Bundesliga

Preis-Protest: BVB-Fans erklären Tennisball-Aktion

"Das Thema knallt international"

Preis-Protest: BVB-Fans erklären Tennisball-Aktion

Mussten während der Partie den Rasen von den bunten Tennisbällen befreien: Mats Hummels und Ilkay Gündogan (im Hintergrund).

Mussten während der Partie den Rasen von den bunten Tennisbällen befreien: Mats Hummels und Ilkay Gündogan (im Hintergrund). imago

Gruszecki gehört zu den Sprechern des Bündnisses "Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein", das sich dem Kampf gegen überhöhte Preise verschrieben hat. Dortmunder Fans wurden in Stuttgart 19,50 Euro für einen Stehplatz und 38,50 Euro für den günstigsten Sitzplatz abgenommen. Die vom BVB erhobene Vorverkaufsgebühr verteuerte die Karten noch einmal um weitere zehn Prozent.

"Diese Preise sind am Anschlag", zürnt Gruszecki. "Die Fans haben den Kaffee auf." Entsprechend hoch war der Mobilisierungsgrad in Stuttgart. "Deutlich mehr als 50 Prozent des Gästeblocks", so schätzt Gruszecki, blieben in den ersten 18:21 Minuten draußen. Die Aktion sei ein "Riesenerfolg" gewesen, zumal der Protest des Bündnisses auch außerhalb Deutschlands Gehör fand: "Das Thema knallt international."

Gruszecki: "Wir wollten niemanden gefährden"

Als "Akt des zivilen Ungehorsams" deklarieren die Dortmunder Fans ihren Protest, "wir wollten ein Zeichen setzen". Ein Zeichen gegen die schleichende Entwicklung, dass der Fußball seinen Status als Volkssport verlieren könnte. Um ihre Forderung nach bezahlbaren Tickets zusätzlich zu illustrieren, übersäten die BVB-Anhänger den Rasen vor ihrem Block nach der Pause mit kleinen, weichen Bällen. "Das sollte eine kreative, witzige Aktion sein", erklärt Gruszecki. "Wir wollten niemanden gefährden." Witzig fanden diese Aktion dem Vernehmen nach aber weder Spieler noch Offizielle von Borussia Dortmund. Beim BVB schließt man nicht aus, dass der DFB ein Ermittlungsverfahren einleitet und möglicherweise eine Strafe ausspricht.

BVB-Fans

Betraten erst verspätet den Gästeblock: Fans des BVB. Getty Images

Die Mercedes-Benz-Arena war am Dienstag jedenfalls nicht ausverkauft. Das kann an der kritisierten Stuttgarter Preisgestaltung in diesem sogenannten "Kategorie-A-Spiel" gelegen haben. Möglicherweise hat aber auch der Mix aus Ferien, Faschingsdienstag und ungemütlicher Witterung mit Sturm-Warnungen in Baden-Württemberg Tausende von einem Stadionbesuch abgehalten. Aus Dortmund kamen rund 5000 Fans; ein Viertel von ihnen wurde inklusive Vorverkaufsgebühr für Tickets auf der Gegengeraden mit mehr als 70 Euro zur Kasse gebeten. "So gräbt sich der Fußball das Wasser ab", befürchtet Gruszecki.

Schon in Hamburg, Hoffenheim, Berlin oder Mönchengladbach hatte das Bündnis "Kein Zwanni" auf ähnliche Weise gegen zu hohe Eintrittspreise Front gemacht. Nicht ganz erfolglos, wie Gruszecki anmerkt, "hinterher wurden die Preise wieder gesenkt". Ob sich der VfB Stuttgart daran jetzt für die Liga-Partie im April ein Beispiel nimmt, wird das "Kein Zwanni"-Bündnis aufmerksam verfolgen.

Thomas Hennecke