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USADA stellt Armstrong an den Pranger

Hincapie, Vande Velde und Barry gestehen Dopingmissbrauch

USADA stellt Armstrong an den Pranger

Einst Kollegen, nun Gegner: George Hincapie (li.) und Lance Armstrong.

Einst Kollegen, nun Gegner: George Hincapie (li.) und Lance Armstrong. Getty Images

Am 24. August hatte die USADA gegen Lance Armstrong eine lebenslange Sperre ausgesprochen und gleichzeitig alle seine Titel seit dem 1. August 1998 gestrichen. Die USADA sah es als erwiesen an, dass der siebenmalige Tour-Sieger während seiner Karriere gedopt habe. Die Streichung aus den Siegerlisten kann allerdings offiziell nur die UCI vornehmen.

Aus diesem Grund gingen die Akten am Mittwoch in den Hände des Radsport-Weltverbands über. Der Bericht umfasst mehr als 1000 Seiten, bei der Begründung ihres Urteils sparte die USADA nicht mit drastischen Worten. Armstrong und sein damaliges Team US Postal haben "das hochentwickeltste, professionellste und erfolgreichste Dopingprogramm durchgeführt, das die Sportwelt jemals gesehen hat", heißt es in dem Dossier. Die Beweislast gegen den siebenmaligen Tour-de-France-Sieger sei "überwältigend", heißt es in der Mitteilung zur offiziellen Urteilsbegründung der lebenslangen Sperre für den US-Amerikaner.

Was mache ich heute Abend? Ich verbringe Zeit mit meiner Familie, ungerührt.

Armstrongs Reaktion via Twitter

Die Beweise stützen sich unter anderem auf unter Eid geleistete Zeugenaussagen von 26 Personen, darunter 15 Radfahrer. Erstmals veröffentlichte die Agentur dabei auch die Namen der früheren Teamkollegen und jetzigen "Kronzeugen": Unter anderem Tyler Hamilton, Floyd Landis, Levi Leipheimer, George Hincapie - die Aussagen seiner einstigen Edelhelfer sollen Armstrong schwer belasten.

Hincapie und Barry gestehen Doping

Armstrongs ehemaliger Edelhelfer Hincapie, der ihn bei dessen Tour-Siegen von 1995 bis 2005 zur Seite stand, hat am Mittwoch Doping zugegeben. "Früh in meiner Profikarriere wurde mir klar, dass es wegen der weit verbreiteten Anwendung leistungssteigernder Mittel bei Spitzen-Radfahrern nicht möglich war, auf dem höchsten Niveau mit ihnen mitzuhalten", schrieb der 39 Jahre alte US-Amerikaner Hincapie auf seiner Internetseite über den Gebrauch verbotener Substanzen bis 2006.

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Auch Michael Barry (Kanada), der zwischen 2002 und 2006 für US Postal bzw. Discovery Channel fuhr, gestand am Mittwoch Dopingmissbrauch.

Die ehemaligen Armstrong-Mitstreiter Levi Leipheimer (OmegaPharma-Quickstep), Christian Vande Velde, Tom Danielson und David Zabriskie (alle Garmin-Sharp) wurden nach Angaben der USADA noch am Mittwoch gesperrt. Von dem Quartett zeigte Vande Velde am Mittwoch öffentlich Reue. Floyd Landis, Frankie Andreu und Tyler Hamilton, die ebenfalls gegen Armstrong ausgesagt hatten, haben ihre Karrieren mittlerweile wie Barry und Hincapie beendet. "Es hat enormen Mut der Fahrer des (US Postal) Teams und anderer erfordert, hervorzutreten und die Wahrheit zu sagen", lobte USADA-Chef Travis Tygart.

Neben den - teils sehr pikanten - Aussagen stützt sich das Urteil noch auf Emails, wissenschaftliche Daten, Labortests und Zahlungen, die Armstrong "den Besitz, den Gebrauch und die Weitergabe von leistungssteigernden Mitteln" nachweisen sollen. Gleichzeitig werde hierdurch laut USADA die "traurige Wahrheit über die trügerischen Machenschaften eines Teams, das unzählige Millionen Dollar an Steuergeldern erhalten hat", offengelegt.

Neben der UCI gingen die Unterlagen noch an die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) und der World Triathlon Corporation (WTC). Erst danach wird das Dossier auf der Internetseite der USADA veröffentlicht.

Folgt die UCI der USADA?

Die UCI hat nun 21 Tage Zeit, um sich ein Bild zu machen und zu entscheiden, ob sie den Empfehlungen der USADA folgen wird oder nicht. UCI-Präsident Pat McQuaid deutete aber unlängst an, den vorgeschlagenen Sanktionen der USADA entsprechen zu wollen. "Solange die Dokumente keine erheblichen Mängel aufweisen, hat die UCI nicht die Absicht, vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS zu ziehen. Wir brauchen aber Zeit zur Überprüfung", hatte der Ire gesagt.

Armstrong selbst hatte in den USA auf einen Einspruch gegen das Urteil verzichtet, ein Geständnis legte er aber nicht ab, sondern bestreitet weiterhin jegliches Doping. Seine Anwälte fahren teilweise schweres Geschütz auf und kritisierten die USADA scharf. So sei die USADA in ihrer Absicht, Armstrong zu sperren, als "Ankläger, Richter, Geschworener, Berufungsrichter und Henker" gleichzeitig aufgetreten. Die vermeintlichen Doping-Belege seien "einseitig verfälscht" und stellten "eine ungeprüfte Version der Ereignisse" dar. Die Aussagen der Kronzeugen seien zudem "durch Drohungen und unseriöse Deals erzwungen" worden.