Europameisterschaft

Österreich kegelt Spanien aus der Handball-EM

Der erste Favorit muss gehen

Sensation perfekt: Österreich kegelt Spanien aus der Handball-EM

Außer sich vor Freude: Die Österreicher um Lukas Herburger und Sebastian Frimmel können ihr Glück kaum fassen.

Außer sich vor Freude: Die Österreicher um Lukas Herburger und Sebastian Frimmel können ihr Glück kaum fassen. IMAGO/wolf-sportfoto

Aus Mannheim berichtet Lisa-Marie Kienzle

Im letzten Spiel der Gruppe B kämpften Spanien und Österreich um das letzte verbleibende Ticket nach Köln. Die Außenseiter aus Österreich kamen nach einem Treffer von Kreisläufer Tobias Wagner gut in die Partie. Österreich knüpfte nahtlos an die überzeugende Leistung vom Spiel gegen Kroatien an und agierte kämpferisch und beherzt in Abwehr und Angriff und führte nach zehn Minuten mit 4:6.

Spanien konnte sich in den Anfangsminuten vor allem auf ihren erfolgreichsten Torjäger Aleix Gomez verlassen, der dreimal einnetzte. Nach einem Treffer von Agustin Casado war die Partie beim Stand von 7:7 wieder offen (12.). In den folgenden Minuten entwickelte sich ein Schlagabtausch auf Augenhöhe. Nach doppelter Unterzahl von Spanien konnte sich Österreich nach einem Siebenmeter von Robert Weber erneut absetzen.

Weber zwingt Ribera zur Auszeit

EM 2024

Es war auch Weber, der nach 15 Minuten für die erste Drei-Tore-Führung sorgte. Der spanische Cheftrainer Jordi Ribera zog sofort seine erste Auszeit, um den Lauf der Österreicher zu stoppen. Im folgenden Angriff war es wieder Gomez, der von der Siebenmeter-Linie einen Treffer erzielte. Doch Österreich ließ sich nicht beirren und nach einer Parade von Constantin Möstl stellte Sebastian Frimmel die Drei-Tore-Führung wieder her.

In den nächsten beiden Aktionen agierte die österreichische Angriffsreihe unglücklich - und so konnte erneut Spaniens auffälligster Akteur, Aleix Gomez, den Ausgleich zum 14:14 erzielen (24.). Vier Minuten vor dem Halbzeitpfiff hatte Österreichs Trainer Ales Pajovic genug gesehen und nahm sein erstes Time-out.

Wenige Minuten später zogen die Schiedsrichter aus Litauen nach einem Gesichtstreffer von Alex Dujshebaev an Lukas Hutecek den Videobeweis zu Rate und schickten den Spanier mit einer roten Karte vom Feld (27.). Österreich nutzte die Überzahl und setzte sich unter dem Jubel der Halle nach einem Treffer von Lukas Herburger erneut auf zwei Tore zur Halbzeitpause ab.

Spannung bis in die Schlussminute

Nach Wiederanpfiff konnte Österreich den Faden nicht gleich wieder aufnehmen, Ian Tarrafeta sorgte mit einem Doppelschlag zum 18:18 für den Ausgleich. Nach einer Parade von Gonzalo Perez de Vargas vertraue Jordi Ribera auf den siebten Feldspieler und Daniel Dujshebaev brachte Spanien das erste Mal in Führung (35.). Die Tore fielen jetzt auf beiden Seiten wie am Fließband, keine Mannschaft konnte sich aber den entscheidenden Vorteil verschaffen.

» Spielplan der Hauptrunde der Handball-EM

Ales Pajovic hatte inzwischen für Torhüter Möstl Ralf Häusle eingewechselt, der sich direkt mit einer Parade auszeichnete, doch Österreich konnte die anschließende Möglichkeit zur erneuten Führung nicht ausnutzen. Stattdessen brachte Spaniens auffälligster Spieler in dieser Phase Ian Tarrafeta sein Team erneut in Front (24:23, 43.). Auch Österreich probierte es jetzt mit dem siebten Feldspieler und Mykola Bilyk brachte sein Team mit einem Doppelschlag wieder in Führung.

Spanien nutzt Überzahl nicht

Handball: EM, Spanien -  sterreich, Vorrunde, Gruppe B, 3. Spieltag, SAP-Arena. Österreichs Lukas Hutecek wirft aufs Tor.

Spanien und Österreich lieferten sich ein spannendes Duell. picture alliance/dpa

Nach einem Foul von Lukas Hutecek an Adria Figureas musste Lukas Hutecek für zwei Minuten auf der Bank Platz nehmen, doch Spanien verpasste es, die Überzahl auszunutzen und der Vorteil blieb weiter auf Seiten der Österreicher. Jordi Ribera nahm seine zweite Auszeit, um sein Team auf die verbleibenden acht Minuten einzustimmen; zwischen die Pfosten des spanischen Tors rückte jetzt Magdeburgs Sergey Hernandez.

Nach einem Steal von Robert Weber nutzte Mykola Bilyk die Gelegenheit und brachte sein Team mit zwei Toren mit 30:28 in Führung (24.). Ian Tarrafeta antwortete auf der Gegenseite mit seinem siebten Treffer. In der 57. Minute legte Garciandia dann den 31:31-Ausgleich nach, Österreich war zuvor bereits durch eine Zeitstrafe gegen Hutecek geschwächt worden.

Maqueda ereilte im folgenden Angriff der Alpenrepublik dasselbe Schicksal, beide Teams waren nun dezimiert. Es blieb so oder so dramatisch: Sergey Hernandez parierte einen völlig freistehenden Wurf, aber Dushjebaev jagte den Ball aus der Distanz am leeren Tor vorbei. Im nächsten Angriff lief es dann besser: Hernandez parierte erneut, diesmal traf Spanien zur Führung (32:31). 

Das wäre gleichbedeutend mit dem Hauptrundeneinzug der Spanier gewesen, doch Robert Weber brachte mit einem Siebenmeter die Österreicher wieder auf Kurs. 60 Sekunden waren noch zu gehen. Wieder gab es einen Strafwurf, Aleix Gomez netzte zum 33:32. 20 Sekunden vor Spielende gab es eine letzte Auszeit für Österreich - und der folgende Angriff führte zum erneuten Ausgleich.

Spanien blieben noch wenige Augenblicke, Jordi Ribera bereitete per Auszeit vor. 4 Sekunden waren verblieben, doch der Ball flog weit über das österreichische Tor. Danach war der Underdog nicht mehr zu bändigen: Und feierte den Hauptrundeneinzug.

Spanien - Österreich 33:33 (15:17)

Spanien: Hernandez Ferrer (2 Paraden), Perez De Vargas (10 Paraden) - Gomez Abello 8/4, Tarrafeta Serrano 7, A. Fernández 3, Garciandia Alustiza 3, Casado 2, D. Fernandez 2, Figueras 2, Serdio Guntin 2, A. Dujshebaev 1, D. Dujshebaev 1, Maqueda Peno 1, Pecina 1, J. Canellas Reixach, Morros, Odriozola

Österreich: Möstl (7 Paraden), Häusle (1 Parade) - Bilyk 9, Wagner 5, Frimmel 4, R. Weber 4/2, Zivkovic 4, Herburger 3, J. Bozovic 2, Hutecek 2, Belos, Damböck, Mahr, Miskovez, Mittendorfer, Nigg

Zuschauer: 13293 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Vaidas Mazeika / Mindaugas Gatelis (Litauen)
Strafminuten: 10 / 8
Disqualifikation: A. Dujshebaev (27.) / -

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