Aus München berichten Martin Gruener und Jörg Wolfrum
Sergio Ramos, natürlich, wer sonst. Der Kapitän führte Real Madrid am Dienstag beim Audi Cup in die Allianz Arena. Der Boss der Königlichen geht eben immer voran, auch in den schlechten Momenten. So wie in diesen Wochen, wo es gar nicht läuft in der Saisonvorbereitung. Am Dienstag setzte es in München beim 0:1 gegen Tottenham im dritten Spiel Niederlage Nummer vier. Und das, obwohl Real praktisch mit fast allen Stars angetreten war, darunter natürlich - an ehemaliger Spielstätte - Regisseur Toni Kroos und Weltfußballer Luka Modric. Doch Applaus heimste, wenn überhaupt, dann Tottenham ein. Zu schwach agierten die Spanier.
Trainer Zinedine Zidane präsentierte sich nach dem Match ähnlich lustlos wie weite Teile seiner Crew zuvor über weite Strecken des Spiels: "Ich bin nicht glücklich über die Niederlage, aber auch nicht besorgt", viel mehr wollte der Franzose nicht sagen. Und schob dann doch nach: "Ich bin nicht besorgt, denn wir haben uns verbessert gezeigt." Doch weil eben wieder eine Niederlage bilanziert wurde, gab auch der Coach zu: "Wir erleben gerade eine schwierige Vorbereitung." Und dann folge der vielleicht wichtigste Satz: "Wir sind noch nicht bereit."
Hazard bleibt blass - Real-Youngster als Lichtblick
Wie auch? In den USA hatte es zuvor gleich zwei Pleiten gesetzt: 1:3 gegen Bayern München, dann ein Sieg, allerdings lediglich im Elfmeterschießen (3:2) gegen Arsenal und, vor allem, 3:7 gegen Atletico Madrid, eine historisch hohe Niederlage, die sie in Spanien schon mit dem 1:9 aus dem Jahr 1980 gegen Bayern München vergleichen. Von einer "Rufschädigung" polterte Ramos nach dem 3:7. Zumal ja Atletico in der Vorsaison als Vizemeister den Drittplatzierten Real ebenfalls düpiert hatte. Ein Debakel wie gegen Atletico verhinderte am Dienstag einzig Keeper Keylor Navas - mit zahlreichen Superparaden, drei davon gleich in der Frühphase des Spiels. Nach dem Wechsel parierte er dann klasse gegen den Ex-Leverkusener Heung Min Son und gegen Dele Alli.
So war es letztlich nur Harry Kane, der den Costa Ricaner überwinden konnte: in der 21. Minute nach einem dicken Bock von Linksverteidiger Marcelo. Zuvor hatte schon Verteidiger-Kollege Raphael Varane mit drei Fehlpässen im Aufbau Schwächen gezeigt. Von Real? Wenig bis nichts. Anfangs ein Schuss aus der Distanz von Toni Kroos, abgefälscht zur Ecke. Zwingend aber sah anders aus. Nur Karim Benzema hätte für die Madrilenen treffen können, Neuzugang Rodrygo brachte etwas Bewegung ins Spiel, aber zu wenig. Der 100-Millionen-Neuzugang Eden Hazard indes setzte kaum Akzente, mehr Szenenapplaus und Raunen heimste da sogar noch in den letzten zehn Minuten der erst 18-jährige Japaner Takefusa Kubo ein.
Zidane: Kein Kommentar zu James - Lob für Navas
Madrid war ohne Gareth Bale (Wechselambitionen) und die angeschlagenen Thibaut Courtois und Eintracht-Neuzugang Luka Jovic angereist, Ferland Mendy (Oberschenkel) und Marco Asensio (Kreuzbandriss) fallen ohnehin schon länger aus. Und Zidane? Gab sich betont cool. Zu dem zuletzt an die Bayern ausgeliehenen James wollte er nichts sagen. Trotz Nachfrage. Erst recht nicht, ob er sich wünsche, dass der Kolumbianer nun in Madrid bleibe.
Bale? Dass der Waliser in Madrid blieb, statt zum Audi Cup mitzureisen, "sei mit der medizinischen Abteilung so entschieden". Immerhin, den toll agierenden Keeper Kaylor Navas lobte Zidane dann doch etwas: "Er machte ein großartiges Spiel." Dass der verletzt fehlende Navas-Konkurrent Courtois zuletzt selbst angedeutet hatte, die Nummer 1 Reals zu sein, wollte der Coach aber so nicht stehen lassen: "Keiner hat bei uns einen Stammplatz sicher." Nach einer Leistung wie am Dienstag ist das kein Wunder - zumindest was die Feldspieler anbelangt.
