Europameisterschaft

Die große Schmid-Show zum Abschied von der großen Bühne

Schweizer Spielmacher überragt bei knapper Pleite

Die große Schmid-Show zum Abschied von der großen Bühne

Er drehte bei seinem EM-Abschied nochmal mächtig auf: Andy Schmid.

Er drehte bei seinem EM-Abschied nochmal mächtig auf: Andy Schmid. imago images

Aus Berlin berichtet Maximilian Schmidt

Vor dem dritten Vorrundenspiel hofften die Schweizer auf ein kleines Handball-Wunder, mussten sie nach ihrem euphorisierenden Remis gegen Frankreich doch über 20 Tore auf den Olympiasieger aufholen - und dabei mal eben auf einen deutschen Sieg hoffen. Die Fans der Eidgenossen versprühten aber Zuversicht, waren vor Anpfiff zunächst im klaren Stimmungsvorteil. 

3. Spieltag in Gruppe A

Der Beginn der beiden Schweizer Leistungsträger Andy Schmid - in seinem allerletzten EM-Auftritt, ab Sommer Nationalcoach - und Nikola Portner konnte sich sehen lassen. Während der Schweizer Kapitän Portner im Tor fünf der ersten acht Bälle entschärfte, erzielte Schmid die ersten beiden Tore seines Teams und bereitete das dritte vor.

Problem nur: Nordmazedonien zeigte sich im Angriff effizient und hatte in Martin Tomovski (fünf Paraden bei zehn Würfen) einen starken Rückhalt. Beim 5:7 aus Schweizer Sicht nahm Nationalcoach Michael Suter seine erste Auszeit.

Lazarovs goldrichtige Idee

Der kleine aber stimmgewaltige nordmazedonische Block machte in diesen 60 Sekunden ordentlich Stimmung - und durfte in der Folge weiterfeiern. Das Sieben-gegen-sechs der Eidgenossen misslang völlig, Nordmazedonien zog auf 10:5 davon, weil Tomovski kurz zuvor Schmid auch noch einen Siebenmeter abgenommen hatte.

Die Schweizer rauften sich aber auf und antworteten mit einem 3:0-Lauf. Kiril Lazarov haute die Bremse rein und sollte damit goldrichtig gehandelt haben. Ex-Recke Filip Kuzmanovski stellte auf 13:8. Zur Pause lag die Schweiz mit 9:13 im Hintertreffen.

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Nach dem Seitenwechsel nutzte der deutsche Nachbar wiederum das nachlässige Sieben-gegen-sechs der Nordmazedonier, Schmid und Portner weckten mit Würfen ins leere Tor den Schweizer Block wieder auf. Mit seinem sechsten Treffer verkürzte Schmid auf 16:18. Die Konstanz aber fehlte den Eidgenossen, die schon wenig später wieder einem Vier-Tore-Rückstand hinterherrannten (16:20).

Doch die Schweiz bewies Moral, mit einem 120-km/h-Hammer stellte Luka Maros den Anschluss her (20:21). Anschließend wurde es das erwartete Hin und Her - mit einem überragenden Schmid mittendrin.

Bezeichnend sein zehnter Treffer zum 23:23, als er mit maximalem Tempo sowie Einsatz in die nordmazedonische Abwehr preschte und im letzten Moment abdrückte. Die Normazedonier bekamen eine Zeitstrafe, zwei Schweizer Kollegen hoben Schmid wie beim Basketball vor einem zusätzlichen Freiwurf auf und feierten ihn. Der sonst so ruhige Zeitgenosse zeigte einen Emotionsausbruch in Richtung Schweizer Kurve.

Schmid ausgezeichnet

Beim 25:24 markierte Schmid schon sein zwölftes Tor, die erste Schweizer Führung seit der 15. Minute - die natürlich auch Schmid erzielt hatte. Doch die Krönung blieb dem einzigartigen Spielmacher verwehrt, Nordmazedonien zog das Spiel auf der letzten Bahn an sich und feierte ausgiebig ein 29:27.

Bei Schmids hochverdienter Auszeichnung zum "Player of the Match" wurden die Buhrufe aus Nordmazedoniens Block von ihren Helden feiernden Schweizern übertönt.

Nordmazedonien - Schweiz 29:27 (13:9)

Nordmazedonien: Kizikj (2 Paraden, davon 1 Siebenmeter), Tomovski (12 Paraden, davon 1 Siebenmeter) - Ne. Kosteski 5, Mitev 5, Kuzmanovski 4, Peshevski 4, Jagurinovski 3, Taleski 3, Pe. Atanaseivikj 2, Ni. Kosteski 1/1, Lazarevski 1, N. Markoski 1, Djonov, Gjorgiev, Omeragikj, Velkovski

Schweiz: Portner 1 (zehn Paraden), Grazioli - Schmid 12, M. Zehnder 8/1, Maros 2, Meister 1, Rubin 1, Tynowski 1, S. Zehnder 1, Ben Romdhane, Gerbl, Kusio, Laube, Lier, Raemy, Willecke '

Schiedsrichter: Igor Covalciuc /Alexei Covalciuc (Republik Moldau)
Zuschauer: 13.571 (ausverkauft)
Strafminuten: 4 / 2
Disqualifikation: - / -

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