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Protest gegen Rubiales: Borja Iglesias tritt aus Nationalteam zurück

Heftige Kritik nach Nicht-Rücktritt - Sportgerichtshof wird eingeschaltet

Protest gegen Rubiales: Borja Iglesias tritt aus Nationalteam zurück

Will vorerst nicht mehr für Spanien spielen: Borja Iglesias.

Will vorerst nicht mehr für Spanien spielen: Borja Iglesias. IMAGO/Offside Sports Photography

In einer hitzigen Rede verteidigte Luis Rubiales am Freitag den Kuss auf den Mund von Nationalspielerin Jenni als einvernehmlich und lehnte einen Rücktritt ausdrücklich ab.

Konsequenzen zog nun ein anderer: Aus Protest gegen Rubiales als spanischer Fußball-Verbandsboss will Borja Iglesias nicht mehr für La Roja spielen. "Als Spieler und Mensch fühle ich mich durch das, was passiert ist, nicht repräsentiert", schrieb der Stürmer von Real Betis am Freitag im Netzwerk X.

Dieser Rücktritt aus Spaniens Nationalteam gelte, "bis sich die Dinge ändern, und diese Art von Handlungen nicht ungestraft bleiben". Der 30-Jährige fügte an, er handele "für einen gerechteren, menschlicheren und anständigeren Fußball". Borja Iglesias lief bislang zweimal für Spaniens Nationalmannschaft auf, zuletzt erst im März beim 0:2 in Schottland in der EM-Qualifikation.

Putellas äußert sich

Ex-Nationaltorhüter Iker Casillas meldete sich ebenfalls beim Portal X, vormals Twitter, zu Wort. "Zum Fremdschämen" sei das Verhalten des Verbandschefs, schrieb der 42-Jährige. Ex-Nationaltorhüter David de Gea kommentierte Rubiales' Aufritt mit: "Meine Ohren bluten." Und Weltfußballerin Alexia Putellas (FC Barcelona) unterstrich: "Das ist inakzeptabel, das muss aufhören." Laut Medienberichten bereiten die Weltmeisterinnen gemeinsam mit der Gewerkschaft Futpro ein Statement vor.

Auch spanische Politiker gingen hart mit Rubiales ins Gericht. "Herr Rubiales weiß immer noch nicht, wo er ist und was er getan hat. Es ist nicht auf der Höhe der Zeit. Er muss jetzt sofort zurücktreten und uns weitere Peinlichkeiten ersparen", forderte die geschäftsführende Vize-Regierungschefin Yolanda Diaz. Es gehe nun darum, die Spielerin zu schützen, "um Nein zum Machismo zu sagen und um das Recht auf sexuelle Freiheit zu gewährleisten", schrieb Gleichstellungsministerin Irene Montero auf X.

Liga-Chef Tebas wird besonders deutlich

"Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen bisher nicht verstanden haben, was die Mitglieder der Fußballverbände im Umgang mit ihm als Präsident des RFEF erlebt haben", teilte Liga-Chef Javier Tebas mit, der Rubiales unter anderem frauenfeindliche Gesten, Beleidigungen und Erpressung vorwarf. "Wir leiden unter vielem und haben vieles angeprangert. Die Liste der Frauen und Männer, die in diesen Jahren von Luis Rubiales geschädigt wurden, ist zu lang und das muss aufhören", führte Tebas aus.

Der Leiter der obersten spanischen Sportbehörde CSD, Victor Francos, kündigte an, seine Institution werde nun gegen Rubiales vorgehen. "Wir werden handeln, wir haben alle Mechanismen aktiviert, um die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen", schrieb er ebenfalls auf X. Für den späten Freitagnachmittag kündigte Francos eine Pressekonferenz zum weiteren Vorgehen an.

Sportbehörde CSD ruft Sportgerichtshof "Tad" auf den Plan

Am Abend teilte dann auch noch die oberste spanische Sportbehörde CSD mit, dass man nach dem verweigerten Rücktritt von Rubiales beim Sportgerichtshof Tad die Suspendierung des Fußball-Verbandschefs beantragen wolle. Dies solle bereits am Freitag in die Wege geleitet werden, bestätigte CSD-Chef Víctor Francos bei einer Pressekonferenz in Tarragona im Nordosten Spaniens.

"Heute werden wir eine Beschwerde beim Tad einreichen, damit dieser beurteilen kann, ob ein schwerwiegendes Fehlverhalten vorliegt." Die Sportbehörde wirft Rubiales "sehr schweres" Fehlverhalten vor. Dies berechtigt die CSD nach Artikel 62 des Sportgesetzes dazu, Rubiales zu suspendieren, sobald das Sportgericht die Beschwerde zur Prüfung annimmt, wie die Zeitung "AS" schrieb.

cfl, dpa, sid