"Das ist das Spiel, auf das die Welt wartet", hatte Real Madrids Trainer José Mourinho vor dem Achtelfinalhinspiel gegen Manchester United erklärt. Extra deshalb hatte der Portugiese beim 4:1-Ligasieg gegen den FC Sevilla einige Stammkräfte geschont. Fünf Änderungen gab es folglich bei den Königlichen: Varane (nach Muskelfaserriss), Khedira, Xabi Alonso (nach Leistenverletzung), Özil und di Maria ersetzten Raul Albiol, Essien, Modric, Kaka sowie Higuain.
Auch Manchesters Coach Sir Alex Ferguson hatte in der Premier League ebenfalls rotieren lassen. Im Vergleich zum 2:0-Erfolg gegen Everton spielten Ferdinand, Carrick, Welbeck und der ehemalige Dortmunder Kagawa anstelle von Valencia, Cleverly, Altmeister Giggs und Kapitän Vidic, bei dem Ferguson nach dessen langer Verletzungspause "kein Risiko eingehen wollte".
Die Achtelfinal-Hinspiele
Rasch zeigte sich, dass sich im altehrwürdigen Bernabeu zwei echte Top-Mannschaften zum Kräftemessen trafen. Sowohl die Madrilenen als auch die Engländer drückten aufs Tempo, zeigten sich spielerisch sowie läuferisch stark und agierten durchaus offensiv. Real entwickelte jedoch mehr Zug zum Tor und sorgte gerade durchs Zentrum für viel Betrieb, auch weil das Sechser-Pärchen Carrick/Jones phasenweise überfordert wirkte. Erste Chancen der Königlichen ließen dann auch nicht lange auf sich warten: Di Maria verzog nur knapp (4.), während Coentraos 16-Meter-Schuss de Gea mit den Fingerspitzen noch an den rechten Pfosten lenkte (6.).
Die Spanier waren überlegen, hatten mehr Spielanteile, kamen dafür aber zu selten zu klaren Abschlüssen, auch weil es an Präzision beim finalen Pass fehlte. Und auf einmal lagen die Mourinho-Schützlinge auch noch zurück! Rooney zog eine Ecke von links in die Mitte zu Welbeck, der per Kopf die glückliche Führung markierte (20.). Real antwortete mit wütenden Angriffen und totaler Dominanz. Die Madrilenen schnürten die "Red Devils" in der Folgezeit in deren Hälfte ein und drängten mit Vehemenz auf den Ausgleich. Vor allem Cristiano Ronaldo drehte nun auf: Zuerst verzog der Portugiese noch knapp (28.), ehe er nach einer halben Stunden per Kopf nach mustergültiger Flanke von di Maria den hochverdienten Ausgleich sicherte.
Real lässt Chancen am laufenden Band ungenutzt
Traf gegen seinen Ex-Klub: Cristiano Ronaldo. Getty Images
Kurz darauf sendeten die Engländer noch einmal frische Lebenszeichen, als Welbeck fast erneut getroffen hätte (34.) und Rooney kurz darauf knapp verzog (35.). Englische Chancen waren aber viel mehr die Ausnahme und nicht die Regel, im Gegensatz zu Real. Die Königlichen legten eine hohe Schlagzahl vor, hatten aber mit ihrer schwachen Chancenverwertung zu hadern. Özil (38.) und Cristiano Ronaldo (43., 45.) ließen erstklassige Gelegenheiten ungenutzt, weshalb es beim mittlerweile für Manchester schmeichelhaften 1:1-Pausenstand blieb.
Nach dem Seitenwechsel zog sich Manchester noch tiefer in die eigene Hälfte zurück und war nur noch auf Ergebnissicherung bedacht. Real drückte dagegen weiter auf die Tube und erarbeitete sich weitere tolle Möglichkeiten, ließ diese aber weiter fröhlich ungenutzt. Cristiano Ronaldo (49.), di Maria (52., 53.), Coentrao (61.) und abermals Ronaldo (70.) hatten allesamt kein Abschlussglück.
ManUnited hatte bis dahin im gesamten zweiten Durchgang nicht einen einzigen nennenswerten Entlastungsangriff gefahren, hätte den Spielverlauf nach 72 Minuten aber fast auf den Kopf gestellt: Van Persie scheiterte zuerst aus spitzem Winkel an Lopez, ehe er Sekunden später die bis dato wohl beste Chancen liegen ließ - der Niederländer semmelte freistehend aus kurzer Distanz über den Ball! Auf der anderen Seite scheiterte der eingewechselte Higuain (77.) sowie der auffällige Khedira (79.) mit sehenswerten Fernschüssen an de Gea. Bis zum Schluss blieb es spannend, Tore fielen aber keine mehr, auch weil Cristiano Ronaldo (85., 90.+1) sowie auf der Gegenseite van Persie (90.+3) ihrem jeweiligen Ruf als Torjäger nicht mehr gerecht wurden.
Bevor am Dienstag, den 5. März (20.45 Uhr), im Old Trafford das Rückspiel auf dem Programm steht, wartet auf beide Teams noch der Liga-Alltag. In der Primera Division hat Real am kommenden Sonntag (21 Uhr) Rayo Vallecano zu Gast, Manchester United empfängt am Montag (21 Uhr) den FC Reading.