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Sarkastischer Guardiola feiert sein Team - Gündogan kritisiert Aguero

Bittere Statistiken für ManCitys Trainer

Sarkastischer Guardiola feiert sein Team - Gündogan kritisiert Aguero

Schwärmen nach dem nächsten Rückschlag: Pep Guardiola in Anfield.

Schwärmen nach dem nächsten Rückschlag: Pep Guardiola in Anfield. picture alliance (3)

Noch ist unklar, wie es Michael Olivers Schultergelenk geht, doch es sah nicht gut aus. Pep Guardiola hatte sich nach dem Schlusspfiff die Hand des 34 Jahre jungen Schiedsrichters geschnappt und so heftig geschüttelt, dass man erst mal das Schlimmste befürchten musste. "Thank you so much!", hatte Manchester Citys Trainer dabei mit weit aufgerissenen Augen gleich zweimal gerufen. "Thank you so much!"

Für ManCity war es ein Abend voller Sarkasmus in Anfield

Dass Guardiola hinterher sagte, das "auf keinen Fall" sarkastisch gemeint, sondern nur gratuliert zu haben, war der nächste sarkastische Moment an einem Abend, der Manchester City von vorne bis hinten sarkastisch vorkommen musste. Der Meister verlor mal wieder in Liverpool, Guardiola mal wieder gegen Jürgen Klopp, und mal wieder spielte der Schiedsrichter eine Rolle.

Im Champions-League-Viertelfinale der Vorsaison hatte Liverpool zweimal gegen ManCity gewonnen (3:0/2:1), zweimal aber auch viel Glück mit Referee-Entscheidungen gehabt. Und so kam an diesem Sonntag wieder: Sekunden bevor Fabinho in der sechsten Minute die Reds in Führung geschossen, ja, geknallt hatte, war der Ball im Liverpooler Strafraum an Trent Alexander-Arnolds abgespreizten, angespannten Arm gesprungen.

Noch nie hatte ein Guardiola-Team nach zwölf Spieltagen weniger Punkte

Für Ilkay Gündogan war das ein "ganz klares Handspiel", für Pep Guardiola auch, obwohl der sich in den TV-Interviews nach dem Spiel jedes Wort zum Schiedsrichtergespann verkniff. Aber jeder hatte gesehen, wie aufgebracht er in der Nähe seiner Coaching Zone herumgesprungen war, wie wild er gestikuliert hatte. Doch auch der Videoassistent stützte Olivers Entscheidung, erstens nicht auf Elfmeter zu entscheiden und zweitens dadurch auch Liverpools Führung anzuerkennen.

Und so lag ManCity im "schwersten Stadion der Welt" (Guardiola) früh im Hintertreffen und verließ es mit einer verdienten 1:3-Niederlage. Die Citizens sind jetzt seit 2003 in Anfield sieglos und nur noch Tabellenvierter, haben neun Punkte Rückstand auf Liverpool und mit 25 Punkten die wenigsten, die je ein Guardiola-Team in Spanien, Deutschland oder England nach zwölf Spieltagen hatte.

Das war eine der besten Leistungen, die ich je von meiner Mannschaft gesehen habe.

Pep Guardiola

Und was machte Guardiola? Das, was er am liebsten macht: Er lobte.

"Ich bin so stolz auf meine Mannschaft, stolzer als jemals zuvor", sagte er. Mehr noch: "Unsere Leistung war so gut." Mehr noch: "Wir haben heute gezeigt, warum wir Meister sind." Mehr noch: "Wir haben gespielt wie eine Mannschaft, die zweimal hintereinander Meister geworden ist." Und noch mehr: "Das war eine der besten Leistungen, die ich je von meiner Mannschaft gesehen habe."

Dass ManCity schon wieder in Anfield verlor, hatte schon auch etwas mit ManCity zu tun

Wie mutig die Gäste begonnen, wie eisern sie bis zum Schluss (als Guardiola noch einmal, diesmal ohne große Grundlage, einen Handelfmeter forderte) gekämpft und wie viele Chancen sie sich trotz der langen Verletzungsliste immer wieder erspielt hatten, war in der Tat beeindruckend und nötigte auch Jürgen Klopp Respekt ab ("Oh, sie waren so gut").

Nur war eben am Ende doch wieder alles wie immer: Guardiola unterlag zum neunten Mal Klopp (einmal davon im Elfmeterschießen) und zum vierten Mal in Anfield - in keinem Stadion der Welt hat er laut "Opta" häufiger verloren. Und das lag nicht nur an den eiskalten, wieder mal auf den Punkt herausragenden Liverpoolern und schon gar nicht nur am Schiedsrichter, sondern hatte schon auch etwas mit ManCity selbst zu tun.

Gündogan moniert: "Sergio hätte querlegen können, hat aber auch komplett aufgehört"

13 Ecken verschwendete die Guardiola-Elf etwa in den rund 94 Minuten, von 18 Schüssen brachte sie nur drei aufs Tor. Und vor dem 0:1 passierte ihr etwas, was Liverpool mutmaßlich nicht passiert wäre: Kaum war der Ball von Alexander-Arnolds Arm abgeprallt, war der von Sergio Aguero und anderen schon oben gewesen - die Spieler reklamierten, statt erst mal weiterzuspielen; nur so konnte Liverpool überhaupt kontern.

"Wir hören auf zu spielen", monierte auch Gündogan bei "Sky" und kritisierte Aguero, der unmittelbar neben Alexander-Arnold gestanden hatte, direkt: "Sergio hätte den Ball eventuell noch querlegen können nach dem Handspiel, hat aber auch komplett aufgehört."

Im Titelkampf wollen die Citizens aber noch nicht "aufhören". Drei Mannschaften hätten jetzt zwar "größere Chancen", aber "wir werden es versuchen", sagte Guardiola, als er Olivers Hand irgendwann wieder losgelassen hatte. Und so, wie man ihn und seine Mannschaft in der vergangenen Saison kennengelernt hat, war diesmal wirklich kein bisschen Sarkasmus dabei.

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