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Plötzlich spendabel: Das Lehrstück Newcastle United

Warum der Klub im Winter mehr investierte als alle anderen

Plötzlich spendabel: Das Lehrstück Newcastle United

Kehrtwende in der Transferpolitik - doch die Gründe sind die gleichen: Newcastles Klubbesitzer Mike Ashley.

Kehrtwende in der Transferpolitik - doch die Gründe sind die gleichen: Newcastles Klubbesitzer Mike Ashley. imago

Sie berichteten wieder gewohnt im Minutentakt über jedes Zucken am heißen "Deadline Day", am Montagabend mussten die ins gesamte Königreich gesandten Reporter jedoch enttäuscht feststellen: Manchester United und Manchester City, der FC Arsenal und der FC Liverpool hatten ziemlich teilnahmslos beobachtet, wie sich am Montagabend das Transferfenster schloss. Ein Premier-League-Klub aber gab im Januar fast so viel aus wie die gesamte Bundesliga: Newcastle United, ausgerechnet Newcastle United.

Noch in der Vorsaison wären die Fans fast verzweifelt, weil Mike Ashley, ihr ungeliebter Klubbesitzer, trotz reichhaltiger finanzieller Ressourcen keinen Penny locker machen wollte und das Team so - ungewollt, aber nicht unerwartet - in akute Abstiegsgefahr brachte. Yohan Cabaye, den mutmaßlich Besten im Kader, verkaufte er im Winter, ohne einen Ersatz zu verpflichten. Newcastle befand sich schließlich im vermeintlich sicheren Tabellenmittelfeld.

Dass sich die "Elstern" nach einer beispiellosen Niederlagen- und Querelen-Serie am letzten Spieltag mit 39 Punkten noch vor der zweiten Liga retteten, grenzte an ein Wunder. Doch Ashley war am Ziel: Klassenerhalt, mehr wollte er damals von Anfang an nicht. Jetzt ist es genauso. Nur ist die Lage diesmal schon seit Saisonbeginn bedrohlich, Newcastle, seit Sommer trainiert von Steve McClaren, steht vor dem Gastspiel beim FC Everton am Mittwoch (20.45 Uhr) auf dem drittletzten Platz.

Platz sieben oder 17? Ashley ist's egal

Ashleys Kalkül ist Kapitalismus pur und natürlich sein gutes Recht: Solange Newcastle in der ersten Liga spielt, ist der Wert seines Eigentums gesichert. Platz sieben oder 17? Ashley ist's egal. Und weil nach der desaströsen Rückrunde die Ligazugehörigkeit zweifelhaft, die finanziellen Aussichten dagegen rosig wie nie waren, öffnete er eben den Geldbeutel: Knapp 70 Millionen Euro im Sommer, gut 35 Millionen jetzt (für Shelvey, Townsend, Doumbia und Saivet) - Ashley will dabei sein, wenn die Premier League in der kommenden Spielzeit mit den Milliarden aus dem neuen TV-Vertrag geflutet wird. Um Newcastle, einen Traditionsklub mit einer riesigen Basis leidenschaftlicher Fans, geht es ihm dabei nur am Rande.

jpe