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"Schachwelt im Schockzustand": Carlsen sorgt für neuen Eklat

Norweger gibt gegen 19-Jährigen nach einem Zug auf

"Schachwelt im Schockzustand", "Hexenjagd": Carlsen sorgt in der Fehde mit Niemann für neuen Eklat

Sorgt er noch für Aufklärung? Schach-Weltmeister Magnus Carlsen.

Sorgt er noch für Aufklärung? Schach-Weltmeister Magnus Carlsen. IMAGO/ZUMA Wire

Der Norweger Carlsen, seit Jahren Star der Szene, traf im Rahmen eines hochkarätig besetzten Online-Turniers am Montag erneut auf den 19-Jährigen - bereits nach einem Zug beendete er das Spiel kommentarlos. Ein Eklat, den die große Schach-Bühne so noch nicht gesehen hat. "Die Schach-Welt ist im Schockzustand", befand Experte Atle Grönn beim norwegischen Sender "NRK": "Magnus hat eine Bombe gezündet. Er macht etwas, das es auf diesem Level noch nie gegeben hat."

Carlsen unterstellt Niemann offenbar Betrug

Anfang September hatte Carlsen sich nach einer überraschenden Niederlage gegen Niemann aus einem Präsenz-Turnier in St. Louis zurückgezogen. Er unterstellt dem Amerikaner offenbar Betrug, hat dies bislang aber nicht ausformuliert. Belege gibt es nicht, die Spekulationen um Niemann werden durch Carlsens Verhalten allerdings angeheizt. 

Am Rande des Online-Turniers fielen die Reaktionen deutlich aus - die Forderungen an Carlsen, endlich klar Stellung zu beziehen, werden lauter. Der ungarische Großmeister Peter Leko zeigte sich "sprachlos", der britische Großmeister David Howell kommentierte, es seien "einfach bizarre, bizarre Zeiten". Maurice Ashley, US-Großmeister, twitterte: "Das ist schockierend und beunruhigend. Niemand kann glücklich damit sein, dass das in der Schachwelt passiert. Unglaublich!"

Er kann nicht einfach sagen: 'Ich glaube, du hast betrogen' und damit eine Hexenjagd provozieren. Er muss sagen: 'Hier ist mein Beweis.'

Jovanka Houska, Internationale Meisterin

Die Internationale Meisterin Jovanka Houska, Kommentatorin bei dem Turnier, kritisierte Carlsen deutlich. Dieser habe "mehr Öl ins Feuer gegossen. Er kann nicht einfach sagen: 'Ich glaube, du hast betrogen' und damit eine Hexenjagd provozieren. Er muss sagen: 'Hier ist mein Beweis'."

"Aus großer Macht folgt große Verantwortung. So sollte Carlsen nicht damit umgehen"

In die gleiche Kerbe schlug Paul Meyer-Dunker, Präsident des Berliner Schachverbands, via Twitter: "Anstatt sich zu äußern, beschließt Magnus Carlsen, Hans Niemann auf eine Art und Weise unter den Bus des Internetmobs zu werfen, die es ihm unmöglich macht, sich fair dagegen zu verteidigen. Aus großer Macht folgt große Verantwortung. So sollte Carlsen nicht damit umgehen."

Niemann

Aufgegeben und Kamera aus: Magnus Carlsen (oben re.) ist weg, Hans Niemann (oben li.) schaut verwundert. Screenshot chess24.com

Das Wort Betrug hat Carlsen allerdings noch gar nicht in den Mund genommen. Nach seiner Niederlage gegen Niemann Anfang September in St. Louis erklärte er via Twitter lediglich: "Ich habe mich aus dem Turnier zurückgezogen." Dazu stellte er das Video eines alten Interviews mit Fußball-Startrainer José Mourinho: "Ich ziehe es vor, nichts zu sagen. Wenn ich etwas sage, komme ich in große Schwierigkeiten, und ich möchte nicht in große Schwierigkeiten kommen."

Das aktuelle Online-Turnier läuft noch bis zum Ende der Woche, Carlsen und Niemann nehmen beide weiterhin teil. Carlsen hatte über sein Management bereits ausrichten lassen, dass er während des Turniers kein Statement abgeben werde. Mit seiner Aktion hat der Norweger auf jeden Fall für eine weitere Eskalation gesorgt.

ski, sid