Ohne seine Superstars Cristiano Ronaldo (Knieverletzung), Bale, Kroos und Pepe (Rückstand nach EM-Urlaub) trat der von Zinedine Zidane trainierte Champions-League-Sieger in Trondheim an. Mit Kapitän Sergio Ramos führte ein Altbekannter die Königlichen auf den Rasen. Vorne im Sturmzentrum agierte mit Morata ein Rückkehrer.
Der Europa-League-Gewinner FC Sevilla trat nicht nur mit einer runderneuerten Mannschaft, sondern auch mit einem neuen Mann an der Seitenlinie an. Jorge Sampaoli trat die Nachfolge des nach Paris abgewanderten Unai Emery an. In der Startaufstellung der Andalusier fand sich mit Neuzugang Kiyotake auch ein ehemaliger Bundesliga-Profi (Nürnberg, Hannover).
Asensio eröffnet den Supercup sehenswert
Real Madrid war in der Anfangsphase auch ohne seine Superstars drückend überlegen und dominant. Dem Europa-League-Gewinner aus Sevilla gelang es dagegen nur selten, Ruhe ins Spiel zu bringen. Die Andalusier spielten häufig lange Bälle in Richtung des Strafraums, Real dagegen setzte erwartungsgemäß auf pfiffigen Kombinationsfußball. So war es kein Wunder, dass sich die Königlichen schon bald mit dem 1:0 belohnten. Ein bildschöner Schuss von Linksaußen Asensio schlug genau im Torwinkel ein (21.).
Erst jetzt trat Sevilla offensiv mal in Erscheinung. Allerdings hatte die Sampaoli-Elf ihre Mühe, sich durch die Abwehrketten der Madrilenen zu kombinieren. So blieb Keeper Casilla bis zu diesem Zeitpunkt beschäftigungslos. Auch bei Marianos Volley musste der 29-Jährige noch nicht eingreifen (27.), dafür aber wenig später bei Daniel Carricos Distanzkracher. Diesen entschärfte er souverän (30.).
Die BBC-losen Königlichen hatten sich nach einer halben Stunde ein bisschen einschläfern lassen und bekamen noch vor der Pause die Quittung dafür. Franco Vazquez schloss eine Kombination über Luciano Vietto und Vitolo erfolgreich ab und traf aus 15 Metern per Linksschuss zum 1:1 (41.). Isco war zwar noch bemüht, Real erneut in Führung zu bringen, aber sein Kopfball war eine leichte Beute für Sergio Rico (44.).
Königliche kommen mit Dampf aus der Kabine
Real kam erneut besser aus der Kabine und diktierte zunächst wieder das Geschehen auf dem Rasen. Sevilla sorgte in der Phase nach Wiederbeginn kaum noch für Entlastung und die Chancen verbuchte ausschließlich Madrid. Casemiro (52.) und Isco (55.) verfehlten ihr Ziel, ein gefährlicher Pass auf Morata wurde in letzter Sekunde geklärt (54.).
Spiel gedreht: Yevhen Konoplyanka verwandelt einen strittigen Foulelfmeter zum 2:1. Getty Images
Doch nach dieser kurzen königlichen Drangphase kontrollierte Sevilla wieder die Partie mit verhältnismäßig viel Ballbesitz. Real stand defensiv zwar sicher, machte aber kaum Anstrengungen, vernünftig in die Zweikämpfe zu kommen. Zidane reagierte und brachte mit Benzema und Modric frisches Blut ins Spiel. Der Franzose fügte sich auch sogleich mit einer guten Kopfballgelegenheit ein (64.).
Sergio Ramos: Erst Elfer-Opfer, dann Kopfballmonster
Kurz darauf schlug das Pendel plötzlich pro Sevilla aus. Vitolo tanzte Sergio Ramos im Strafraum aus und stolperte über den Fuß des Innenverteidigers. Ob überhaupt eine Berührung vorlag, ließ sich nicht wirklich klären. Schiedsrichter Milorad Mazic aus Serbien zeigte dennoch auf den Punkt. Der ebenfalls kurz zuvor eingewechselte Konoplyanka verwandelte lässig aus elf Metern zur Führung der Andalusier (72.).
Mit James zog Real-Coach Zidane anschließend seinen letzten Offensivtrumpf (73.). Und die Königlichen schmissen in der Schlussphase auch alles nach vorne. Gerade Rechtsverteidiger Carvajal machte noch einmal mächtig Tempo über seine Seite und schloss auch einmal gefährlich ab (81.). Es dauerte schließlich bis in die Nachspielzeit, ehe erneut der Ex-Leverkusener von der Grundlinie aus flankte und - na klar - Sergio Ramos, der Mann der späten und entscheidenden Tore (Stichwort: Champions-League-Finale 2014) per Kopfball den späten Ausgleich markierte (90.+3).
Bedingungsloses Anrennen: Carvajal belohnt Real auf den letzten Metern
Es ging also in die Verlängerung und in dieser dezimierte sich der FC Sevilla kurz nach Wiederbeginn selbst: Kolodziejczak leistete sich ein zu hartes Einsteigen gegen Lucas Vazquez und sah hierfür die Gelb-Rote Karte (93.). Nachdem nun alle Vorzeichen für Real sprachen, trat erneut Sergio Ramos auf die große Bühne und besorgte per Flugkopfball das 3:2 - denkste! Aufgrund eines kleinlichen Pfiffs, der Spanier hatte Gegenspieler Rami minimal am Arm gezogen, wurde dem Treffer die Anerkennung verwehrt (99.).
Wiederbelebung? Nein! Die Spieler von Real feiern einfach nur ihren Matchwinner: Dani Carvajal Getty Images
Auch in den zweiten 15 Extra-Minuten dominierte die Zidane-Elf nach Belieben. Zweimal James (108., 116.) und Lucas Vazquez vergaben teils großartige Möglichkeiten. Als dann alle Beteiligten scheinbar schon mit dem Elfmeterschießen rechneten, fasste sich der starke Carvajal noch einmal ein Herz, drang vom Flügel aus beherzt in den Strafraum ein und zwirbelte das Leder mit dem Außenrist in die Maschen (119.). Ein Traumtor, das den Königlichen in letzter Minute den Supercup bescherte.
Real startet am 21. August (20.15 Uhr) bei Real Sociedad in die neue Spielzeit der Primera Division. Der FC Sevilla trifft im spanischen Supercup zunächst noch auf den FC Barcelona. Das Hinspiel findet am kommenden Sonntag (14. August, 22 Uhr) statt, das Rückspiel in Katalonien steigt am 17. August (23 Uhr). In der Liga geht's für die Andalusier dann am Samstag, 20. August (22.15 Uhr), gegen Espanyol los.