Die sportliche Krise des 1. FC Köln nimmt immer bedrohlichere Formen an: Zum Auftakt des 8. Spieltags verlor der Tabellenletzte selbst bei Lieblingsgegner VfB Stuttgart mit 1:2 (0:1). Die Konsequenz daraus: Die Rheinländer rangieren mit weiterhin nur einem (!) mickrigen Punkt am Tabellenende, kommen auf ein Torverhältnis von 3:17 (!) und warten obendrein saisonübergreifend seit zwölf (!) Auswärtsspielen auf einen Sieg.
Umso bitterer, dass gerade das Spielende die Gefühlswelt der Gäste einmal mehr komplett durcheinanderwirbelte: Nach dem sehenswerten Ausgleich von Dominique Heintz nahm Schiedsrichter Benjamin Cortus erst einen Foulelfmeter nach Videobeweis und minutenlanger Diskussion zurück, dann folgte der Knock-out in der Nachspielzeit durch Chadrac Akolo, dessen Abschluss obendrein von FC-Akteur Tim Handwerker unhaltbar für Torhüter Timo Horn abgefälscht wurde.
Die furiose wie erneut aus FC-Sicht mit reichlich Pech gepaarte Schlussphase rief sogar Stuttgarts Abwehrspieler Holger Badstuber auf den Plan, der Mitleid mit den Kölnern zeigte: "Das ist brutal, das entscheidet über Sieg und Niederlage. Die Kölner können einem leid tun, die erwischt es dieses Jahr bitterböse."
Man kann auch hektisch agieren, dazu neige ich aber weniger.
Kölns Geschäftsführer Jörg Schmadtke
Die Rote Laterne - sie bleibt fest in den FC-Händen. Der Druck auf Trainer Peter Stöger wird zudem größer - und der Frustpegel schlägt erneut aus. Allen voran bei Geschäftsführer Jörg Schmadtke, der gegenüber "Eurosport" speziell die Situation um den wieder aberkannten Elfmeter in der Nachspielzeit (vermeintliches Foul von Dennis Aogo an Sehrou Guirassy) ansprach: "Es gibt einen Kontakt, und der Schiedsrichter hat eine Entscheidung getroffen. Das ist keine klare Fehlentscheidung. Dann frage ich mich, warum die sich in Köln (der Videoassistent, d. Red.) einmischen? Das muss mir irgendwann einer erklären. Ich werde die nächsten drei Tage von allen möglichen Experten erklärt bekommen, warum das kein Elfmeter ist. Die Szene zeigt, dass das, was besprochen wurde und das, was getan wird, zwei unterschiedliche Dinge sind."
Spannungen mit Stöger? Schmadtke zeigt sich besonnen
Musste seine Schützlinge nach der nächsten Niederlage trösten: FC-Coach Peter Stöger. imago
Was hilft den Geißböcken nun mit Blick auf die kommenden Aufgaben, mit Blick auf das kommende Heimspiel gegen Werder Bremen? Eine Entlassung bzw. eine Kurzschlussreaktion offenbar nicht. Denn zu einer etwaigen Trainerdiskussion ließ sich Schmadtke nicht verleiten: "Dass man mal unterschiedlicher Auffassung ist, gehört dazu und das halte ich für normal. Es gibt keine innere Spannung. Im Moment wird vermehrt kolportiert, dass Peter und ich im völligen Dissens sind. Das ist einfach falsch. Je häufiger man das wiederholt, desto mehr ist es in der Öffentlichkeit. Aber deswegen wird es nicht richtiger. Es ist Teil des Geschäfts, das muss man ertragen. Ich starte keine Trainerdebatte, sondern ich schütze den Trainer und vermittle das Gefühl, dass wir als Gruppierung eine schwierige Aufgabe zu lösen haben. Man kann auch hektisch agieren, dazu neige ich aber weniger."
Bemerkenswert, dass die FC-Verantwortlichen in eigentlich unruhigen Fußballzeiten weiterhin Einheit demonstrieren und gemeinsam aus der Krise kommen wollen. Dennoch: Die Vorzeichen wurden durch die nächste Pleite schlechter.
Spielbericht
Zumal sogar eine gewaltige Serie endete - nur ein weiteres Indiz dafür, dass sich anscheinend vieles gegen den 1. FC Köln verschworen hat: Denn erstmals seit September 1996 entschied wieder die Heimmannschaft das Bundesliga-Duell zwischen dem VfB Stuttgart und dem "Effzeh". Heißt im Umkehrschluss: Nach 21 Jahren reisten die Domstädter wieder mit einer Niederlage im Gepäck aus dem Schwabenland ab - und erneut mit zusätzlichen Fragezeichen im Hinblick auf den Saisonausgang...