Bayerns neuer Trainer Thomas Tuchel, der mitten in der jüngsten Länderspielpause mit der Entlassung von Vorgänger Julian Nagelsmann installiert worden war, stellte sein Team im Vergleich zur 1:2-Niederlage in Leverkusen, als der Rekordmeister die Tabellenführung just an Dortmund verloren hatte, auf zwei Positionen um. Mané und Joao Cancelo rückten auf die Bank, dafür starteten Coman und Choupo-Moting, der Tuchel als einziger aktiv als Coach schon erlebt hatte (mit Mainz und PSG).
Interessant ebenfalls vor diesem 134. Bundesliga-Klassiker: Für Tuchel war dieses erste Pflichtspiel als neuer FCB-Trainer direkt eine Reise in die Vergangenheit, schließlich hatte der 49-Jährige zwischen 2015 und 2017 den BVB betreut (inklusive DFB-Pokal-Triumph). Der aktuelle Coach der Schwarz-Gelben, Edin Terzic, konnte für dieses große Gastspiel in der Allianz-Arena auf vermisste Stammspieler wieder zurückgreifen: So begannen nach dem starken 6:1-Triumph über Köln wieder Keeper Kobel, Nationalspieler Brandt und der jüngst gesperrte Emre Can. Dafür mussten Meyer, Dahoud und Malen auf die Bank, wo auch die Optionen Moukoko und Adeyemi Platz nahmen.
Kobel greift sich an den Kopf
Bundesliga, 26. Spieltag
Mit Spielbeginn durfte Terzic außerdem feststellen, dass seine Mannen mutig starteten, hoch attackierten und offene erste Minuten an den Tag legten - eine erste gute Aktion von Wolf inklusive (7. Minute).
In Minute 13 riss ein Dortmunder diesen guten Start allerdings ein - mit einem fatalen und vorosterlichen Patzer: Nach einem langen Zuspiel in die Spitze von Upamecano schlug Keeper Kobel am Ball, der nur leicht von ihm berührt worden war, vorbei. Die Kugel kullerte bis ins Tor und brachte den Münchnern das überraschende 1:0 ein, das zudem wie ein heftiger Nackenschlag fungierte. Kobel selbst schlug die Hände schon vors Gesicht, als der Ball noch weit vor der Linie war.
Müller hoch zwei
In der Folge lief bei den Schwarz-Gelben kaum mehr etwas zusammen, FCB-Schlussmann Sommer hatte im Grunde nichts zu tun bis zur Pause. Lediglich Reus (34.) und Brandt (39.) wussten sich mal ein wenig anzunähern.
Auf der anderen Seite zeigte Müller seinen altbekannten Riecher: Der Weltmeister von 2014 stand nach einer Kimmich-Ecke samt De-Ligt-Kopfball links vor dem Pfosten goldrichtig, um zum 2:0 einzuschieben (18.). Nach einem Distanzkracher von Sané parierte Kobel außerdem direkt vor Müllers Füße, der sich mit dem 3:0 bedankte (23.). Die Messe war also früh gelesen, zumal Goretzka (zweimal 17.), Pavard (29.) und Coman (41. sowie 45.+2) noch weiter hätten erhöhen können.
Coman passt, rennt und trifft
Viel machte das aber nicht, auch weil Haller kurz nach Wiederbeginn eine ordentliche Chance ausließ (50.) und direkt darauf auf der Gegenseite die endgültige Vorentscheidung fiel. Coman leitete hier selbst mit einem starken Diagonalball ein, sprintete durch, erhielt einen feinen Sané-Steckpass und schob präzise links unten zum 4:0 ein (50.).
Traf gegen den BVB zweimal bei Tuchels Debüt: Thomas Müller. IMAGO/Ulmer/Teamfoto
In der Folge schaltete der Rekordmeister sichtlich einen Gang runter, viele Wechsel auf beiden Seiten hemmten den Spielfluss zusätzlich. Dadurch konnten die Westfalen das Geschehen ausgeglichener gestalten und ein paar Annäherungen starten.
Das führte letzten Endes sogar noch zu zwei Ehrentreffern: Nach einem plumpen Einsteigen von FCB-Joker Gnabry gegen Bellingham gab es Elfmeter, den Can verwandelte (72.). Und in der 90. Minute traf dann noch der eingewechselte Malen präzise ins rechte untere Eck zum 2:4-Endstand. Endstand auch deswegen, weil die Münchner Offensive nicht mehr allzu viel machte und die vorhandenen Chancen nicht mehr nutzte. Gerade Sané (79.) und Musiala (83.) hätten das fünfte Tor besorgen können, fast schon müssen.
Somit eroberte der FC Bayern die jüngst verspielte Tabellenführung direkt wieder zurück und baute zugleich die starke (Heim-)Bilanz gegen den BVB aus: acht Siege aus den letzten neun Partien (ein Remis) sowie neun Triumphe in der Allianz-Arena in Serie.
Sowohl die Münchner als auch die Dortmunder, die mit diesem 2:4 die erste Bundesliga-Niederlage im Jahr 2023 kassiert haben, sind bereits unter der Woche wieder im Einsatz: Der FCB empfängt im DFB-Pokal-Viertelfinale den SC Freiburg am Dienstag (20.45 Uhr), die Borussen sind am Tag darauf in Leipzig zu Gast (20.45 Uhr). In der Bundesliga trifft der Rekordmeister dann erneut auf Freiburg (8. April, 15.30 Uhr), der BVB hat zeitgleich Union Berlin zu Gast - das nächste Topspiel.