Bundesliga

Podolski: "Der Weg gefällt mir nicht"

Köln: Nationalstürmer sorgt mit Kritik für Zündstoff

Podolski: "Der Weg gefällt mir nicht"

Lukas Podolski ist vom FC enttäuscht: "Uns fehlt einfach die klare Strategie."

Lukas Podolski ist vom FC enttäuscht: "Uns fehlt einfach die klare Strategie." picture-alliance

Lukas Podolski hatte sich öffentliche Kritik lange verkniffen. Doch nachdem der kicker am Montag die Lage beim kriselnden FC detailliert analysiert hatte, legte der Nationalspieler am Mittwoch in der Sport-Bild nach. Dabei schlug der 25-Jährige, nahezu deckungsgleich, in dieselbe Kerbe.

Lukas Podolski über ...

FC-Trainer Zvonimir Soldo: Vielleicht setzt er als Trainer zu viel voraus. Aber unser Bundestrainer geht auch nicht hin und sagt: Ich habe die besten Spieler Deutschlands nominiert. Die können alles. Bei der Nationalmannschaft wird sehr akribisch gearbeitet.

FC-Kader: Wenn man (in Freiburg, Anm. d. Red.) nach zehn Minuten 0:2 zurückliegt, hat das auch etwas mit fehlender Qualität zu tun. Qualität, die uns fehlt, um nach oben zu kommen. Deshalb muss im Verein ein Umdenken stattfinden.

leere Versprechungen: Als der FC mich 2009 zurückholte, wurde mir gesagt: Am Anfang wollen wir die Liga halten, dann gute Transfers tätigen, um eine Mannschaft aufzubauen, die in drei bis vier Jahren auch mal um die internationalen Plätze mitspielen kann. Doch diese Entwicklung sehe ich nicht.

seine Zukunft: Der Weg, den der Klub geht, gefällt mir nicht. Wir treten auf der Stelle. Und wenn das auf Dauer so bleibt, muss ich mir schon Gedanken über meine Zukunft machen. Wenn ich merke, dass die mit mir besprochenen Dinge nicht umgesetzt werden, dann wird man schon nachdenklich.

Manager Michael Meier: Es kommt doch nicht nur auf die finanziellen Mittel an! Reus oder Großkreutz haben vor unserer Haustür gespielt und sind jetzt bei anderen Klubs. Oder warum gelingt uns nicht mal so ein Transfer wie der von Kagawa? Uns fehlt einfach die klare Strategie. Und ich kann mir vorstellen, dass das Verantwortliche aus unserem Verein genauso sehen. In Dortmund ist ein Konzept klar erkennbar. Bei uns wird immer nur erzählt, wie toll unsere Fans sind, wie toll unser Stadion ist. Es gibt auch Klubs, die finanziell schlechtere Voraussetzungen haben - und es dennoch besser machen.

Wie reagiert der Klub?

Reichlich Zündstoff vor dem Dortmund-Spiel, das für Soldo (42) zum Schlüsselspiel werden kann. Podolskis Attacke sorgt für Feuer unterm Dach. Besonders Meiers Position scheint geschwächt. Wie reagiert der Klub? Intern haben Podolskis Aussagen für großen Unmut gesorgt. Es steht den Verantwortlichen ohnehin ein heikles Spiel bevor. Podolskis Worte dürften die Gemüter im Falle einer Pleite zusätzlich erhitzen. Das Argument, es handle sich um eine mediale Kampagne, ist mit den Aussagen des Topstars jedenfalls entkräftet.

"Ich habe das gelesen und bin sehr verwundert darüber, da wir vor der Saison in unserer Leitkultur vereinbart hatten, miteinander zu reden, nicht übereinander. Daran sollten wir uns halten."

FC-Manager Michael Meier

Der FC ist um Schadensbegrenzung bemüht: "Ich habe das gelesen und bin sehr verwundert darüber, da wir vor der Saison in unserer Leitkultur vereinbart hatten, miteinander zu reden, nicht übereinander. Daran sollten wir uns halten", sagt Meier. Kein Wort zu den Inhalten. Nachfragen unerwünscht: "Mehr sage ich dazu nicht." Präsident Wolfgang Overath stimmt dem zu, will sich nicht weitergehend äußern. Klar ist: Einem normalen FC-Profi würde für Podolskis Sätze eine Geldstrafe oder Abmahnung auferlegt. Darum dürfte Meier nicht herumkommen, will er sich nicht dem Vorwurf der Ungleichbehandlung aussetzen. Dies wäre, nicht nur angesichts der Podolski-Neider im Team, ein gefährliches Signal.

Oder erkennen die FC-Macher, dass der Angreifer, der die seit Saisonbeginn restriktive Medienpolitik des FC mit seinem Solo umdribbelt und als wirkungslos entlarvt hat, einfach ins Schwarze trifft?

Stephan von Nocks