigten gänzlich die Defensive und baten die Münchner förmlich zum kontern. Die Quittung: Cerny vollendete sein 40-Meter-Solo mit einem präzisen Pass zum mitgelaufenen Weissenberger. Dieser scheiterte noch an Bulat, doch Cerny konnte den Abpraller einschieben (79). Damit noch nicht genug. In der Nachspielzeit setzte Häßler nach einem sehenswerten Doppelpass mit Schroth noch einen drauf (90+1.) zum 0:3-Endstand und Pacults erstem Sieg als Cheftrainer der 60er. Obwohl die Hanseaten über weite Strecken das Geschehen beherrschten, waren sie nicht in der Lage, den Münchner Defensivblock zu knacken. War das erste Gegentor noch unglücklich, resultierten die folgenden aus einer völligen Auflösung der Paulianer Defensive.