2. Bundesliga

Kommentar: Der HSV hat keine Häme verdient

Kommentar

Platz 3 ist kein Erfolg, aber der HSV hat keine Häme verdient

Traurige Gewissheit: Heidenheim crashte die Party in Sandhausen.

Traurige Gewissheit: Heidenheim crashte die Party in Sandhausen.

Die Mannschaft von Tim Walter muss mit 66 Punkten in die Relegation. Das ist eine Punktzahl, mit der sie in der Vorsaison Meister geworden wäre. Eine, die erst einmal (2016/17 für Eintracht Braunschweig) in der Zweitligahistorie nicht zum Direktaufstieg gereicht hat. Das klingt einerseits beklagenswert, und doch gehört andererseits eben auch zur Wahrheit: Das Saisonziel war der direkte Aufstieg, und wenn der HSV am Ende trotz eines Etats von über 22 Millionen Euro hinter Heidenheim und Darmstadt landet, dann wurde in dieser Spielzeit nicht alles richtig gemacht.

Null Punkte in zwei Duellen mit Aufsteiger Magdeburg, eine 0:2-Niederlage beim zu diesem Zeitpunkt im April bereits taumelnden Mitaufsteiger Kaiserslautern, oder der Dammbruch beim 2:4 in Karlsruhe sind beispielhaft dafür, dass es vor allem im Rückwärtsgang zu viele Fehler gab und daher zu wenig für den Aufstieg war.

Dass die Protagonisten nun bemüht sind, die beiden K.o.-Spiele gegen den VfB Stuttgart als Chance zu verkaufen, ist nachvollziehbar. Und doch vor allem der Versuch, irgendwie einen Weg aus dem Stimmungstief zu weisen: Nach 66 Punkten in die Relegation zu müssen, fühlt sich nicht als Chance an. Erst Recht nicht, da der Aufstieg schon verfrüht gefeiert wurde. Im Normalfall geht der Bundesligist taumelnd in diese Alles-oder-nichts-Spiele, während der Zweitligist im Gewand des Gewinners daherkommt. Aus dieser Ausgangslage ist der HSV vor genau einem Jahr in die Duelle gegen Hertha BSC gestartet. Und ist dennoch gescheitert.

Größe allein reicht nicht für den Aufstieg

In dieser Spielzeit war der Direktaufstieg das Ziel, Platz 3 fühlt sich erst Recht nicht nach dem Nachmittag von Sandhausen als Gewinn an. Spieler und Trainer hatten aufgrund der Ausgangslage und der benötigten Schützenhilfe eigentlich nichts zu verlieren. Und stehen nach den dramatischen Minuten zwischen dem Abpfiff der eigenen Partie um 17.22 Uhr und den beiden Heidenheimer Treffern um 17.23 und 17.29 Uhr doch wie die großen Verlierer da.

Wenn es einen Ansatz gibt, Kraft zu schöpfen aus dem Erlebten, dann ist es vielleicht die ungemeine Hingabe des Anhangs und ein wenig Trotz. 12.000 Hamburger hatten den HSV nach Sandhausen begleitet, ihre, wenn auch verfrühten Jubelausbrüche, waren nicht peinlich, wie manch sozialer "Netzwerker" glauben machen will, sondern Ausdruck von Emotionen und auch der Strahlkraft, die dieser Verein selbst nach fünf Jahren im Unterhaus immer noch hat. Dass Größe allein für den Aufstieg nicht reicht, hat der HSV an diesem Sonntag dennoch wieder mal und so schmerzhaft wie nie zuvor, erfahren.