Beide Trainer wechselten im Vergleich zur Vorwoche jeweils einmal: St. Paulis Coach Roland Vrabec brachte nach dem 1:0-Sieg in Aalen Thy für Kringe im Mittelfeld, Kölns Übungsleiter Peter Stöger stellte taktisch von einem 4-2-3-1 auf ein 4-4-2-System um und vertraute dabei auf Helmes anstelle von Peszko, der bei der 0:1-Pleite in Ingolstadt noch in der Startelf gestanden hatte.
29.063 Zuschauer im ausverkauften Millerntor-Stadion sahen von Beginn an zwei Mannschaften, die mit offenem Visier spielten und mit gehörigem Tempo immer wieder den Weg nach vorne suchten. Für den ersten richtigen Aufreger sorgte St. Paulis Halstenberg, der nach zwei Minuten Horn auf die Probe stellte. Auf der Gegenseite setzten Hector (5.) sowie Risse (6.) die Akzente für die Gäste, die dann einen ruhenden Ball nutzten, um die schnelle Führung zu erzielen: Bei einer Ecke von links schaltete Wimmer schneller als Halstenberg, lief sich frei und köpfte zum 1:0 ein (6.).
Der 16. Spieltag
Die Kiez-Kicker hatten furios begonnen und waren eiskalt abgeduscht worden, doch von einer Schockstarre war bei den Hanseaten trotz dieses wenig zufriedenstellenden Spielverlaufs nichts zu sehen. Vielmehr legte St. Pauli eine weitere Schippe drauf und drängte fortan unbeirrt mit viel Tempo auf den Ausgleich. Die Hanseaten kamen gegen abwartend agierende Domstädter über Nehrig (19.) und Thorandt (27.) dann auch zu zwei Riesenchancen, ließen diese aber ungenutzt. Die Strafe folgte auf den Fuß: Hector eroberte das Leder, marschierte über links nach vorne und überließ für Halfar. Dieser spielte einen wunderbaren Pass in die Schnittstelle der Abwehr genau in den Lauf von Helmes, der trocken ins lange Eck vollendete (28.).
Die Hausherren hatten mehr Spielanteile und auch mehr Chancen gehabt, bekamen von den Kölnern aber eine Lehrstunde in Sachen Abgebrühtheit und Cleverness erteilt. Der FC spielte ruhig, machte dabei aber zugleich stets den Eindruck, immer Herr der Lage zu sein. Vor allem die Kontersituationen hatten meist Hand und Fuß, wenn auch die Geißböcke im ersten Durchgang keine weiteren klaren Chancen hatten. Im Gegensatz zu den Hanseaten, die über Rzatkowski einen weiteren Hochkaräter verstreichen ließen (35.) und es sich am Ende auch ein wenig selbst zuzuschreiben hatten, dass sie mit 0:2 in die Kabine mussten.
Nichts Neues nach Wiederanpfiff - Gonther sieht Rot
Im Getümmel: Kölns Wimmer im Duell mit Thorandt und Schachten (4.v.li.). picture alliance
Vrabec reagierte mit einem Doppelwechsel zum Wiederanpfiff - Kalla und Kringe kamen für Halstenberg und Thy. Am Spielverlauf änderte sich nichts: St. Pauli schenkte nicht ab, behielt die Initiative und marschierte immer wieder gen FC-Tor. Die besseren Möglichkeiten hatten zunächst aber die Kölner, die überfallartig konterten und über Gerhardt (46.) und Halfar (48.) für Furore sorgten. Dann waren wieder die Gastgeber an der Reihe, die gefällig spielten und sich immer wieder vielversprechende Chancen erarbeiteten. Deren Verwertung war allerdings unterirdisch (Kalla, 59.).
Bald folgte die nächste kalte Dusche für die Hamburger: Gonther sah nach einer Notbremse gegen Ujah die Rote Karte (59.). Damit war die Messe gelesen. Zwar rannten die Hausherren bis zum Schluss unermüdlich an, hatten den Kölnern letzten Endes aber nicht mehr viel entgegenzusetzen und gerieten dann klar auf die Verliererstraße: Helmes scheiterte noch am linken Pfosten (67.), ehe Tschauner bei einer Ecke patzte und Gerhardt ins leere Tor einschieben durfte (79.). Unterhaltsam blieb es bis zum Ende, weitere Treffer fielen jedoch nicht mehr: Für die Kiez-Kicker traf der eingewechselte Maier per Freistoß die Latte (80.), während auf der anderen Seite der ebenfalls ins Spiel gekommene Matuschyk gegen Tschauner das Nachsehen hatte (88.).
Für die Kölner wird es bereits am kommenden Dienstag (19 Uhr) wieder ernst, wenn es im Achtelfinale des DFB-Pokal wieder nach Hamburg geht - dann heißt der Gegner aber Hamburger SV. In der 2. Liga sind die Geißböcke am darauffolgenden Samstag (13 Uhr) zu Hause gegen den FSV Frankfurt gefordert. Tags zuvor sind die im Pokal bereits ausgeschiedenen St. Paulianer ab 18.30 Uhr bei Erzgebirge Aue gefordert.