Tennis

Stephens stürzt Williams - Federer braucht fünf

Azarenka bezwingt Kuznetsova, Murray Chardy

Stephens stürzt Williams - Federer braucht fünf

Nach dreieinhalb Stunden war der Krimi vorbei: Roger Federer tröstet Jo-Wilfried Tsonga (li.).

Nach dreieinhalb Stunden war der Krimi vorbei: Roger Federer tröstet Jo-Wilfried Tsonga (li.). Getty Images

Es war ein Kampf auf Biegen und Brechen, doch am Ende hatte der Favorit die Nase vorn: Roger Federer steht nach einem Fünf-Satz-Krimi gegen Jo-Wilfried Tsonga im Halbfinale der Australian Open. Der an Nummer zwei gesetzte Eidgenosse musste gegen die Nummer sieben der Setzliste über die volle Distanz gehen, ehe er per 7:6 (7:4), 4:6, 7:6 (7:4), 3:6, 6:3 in die Runde der letzten Vier vorstieß. Dort trifft Federer auf den Schotten Andy Murray.

"FedEx" steht damit zum zehnten Mal in Serie in der Vorschlussrunde von Melbourne und hält Kurs Richtung 18. Grand-Slam-Sieg. Der Routinier zeigte in den entscheidenden Phasen stets sein bestes Tennis, entschied so die beiden Tie-Breaks für sich. Immerhin: Tsonga, Finalist in Melbourne vor fünf Jahren, nahm Federer als erster Spieler bei diesem Turnier Sätze ab, indem er fünf von neun Breakchancen nutzte (Federer: 4 von 18). Knackpunkt war Federers Break im fünften Satz zum 3:1.

Murray braucht nur 111 Minuten

Andy Murray

Spaziergang ins Halbfinale: Der Brite Andy Murray ließ dem Franzosen Jeremy Chardy keine Chance. Getty Images

Als klarer Favorit war Murray in das Viertelfinale gegen den ungesetzten Franzosen Jeremy Chardy gegangen. Er ließ dann auch nichts anbrennen und war stets Herr der Lage: Nach nur 111 Minuten war das Match entschieden und der Brite setzte sich klar mit 6:4, 6:1 und 6:2 in drei Sätzen durch. Insgesamt achtmal nahm der Olympiasieger von 2012 seinem Kontrahenten den Aufschlag ab - ein weiterer Beleg für Murrays Dominanz.

Ohnehin scheinen die Australian Open den 25-Jährigen zu liegen: Bereits 2010 und 2011 stand Murray im Endspiel. Nun steht ihm zunächst Federer im Weg.

Schon am Donnerstag steigt das ersten Halbfinale und bietet einen weiteren Leckerbissen: Titelverteidiger und Weltranglistenerster Novak Djokovic duelliert sich mit dem auf Position vier gesetzten David Ferrer. Der Gewinner des ersten Grand-Slam-Turnieres von Melbourne kassiert ein Preisgeld in Höhe von 2,56 Millionen Dollar.

Sloane Stephens bringt Serena Williams zu Fall

Frust und Freude: Serena Williams beendete den "Happy Slam" im Viertelfinale, Sloane Stephens zieht weiter.

Frust und Freude: Serena Williams beendete den "Happy Slam" im Viertelfinale, Sloane Stephens zieht weiter. Getty Images

Es war das Duell der Generationen. Serena Williams ist 31 Jahre alt und hat alles gewonnen, was es im Tennis zu gewinnen gibt. Zuletzt war sie seit dem Spätsommer (Angelique Kerber in Cincinnati!) 22-mal in Folge siegreich gewesen. Die letzten beiden Grand-Slam-Turniere sowie das Saisonfinale gingen an die Powerfrau aus den Staaten.

Sloane Stephens ist zwölf Jahre jünger und trägt die Hoffnungen der US-amerikanischen Tennisfans für die Zeit nach den Williams-Schwestern. In der Weltrangliste belegte sie Platz 25, Turniersiege stehen in ihrer Vita noch nicht.

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Doch ein Meilenstein kam am Mittwoch in Melbourne für Stephens hinzu. 6:3, 5:7, 4:6 - so der Spielstand bei der Umarmung am Netz nach 2:17 Stunden Spielzeit. Die Siegerin hieß nicht Serena, sondern Sloane. "Oh mein Gott! Ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll", so die Ungläubige nach dem bislang größten Erfolg in ihrer noch kurzen Laufbahn.

Williams winkte noch kurz ins Publikum und überließ der Jüngeren dann die Bühne. Reichlich bedient eilte sie aus dem Tennisstadion. Wie wäre es gelaufen, hätte sie sich nicht im Mitteldurchgang am Rücken verletzt? Williams zeigte sich fair und lobte ihre Kontrahentin anschließend. "Sie hat richtig gut gespielt."

Oh mein Gott! Ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll!

Sloane Stephens nach ihrem größten Triumph

Weitgehend respektlos trat Stephens gegen ihr Vorbild auf, gab bei den ersten drei Aufschlagspielen keinen einzigen Punkt ab. Dennoch: Der erste Satz ging nach 28 Minuten an Serena. Nach dem Motto: Macht der Platzhirsch ernst, müssen die Schwächeren weichen.

Doch wie im Wald und auf der Wiese ging es danach nicht weiter. Zwar breakte die Wimbledon- und US-Open-Siegerin von 2012 gleich im zweiten Satz, doch Stephens zeigte ihr Kämpferherz und holte sich den Durchgang.

Williams zertrümmerte wenig später ihren Schläger, lag nach einem Break zum 4:3 dann aber scheinbar doch auf Siegkurs. Doch ihre Aufschläge kamen nach einem Sturz im zweiten Satz nicht mehr so druckvoll. Stephens konnte den Rückstand somit prompt egalisieren und machte schließlich mit dem ersten Matchball die bislang größte Sensation des Turniers perfekt.

Während sie in der Runde der letzten Vier steht, heißt es für Williams erst einmal: Körperpflege. Zu Turnierbeginn war sie umgeknickt, der malade Knöchel will ebenso behandelt werden wie eine aufgeplatzte Lippe und der schmerzende Rücken. Ihr Fazit: "Das waren die schlimmsten zwei Wochen meines Lebens. Ich bin fast erleichtert, dass es vorbei ist." Gänzlich abschreiben sollte man sie dennoch nicht.

Stephens trifft im Halbfinale an diesem Donnerstag auf Titelverteidigerin Victoria Azarenka. Die Weltranglisten-Erste aus Weißrussland hatte sich zuvor gegen die "Comebackerin" Svetlana Kuznetsova aus Russland mit 7:5, 6:1 durchgesetzt. "Ich werde einfach rausgehen und wieder versuchen, mein bestes zu geben", lautete der Plan der 19-Jährigen. Die Siegerin dieses Spiels trifft dann im Finale auf die Russin Maria Sharapova - oder vielleicht doch auf Li Na aus China?

Sensation! Sloane Stephens stoppt Serena