Handball

DHB-Team verpasst den Sieg um wenige Sekunden

Handball-WM, 4. Spieltag

DHB-Team verpasst den Sieg um wenige Sekunden

Die Szene des Spiels: Timothey N'Guessan erzielt den Ausgleich mit der Schlusssirene.

Die Szene des Spiels: Timothey N'Guessan erzielt den Ausgleich mit der Schlusssirene. imago

Aus Berlin berichtet Maximilian Schmidt

Die ersten beiden Spiele am Dienstag hatte die deutsche Mannschaft verfolgt: Mit ihrem Sieg über Russland (25:23) hatten die Brasilianer dem DHB-Team einen Gefallen getan , zweieinhalb Stunden später sorgte Serbien, letzter Gruppengegner des Europameisters von 2016, gegen Korea (31:29) nicht gerade für Angst und Schrecken.

Weltmeisterschaft - Vorrunde, 4. Spieltag
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Weltmeisterschaft - Tabelle - Gruppe A
Pl. Verein Punkte
1
Frankreich Frankreich
7
2
Deutschland Deutschland
6
3
Brasilien Brasilien
4

Der volle Fokus lag aber auf dem ewigen Rivalen aus Frankreich, der seinerseits seine ersten drei Gruppenspiele mehr oder weniger souverän gewonnen hatte. Mit Pfiffen wurde der amtierende Weltmeister im Hexenkessel am Berliner Ostbahnhof empfangen. Den besseren Start in die Partie erwischte die deutsche Mannschaft, weil die eigene Deckung und Keeper Andreas Wolff zu Beginn fantastisch funktionierten. Vorne half die frühe Zwei-Minuten-Strafe für Ludovic Fabregas (nach 48 Sekunden), um sich ein erstes minimales Polster zu erarbeiten.

Von Sekunde eins an stach auch die einzigartige Stimmung in der Arena heraus, die erste Abwehraktion von Patrick Wiencek wurde bejubelt wie ein Fußballtor. An der nötigen Aggressivität mangelte es nicht, Michael Guigou erzielte erst in der siebten Spielminute den ersten französischen Treffer. Bundestrainer Christian Prokop fühlte jede Aktion mit, reckte mehrfach beide Daumen in die Höhe.

Doch Frankreich war der erwartet harte Brocken, was auch Uwe Gensheimer bei seinem ersten verworfenen Siebenmeter zu spüren bekam (13.). Bei der ersten Unterzahl der deutschen Mannschaft kurz darauf erhoben sich die Fans geschlossen. Eine Idee, die von der DHB-Auswahl selbst kam und direkt umgesetzt wurde. Auch die erste Führung der Franzosen steckte der Europameister von 2016 richtig gut weg (4:5, 19.). Speziell Füchse-Profi Fabian Wiede half in dieser Phase mit zwei blitzsauberen Sprungwurftoren. Als dann auch noch Spielmacher Martin Strobel seinen französischen Gegenspieler inklusive Torhüter mit einer tollen Wurftäuschung ins Leere schickte, brodelte die Arena endgültig (28.). Sekunden vor Ablauf der Uhr sorgte der von den Rhein-Neckar Löwen umworbene Romain Lagarde für den 12:10-Pausenstand aus deutscher Sicht.

Frankreich kommt mit Wut zurück

Frankreich kam mit Wut aus der Kabine, Lagarde stellte rasch auf 13:13 - in der gleichen Szene handelte sich Deutschlands Abwehrhüne Finn Lemke zu allem Überfluss eine Zwei-Minuten-Stafe ein. Im ersten Duell mit dem eingewechselten Silvio Heinevetter ließ sich Kentin Mahé nicht provozieren, nun führte wieder der Weltmeister (15:14). Die kleine Kolonie französischer Fans war nur kurz zu hören, denn Strobel steigerte sich hin zu seiner besten Turnierleistung.

In der 42. Minute waren es dann "Les Experts", die binnen 20 Sekunden zwei zweiminütige Hinausstellungen hinnehmen mussten. Eine große Chance für die deutsche Mannschaft, die die doppelte Überzahl zumindest für das 18:17 nutzte. Es bahnte sich das zuvor erwartete Herzschlagfinale an: Mit Paul Drux und Wiede wählten immer wieder zwei Füchse-Profis die richtigen Entscheidungen, doch die französische Standhaftigkeit in Person von Mahé (sieben Tore nach nicht einmal 50 Minuten) war groß.

N'Guessan zerstört die Partystimmung in Berlin

Jubelschreie brandeten auf, als Gensheimer in Überzahl von außen eiskalt einschweißte (22:20, 53.), kurz darauf legte Hannovers Fabian Böhm nach. Die Partie wogte auf Messers Schneide hin und her, ehe sich Timothey N'Guessan eine Minute vor Schluss beim Stand von 25:24 ein dummes Stürmerfoul gegen Jannik Kohlbacher leistete. Prokop zückte seine letzte Timeout-Karte, der folgende Angriff musste sitzen, doch Böhm leistete sich einen unglücklichen Ballverlust. Frankreich kam nochmal an den Ball und N'Guessan glich zum 25:25 aus. Auf der einen Seite herrschte blankes Entsetzen, auf der anderen grenzenloser Jubel vor. Die Halle leerte sich schnell, nur die französischen Fans feierten in der Hauptstadt lautstark.

Zum Abschluss der Gruppenphase trifft die DHB-Auswahl am Donnerstag (18 Uhr, LIVE! bei kicker.de) auf Serbien, das sich den Schlagabtausch am Dienstagabend in der Halle ansah und ordentlich staunte. Frankreich, das ebenfalls in der Hauptrunde steht, wird zweieinhalb Stunden später von Russland gefordert.

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Deutschland - Frankreich 25:25 (12:10)

Deutschland: Wolff (Kiel), Heinevetter (Berlin) - Strobel (Balingen/4), Wiede (Berlin/4), Gensheimer (Paris/4/1), Groetzki (Rhein-Neckar-Löwen/3), Pekeler (Kiel/3), Böhm (Hannover/2), Drux (Berlin/2), Kohlbacher (Rhein-Neckar Löwen/2), Fäth (Rhein-Neckar Löwen/1), Weinhold (Kiel), Musche (Magdeburg), Wiencek (Kiel), Lemke (Melsungen), Semper (Leipzig)
Frankreich: Gerard, Dumoulin - Mahe (9/4), Fabregas (3), Remili (3), Lagarde (2), Grebille (2), Mem (2), L. Karabatic (1), Guigou (1), Abalo (1), N Guessan (1).
Schiedsrichter: Gjeding/Hansen (Dänemark)
Zeitstrafen: 5:6
Siebenmeter: 1/2:4/4
Zuschauer in Berlin: 13.500 (ausverkauft)

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