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Ranieri: Europaliga widerspricht der Fußballkultur

Leicester-Trainer ergreift Partei

Ranieri: Europaliga widerspricht der Fußballkultur

Hält nichts von Superliga oder der diskutierten Champions-League-Reform: Leicester-Trainer Claudio Ranieri.

Hält nichts von Superliga oder der diskutierten Champions-League-Reform: Leicester-Trainer Claudio Ranieri. imago

Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge hatte schon im Januar über das gesprochen, was derzeit offenbar bei vielen Topklubs diskutiert wird: die Gründung einer europäischen Superliga, beispielsweise auf privatem Wege parallel zur Champions League. Es gehe darum, "das Fußballsystem an die neuen Herausforderungen der Globalisierung anzupassen", hatte Rummenigge damals erklärt.

Am vergangenen Dienstag trafen sich dann Spitzenkräfte von Arsenal, Chelsea, Liverpool, Manchester City und Manchester United mit US-Unternehmern - angeblich ebenfalls, um die Idee einer Superliga zu diskutieren. Dem widersprach zwar ein Arsenal-Sprecher, der betonte, es sei lediglich über eine Reform des Europapokals nachgedacht worden. Doch diese Reform geht in eine ähnliche Richtung: Die "Großen" wollen ihre Einnahmen auf Dauer sichern, sie hätten gerne fixe Startplätze.

Premier League - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Leicester City Leicester City
60
2
Tottenham Hotspur Tottenham Hotspur
55
3
FC Arsenal FC Arsenal
52

Auslöser ist nicht zuletzt die aktuelle Premier-League-Saison, in der mit Chelsea, Liverpool, ManCity und ManUnited gleich vier Topklubs die Champions League zu verpassen drohen - dieses Risiko möchten sie offenbar künftig gerne vermeiden. "Manchester United argumentiert so: Haben wir den Fußball erfunden oder Leicester?", erklärte US-Manager Charlie Stillitano , der laut "Guardian" ebenfalls am Treffen teilnahm. Es gehe darum, wer die Champions League zur gegenwärtigen Finanzmaschine gemacht hat (nämlich die Topteams), deshalb gebe es gute Argumente für eine Art geschlossene Gesellschaft, wie sie das Franchise-System in den USA vormacht.

Vielleicht haben sie ja eine gute Idee, aber sie sollten sich fragen: 'Was macht ein kleines Team wie Leicester besser als wir?'

Claudio Ranieri

Die Trainer, auch Jürgen Klopp, wollten das Thema am Freitag lieber nicht kommentieren - mit einer Ausnahme: Claudio Ranieri sprach das aus, was wohl viele Fans Stillitano & Co. gerne antworten würden: "Das ist Sport!", sagte der Trainer von Überraschungstabellenführer Leicester City. "Ich verstehe, dass sie etwas unternehmen wollen, aber wenn etwas Komisches passiert, sollten sie nicht den kleinen Mannschaften die Schuld geben. Die müssen sie sich schon selbst geben. Vielleicht haben sie ja eine gute Idee, aber sie sollten sich fragen: 'Was macht ein kleines Team wie Leicester besser als wir?'"

Jene Menschen, die gerade über Europaliga und Champions-League-Reform nachdenken, sollten daran denken, "was die Fans wollen, nicht nur ans Geld", fordert der Italiener. "Denn die Kultur (des Fußballs, d.Red.) und die Fans sind wichtiger als alles andere."

jpe