Ausgerechnet im Derby musste Schalkes Coach Jens Keller auf Mittelfeld-Leader Jones, der sich beim 4:1-Sieg in Wolfsburg seine fünfte Gelbe Karte abgeholt hatte, verzichten. Dafür rutschte Uchida in die Startelf und übernahm gleich seine angestammte Position als Rechtsverteidiger. Höger rückte ins defensive Mittelfeld auf die Doppel-Sechs.
Gleich zwei Wechsel vollzog BVB-Trainer Jürgen Klopp nach dem Gala-Auftritt beim 3:0-Erfolg in der Champions League gegen Schachtar Donezk. Großkreutz erhielt durchaus überraschend den Vorzug vor Reus, während Hummels nach überstandenem Infekt Felipe Santana zurück auf die Bank verdrängte. Bender wurde rechtzeitig fit, wohingegen Kapitän Kehl (angebrochene Rippe) passen musste.
Der 25. Spieltag
Beide Mannschaften hielten sich nicht lange mit taktischen Winkelzügen auf, legten vom Anpfiff weg ein hohes Tempo vor und gingen zudem mit viel Leidenschaft zu Werke. Es ging äußerst intensiv zur Sache, allerdings war die Fehlerquote hüben wie drüben zunächst noch relativ hoch. Vor allem der BVB erlaubte sich zu viele Ungenauigkeiten im Passspiel und kam deshalb auch nicht zu nennenswerten Abschlüssen. Besser machten es da die Königsblauen, die zielstrebiger nach vorne spielten und nach elf Minuten in Führung gingen: Uchida flankte von rechts präzise in die Mitte zu Draxler, der von einem Stellungsfehler von Hummels profitierte - 1:0.
Der BVB antwortete auf den Rückstand mit wütenden Angriffen und erhöhte den Druck. Die Schwarz-Gelben kamen zu mehr Ballbesitz, bekamen die Partie aber dennoch nicht in den Griff. Die Schalker zeigten sich von ihrer Schokoladenseite, waren äußerst bissig in den Zweikämpfen und durch blitzschnelle Konter stets brandgefährlich - Weidenfeller parierte gegen Huntelaar (14.).
Huntelaar macht das 2:0 und verletzt sich nach dem Seitenwechsel
Kampf um den Ball: Schalkes Matip im Duell mit Götze (re.). picture alliance
Es ging hin und her, auch weil der Meister trotz seiner ungewohnten spielerischen Schwächen durch seine individuelle Klasse am Ausgleich schnupperte (Blaszczykowski, 19., 20.). Dennoch hatte Dortmund zwei große Probleme: Lewandowski war völlig abgemeldet, während die BVB-Defensive immer wieder zu Unkonzentriertheiten neigte. Das spielte den Knappen natürlich in die Karten - Matip scheiterte nach einer Ecke per Kopf am auf der Linie stehenden Götze (25.), Draxler zog im Eins-gegen-Eins gegen Weidenfeller den Kürzeren (29.), ehe der "Hunter" zuschlug! Wieder brachte Uchida eine Flanke von rechts ins Zentrum, wo Subotic Huntelaar aus den Augen verlor. Der Niederländer bedankte sich und nickte aus kurzer Distanz locker ein (35.). Das war dann auch ein echter Wirkungstreffer für die Klopp-Elf, die am Ende froh gewesen sein dürfte, als Schiedsrichter Peter Gagelmann zur Halbzeit pfiff.
Klopp war sichtlich unzufrieden, wechselte zur Pause zweimal: Reus und Sahin kamen für Großkreutz und Hummels, Bender rückte in die Innenverteidigung. Die Maßnahmen fruchteten, denn nach dem Seitenwechsel verlagerten sich die Kräfteverhältnisse eindeutig zu Gunsten des Meisters, der sich nun vor allem im Mittelfeld klare Vorteile erarbeitete. Die Schalker gerieten verstärkt unter Druck und mussten rasch gegnerische Chancen zulassen - Blaszczykowski (48.), Götze (49.) und Piszczek (50.) sorgten für Wirbel. Dann prallte auch noch Hildebrand unglücklich mit Huntelaar zusammen, der daraufhin mit einer Bänderverletzung im linken Knie gegen Pukki ausgewechselt werden musste (54.).
Schalke gerät in eine Abwehrschlacht - BVB-Schlussoffensive erfolglos
In der 59. Minute spielte Blaszczykowski einen Traumpass auf Lewandowski, der auf einmal frei vor Hildebrand auftauchte und diesem aus 14 Metern keine Chance ließ. Der Anschluss war geschafft, der BVB wollte nun mehr und drängte gegen sich immer tiefer zurückziehende Königsblaue verstärkt auf den Ausgleich. Sahins Freistoß segelte knapp vorbei (62.), Lewandowski schoss im Strafraum Mitspieler Götze an (73.). Dortmund wollte das 2:2 erzwingen, probierte es dabei aber allzu häufig durch die Mitte und rannte sich folglich oftmals fest.
Die Knappen standen phasenweise mit sechs Mann auf einer Linie im eigenen Strafraum, schafften es mit der Zeit aber, sich ein wenig aus der Umklammerung zu lösen und hätten die Partie dann auch noch vorzeitig entscheiden können. Weil aber Pukki (74.), Draxler und Farfan bei einer Doppelchance (79.) und erneut Pukki (84.) beste Möglichkeiten ungenutzt ließen, blieb es bis zum Ende spannend. Der BVB warf danach alles nach vorne und kam sogar noch zur ganz großen Gelegenheit, Lewandowski schoss allerdings nur Hildebrand an (88.). Für den Schlusspunkt sorgte dann Schmelzer, der in der dritten Minute der Nachspielzeit auf der Linie gegen Kolasinac klärte und damit eine noch höhere Derby-Niederlage der Schwarz-Gelben verhinderte - gewiss ein schwacher Trost für die Dortmunder.
Auf Schalke wartet am kommenden Dienstag (20.45 Uhr) der nächste Kracher: Gegen Galatasaray Istanbul wollen die Königsblauen ihr Ticket für die Runde der letzten Acht in der Champions League lösen. Die Dortmunder haben das bereits geschafft und werden folglich am kommenden Freitag gebannt nach Nyon schauen, wenn das Viertelfinale ausgelost wird (LIVE! ab 12 Uhr bei kicker.de). Tags darauf wird es für beide Teams in der Bundesliga wieder ernst: Schalke reist dann zum Club nach Nürnberg (15.30 Uhr), Dortmund empfängt den SC Freiburg.