Weltmeisterschaft

Handball-WM: Schweden stoppt Rekord-Weltmeister Frankreich

"Tre Kronor" schlagen Frankreich verdient

Rekord-Weltmeister ausgebremst: Furiose Schweden stehen im WM-Finale

Garant für den schwedischen Final-Einzug: Keeper Andreas Palicka.

Garant für den schwedischen Final-Einzug: Keeper Andreas Palicka. imago images

Obwohl die Schweden in den letzten Jahren in den Duellen mit Frankreich kaum Land sahen, ging das Team von Trainer Glenn Solberg (als Spieler fünf Jahre in Nordhorn und zwei in Flensburg) selbstbewusst in sein Halbfinale. Angeführt von Flensburgs Spielmacher Jim Gottfridsson und SG-Linksaußen Hampus Wanne fanden die Schweden stark ins Spiel. Mit seinem 15. verwandelten Siebenmeter im Turnier (bei 18 Versuchen) stellte Wanne schnell die erste Zwei-Tore-Führung her (3:1).

Frankreich hielt über die Außen dagegen, der 36-jährige Luc Abalo glich beim 6:6 aus, ehe Kentin Mahé vom Siebenmeterpunkt die erste französische Führung besorgte (7:6, 14.). Schweden ließ sich davon allerdings so gar nicht aus der Ruhe bringen, durch tollen Tempo-Handball stellte Magdeburgs nachnominierter Linkshänder Albin Lagergren auf 10:7. Beim Stand von 8:12 zog Frankreich-Coach Guillaume Gille, als Spieler bereits 2001, 2009 und 2011 Weltmeister, seine erste Auszeit.

Unglaubliche 93 Prozent der Schweden

Zur Pause führten die "Tre Kronor" mit 16:13. Zwei Hauptgründe dafür: Löwen-Keeper Andreas Palicka, der sich gerade selbst in der Form seines Lebens sieht und hinterher zum "Man of the Match" gewählt wurde, entschied das Torhüter-Duell klar für sich. Dazu kam der krasse Unterschied bei Würfen aus dem Feld, den herausragenden 93 Prozent (14 von 15) der Schweden standen 50 Prozent (11/22) der Franzosen gegenüber.

Dass nach 30 Minuten noch gar nicht über die Schiedsrichter gesprochen wurde, durften die deutschen Unparteiischen Robert Schulze und Tobias Tönnies durchaus als Kompliment verstehen. Mit dem Seitenwechsel verkürzten die Franzosen rasch auf 16:17, doch "Les Experts" fanden insgesamt zu selten Antworten auf den schwedischen Express-Handball. Magdeburgs fehlerfreier Rechtsaußen Daniel Pettersson stellte beim 20:16 den alten Vier-Tore-Vorsprung wieder her. Symptomatisch: Wanne wurde Sekundenbruchteile nach einem französischen Fehlwurf von Palicka bedient, sein achter Treffer (im zehnten Versuch) zum 22:18.

Dipanda sieht Rot

So langsam lief dem Rekord-Weltmeister aus Frankreich die Zeit weg, während Schweden es gnadenlos effektiv und extrem sehenswert wie geduldig über die Außen spielte. Ein kleines Zeichen der französischen Verzweiflung: Adrien Dipanda traf Gottfridsson bei einer Abwehraktion böse im Gesicht und sah dafür nach Videobeweis von den deutschen Referees berechtigterweise die Rote Karte.

Am Ende gewann Schweden hochverdient mit 32:26 gegen Frankreich und trifft in seinem ersten WM-Finale seit 20 Jahren am Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) auf Titelverteidiger Dänemark, das den Angriff von Europameister Spanien erfolgreich abwehrte.

Das erste WM-Halbfinale im Stenogramm:

Frankreich - Schweden 26:32 (13:16)

Tore für Frankreich: Descat 5, Remili 4, Fabregas 3, Mem 3, Abalo 2, Claire 2, Mahé 2/2, Tournat 2, Acquevillo 1, Guigou 1, Porte 1
Tore für Schweden: Wanne 11/4, Pettersson 6, Carlsbogard 4, Claar 3, Gottfridsson 3, Lagergren 3, Sandell 2
Schiedsrichter: Robert Schulze (Magdeburg)/Tobias Tönnies (Stendal)
Strafminuten: 10 / 8
Disqualifikation: Dipanda (50.) / -

msc

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