EM

Terim über Mor: "Er war unser Retter heute"

Türkeis Chancen bei 80 bis 90 Prozent

Terim über Mor: "Er war unser Retter heute"

"Der Teamspirit ist back": Coach Fatih Terim.

"Der Teamspirit ist back": Coach Fatih Terim. Getty Images

Aus Lens berichten Jörg Wolfrum und Frank Linkesch

Ohnehin wollte der Nationaltrainer nicht zurückschauen. Wollte nichts mehr wissen von dem schlechten EM-Start, dem 0:1 gegen Kroatien und dem 0:3 gegen Spanien. Vor allem nicht von Pfiffen und Kritik. Mit dem Sieg im letzten Gruppenspiel hatte sich sein Team am späten Dienstagabend ja doch noch die Chance auf das Achtelfinale gesichert. Warten ist nun zunächst angesagt. Aber das passt zum Motto der Türken, einem Motto, dass der 62-Jährige bereits am Vortag vorgetragen hatte. Und das er nun wiederholte, gebetsmühlenartig. Das Motto lautet: "Es ist nicht vorbei, bevor es nicht vorbei ist."

Europameisterschaft - Vorrunde, 3. Spieltag
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Europameisterschaft - Tabelle - Gruppe D
Pl. Verein Punkte
1
Kroatien Kroatien
7
2
Spanien Spanien
6
3
Türkei Türkei
3

Der erfahrene Coach hat das seinem Team offenbar eingetrichtert, denn Minuten zuvor hatte es der gegen Tschechien von der UEFA zum Man of the Match gekürte Torschütze zum 1:0, Burak, vorgetragen: "Es ist nicht vorbei, bevor es nicht vorbei ist." Ozan Tufan sorgt für das 2:0.

Dieser Geist und Durchhaltewillen, den lobte der Trainer denn auch nach dem Sieg gegen die Tschechien, der durch eine Leistungssteigerung nach der Pause letztlich verdient war: "Der Teamspirit ist back. Alle, auch die auf der Bank haben mitgemacht", posaunte der Coach, stolz wie Bolle ob der Leistung seiner Mannschaft - und der neuen Chancen, die sich da im Turnier auftun könnten. Wenn man denn am Ende einer der besten Dritten wird.

Wenn wir jetzt tatsächlich nicht ins Achtelfinale kommen sollten, dann wäre ich wirklich frustriert.

Türkeis Trainer Fatih Termin

Und wenn dem so wäre? "Dann haben wir noch einen langen Weg vor uns." Gemeint ist: Dann ist alles möglich. Eben noch fast raus, nun schon wieder gedanklich im Himmel. Oder im Halbfinale, so wie 2008, als es in Basel ein 2:3 gegen Deutschland setzte. "Wenn ja, dann können wir das schaffen." Das sind die beiden Extreme, zwischen denen sich die Türken in diesen EM-Tagen bewegen.

Andererseits: "Wenn wir jetzt tatsächlich nicht ins Achtelfinale kommen sollten, dann wäre ich wirklich frustriert", gab der Coach zu. Trösten könnte er sich dann zum einen ob eines Jungstars, der glänzte: Der knapp 19-jährige Neu-Dortmunder Emre Mor: "Er war unser Retter heute." Früh hatte der Buraks Führungstreffer vorbereitet, war von den Tschechen meist nur per Foul zu stoppen.

Zum anderen könnte sich Terim auch mit der Leistung gegen Tschechien trösten: "Ich bin total zufrieden mit dem Gezeigten", erklärte der Coach. Nur eines ärgerte ihn doch ein wenig: "Wir hätten noch mehr Tore machen können." Worauf er hinauswollte: Mit einem 4:0 hätte sich sein Team bereits sicher für die k.o.-Runde qualifiziert. Was der Trainer allerdings verschwieg: Das Chancenplus für den Gegner, der speziell vor der Pause bestimmender aufgetreten war. Allein, es fehlten den Tschechen rund um Kapitän Petr Cech die Tore.

Und so haben die Türken nun "80 bis 90 Prozent Chancen, weiterzukommen", wie es Terim ausdrückte. Fast gab er einen Mathe-Professor. Dabei hatte er sich am Vortag noch über die Kritik eines Geschichts-Professors im TRT aufgeregt. Aber nun war eben alles neu. Guter Dinge zog Terim von dannen. Ganz anders als 24 Stunden zuvor.

Bilder zur Partie Tschechien - Türkei