Bundesliga

"Sautrauriger" Eberl sucht Trainer, keine neue Philosophie

Gladbach nach Favre: Schubert hat "Bock", Klopp ist kein Thema

"Sautrauriger" Eberl sucht Trainer, keine neue Philosophie

"Ein Zeitfenster gibt es nicht": Max Eberl will ohne Hektik einen Nachfolger für Lucien Favre suchen.

"Ein Zeitfenster gibt es nicht": Max Eberl will ohne Hektik einen Nachfolger für Lucien Favre suchen. Getty Images

Es gehört zum schnelllebigen Geschäft, dass nach Trainerwechseln sofort die ersten Nachfolgekandidaten gehandelt werden. Bei dem allseits beliebten Spielchen - wer ist auf dem Markt, wer passt ins Profil, wer könnte Lust haben, wer ist bezahlbar - machten direkt die ersten Namen die Runde: Dazu zählte, natürlich, auch Jürgen Klopp. Diese Personalie kann aber auch ganz offiziell abgehakt werden. Nachdem schon der Berater des früheren Dortmunder Trainers erklärt hatte, Klopp werde es nicht, versicherte Max Eberl am Montag : "Ich habe kein Angebot für Jürgen Klopp abgegeben." Borussias Sportdirektor kennt das Prozedere in solchen Situationen, er weiß, was in den nächsten Tagen und vielleicht Wochen auf ihn zukommt: "Wir werden natürlich mit vielen Namen konfrontiert."

Gladbachs Problem nach Favres Rücktritt liegt auf der Hand: Im September stehen die meisten interessanten Trainer unter Vertrag. Thomas Tuchel (Dortmund), über den Borussias Verantwortliche mit Sicherheit intensiv nachgedacht hätten, ist seit Sommer vom Markt. Auch Markus Weinzierl wäre eine perspektivische Lösung, sitzt aber beim nächsten Gegner FC Augsburg auf der Bank. Eberl macht keinen Hehl daraus, dass er seine Gedanken erst mal ordnen muss und kein Notfallszenario existiert, weil man die feste Überzeugung besaß, zusammen mit Favre die Krise zu meistern. "Wir hatten keinen Plan B", versichert Eberl, obwohl er am Montag bestätigte, dass Favre schon mehrfach in der Vergangenheit Rücktrittsgedanken geäußert hatte.

Eberl läutet die "Phase des Übergangs" ein - an seinem Geburtstag

Klar ist: An der Philosophie wird auch unter einem neuen Trainer nicht gerüttelt. "Wir haben eine fantastische Entwicklung genommen, die wird sich nicht ändern. Wir werden weiter mit den Spielern arbeiten, die wir entwickeln können. Das ändert sich nicht dadurch, dass uns Lucien verlassen hat", betont Eberl.

Bei der Suche nach dem geeigneten Favre-Nachfolger will sich der Sportdirektor trotz der sportlichen Misere nicht unter Druck setzen lassen. "Ein Zeitfenster gibt es nicht", so Eberl, "wir werden in keine Hektik verfallen." Dabei steht fest, dass es sich bei dem von der U 23 zu den Profis beförderten Andre Schubert um eine Interimslösung handelt. Eine "Phase des Übergangs" nennt es Eberl, der am heutigen Montag seinen 42. Geburtstag feiert. Das Vertrauen in Schubert sei groß: "Er wird eine neue Ansprache finden und neue Reize setzen. Andre ist ein hervorragender Teamplayer, und er hat Bock auf die Aufgabe."

Schubert ist erst seit Sommer in Gladbach

Ein Pluspunkt für den 44-jährigen Hoffnungsträger, der am besten schon am Mittwoch die sportliche Wende herbeiführt: Er war bereits im Profibereich tätig. Der Ex-Trainer des SC Paderborn und vom FC St. Pauli war erst im Sommer nach Gladbach gekommen und hatte die U 23 nach dem verpassten Aufstieg übernommen. Aktuell sind die "Jung-Fohlen" Dritter in der Regionalliga West (4/4/1, 24:12 Tore). Am Dienstag steht Schuberts erste Einheit mit der Mannschaft an - die Vorbereitungszeit für Augsburg ist also knapp. Und es geht Schlag auf Schlag: Nach Augsburg wartet die Reise zum VfB Stuttgart. Die Woche der Wahrheit.

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Auch wenn der Fokus somit längst auf das Spiel gegen Augsburg gerichtet ist: Eberl ist anzumerken, wie nah ihm das überraschende Ende der viereinhalbjährigen Zusammenarbeit mit Lucien Favre geht. Dass am Sonntag jegliche Überzeugungsarbeit scheiterte, Favre vom Rücktritt abzuhalten, bedauert der Sportdirektor weiterhin. "Er hatte die Sorge, keine Lösungen mehr zu finden. Wir haben versucht, ihm diese Sorge glaubhaft zu nehmen", schildert Eberl die Gespräche am Tag nach dem 0:1 in Köln. Den ganz großen, entscheidenden Beweggrund für seinen Entschluss habe Favre nicht genannt, sagt Eberl, der freimütig bekennt: "Ich bin sautraurig darüber, dass die Zeit mit einem so fantastischen Trainer vorbei ist."

Jan Lustig