Reals Trainer Carlo Ancelotti veränderte seine Startelf gegenüber dem 2:1-Erfolg gegen Barcelona im spanischen Pokalfinale auf einer Position: Der zuletzt angeschlagene Ronaldo begann, Bale nahm (nach Magen-Darm-Problemen) den Platz auf der Bank ein. Sein Gegenüber Pep Guardiola drehte im Vergleich zum 2:0-Sieg in Braunschweig fünfmal an der Personalschraube: Raeder (Tor), Martinez, Götze, Pizarro (alle Bank) und Höjbjerg wichen aus dem Team. Dafür liefen Neuer (Tor), Rafinha, Alaba, Kroos und Mandzukic von Beginn an auf.
Der FC Bayern präsentierte sich von Beginn an extrem dominant. An der Mittellinie betrieben Dante, Boateng oder Lahm den Spielaufbau, Real zog sich weit in die eigene Hälfte zurück und überließ den Münchnern nahezu sämtlichen Ballbesitz. Gefährliches sprang dabei allerdings selten heraus, lediglich Robben war mit einem Drehschuss aus 16 Metern gefährlich (14.). Eine Kopfball-Ablage von Mandzukic konnte Kroos nicht verwerten (18.), ehe sich Real mehr zutraute und die Bayern eiskalt auskonterte.
Benzema ohne Mühe
In seiner ersten auffälligen Szene erwies sich Ronaldo einmal mehr als Ausnahmekönner, indem er Coentrao den Ball punktgenau in den Lauf legte. Boateng, Dante und Alaba kamen zu spät und Benzema verwertete den flachen Querpass mühelos zum 1:0 (19.). Reals Spielweise erwies sich auch in der Folge als die effizientere, gegen extrem hoch stehende Münchner kamen die "Galacticos" immer wieder gefährlich über die Außen.
Glück hatten die Bayern, als Ronaldo einen Kopfball genau in Neuers Arme nickte (21.), auch di Marias Distanzschuss geriet kurz darauf zu unpräzise (23.). Spätestens in der 26. Minute hätte der Weltfußballer das Resultat auf 2:0 schrauben müssen. Erneut stand Bayern sehr hoch, Benzema bekam den Ball auf links und legte quer - doch Ronaldo konnte den Ball nicht kontrollieren und verzog.
Extremer Ballbesitz - keine Gefahr
Die Guardiola-Elf erspielte sich eine Vielzahl von Eckbällen und verzeichnete sage und schreibe 80 Prozent Ballbesitz beim Pausenpfiff - doch die Führung der Madrilenen ging vollkommen in Ordnung. Auch deshalb, weil di Maria sich gnädig gezeigt und nach kollektivem Schlaf in der Münchner Hintermannschaft zu hektisch abgeschlossen hatte (41.).
Die Halbfinal-Hinspiele
Ohne Wechsel gingen beide den zweiten Spielabschnitt an, jedoch änderte sich die Gemengelage zu Beginn etwas. Die ersten Momente gehörten Real, Ronaldo scheiterte aus spitzem Winkel an Neuer (46.). Die vermeintliche "Bestia Negra" war nun gewillt, keine Konterchancen mehr zuzulassen und zog sich etwas weiter zurück. Weil den Bayern nichts einfiel und Real keinen Platz zum Kontern hatte, verflachte die Partie etwas.
Ratlose Münchner
Torabschlüsse hatten Mandzukic & Co. höchst selten, wenn überhaupt sprangen Distanzschüse heraus. Kroos (58.) und Robben (62.) zielten allerdings zu ungenau. Real schien mit dem Resultat zufrieden, Pepe und Ramos standen felsenfest gegen Bayerns Offensive. Auch die Oberschenkel-Verletzung Pepes fiel nicht mehr ins Gewicht, Varane ersetzte ihn in der letzten Viertelstunde gleichwertig.
Guardiola konnte nicht zufrieden sein mit dem Auftritt seiner Schützlinge, folgerichtig brachte er Götze und Müller für den enttäuschenden Ribery und Schweinsteiger. Die neuen Kräfte brachten auch frischen Wind in die erlahmte Bayern-Offensive, Müllers Versuch aus 16 Metern flog nur knapp am linken Pfosten vorbei (80.). Die Riesenchance zum Ausgleich hatte der andere Neue, Casillas brachte bei Götzes Schuss von halbrechts aber die Fäuste rechtzeitig nach oben (84.).
Ancelotti wahrt weiße Weste
Real lauerte auf den zweiten Treffer, Bayern drängte weiter. Lahms Flanke legte Mandzukic am zweiten Pfosten auf Müller ab, der im letzten Moment aus Nahdistanz von Xabi Alonso am Torschuss gehindert wurde (90.+2). Kurz darauf beendete Schiedsrichter Howard Webb die Partie. Ancelotti bleibt damit im siebten Vergleich mit dem deutschen Rekordmeister ohne Niederlage (Bilanz: Fünf Siege, zwei Remis) und geht mit einem vielversprechendem Resultat ins Rückspiel am kommenden Dienstag (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker.de).
Zuvor sind beide Teams in der nationalen Meisterschaft im Einsatz: Real am Samstag (20 Uhr) gegen Osasuna, Bayern am gleichen Tag (15.30 Uhr) gegen den SV Werder Bremen.