Kroatiens Nationaltrainer Ante Cacic wechselte nach dem 2:2 gegen Tschechien gleich fünfmal. Am schwersten wog das Fehlen von Superstar Modric, der wegen einer Adduktorenzerrung zunächst nur auf der Bank Platz nahm. Neben ihm war auch ein Quartett nicht dabei: Für Vida, Strinic, eben Modric, Brozovic und Mandzukic standen Jedvaj, Vrsaljko, Rog, Pjaca und Nikola Kalinic in der Startformation.
Spaniens Nationalcoach Vicente del Bosque vertraute dagegen nach dem 3:0-Erfolg über die Türkei zum dritten Mal in Folge der gleichen Startelf.
Der amtierende Europameister stand vor dem Spiel bereits als Erster oder Zweiter in der Gruppe fest. Und auch die Kroaten waren nach dem 1:0-Sieg Deutschlands gegen Nordirland bereits für die Runde der letzten 16 qualifiziert. Es war klar, sie würden auf jeden Fall einer der besten Gruppendritten sein, sollte es mit Platz eins oder zwei nicht klappen.
Silva - Fabregas - Morata - Tor
Beide Teams wussten das sichere Weiterkommen im Rücken, dadurch entwickelte sich zu Beginn eine muntere Partie. Bereits nach sieben Minuten zappelte der Ball im Netz der Kroaten und es war eine super Kombination der Spanier: Silva steckte herrlich durch auf Febregas, der legte rüber zu Morata und der Angreifer musste nur noch den Fuß hinhalten. Doch die Kroaten waren keineswegs geschockt und um eine sofortige Antwort bemüht - Kalinic prüfte de Gea aus 22 Metern (12.).
Doppelpech für Rakitic
Wenig später leistete sich der spanische Schlussmann eine Unachtsamkeit und ließ sich das Leder von Kalinic abluchsen. Der Ball kam zu Raktic, dessen feiner Heber an Latte und Pfosten prallte (14.) - Pech für den Mann des FC Barcelona. Die Iberer kontrollierten fortan die Begegnung mit gewohnt viel Ballbesitz. Silvas Distanzschuss war kein Problem für Subasic (23.), Nolitos Abschluss wurde abgefälscht und ging knapp am Tor vorbei (28.).
Perisic flankt - Kalinic ganz clever
Gruppe D - 3. Spieltag
Das Spiel plätscherte fortan so dahin, die Spanier kontrollierten das Tempo, ohne mehr zu tun, als unbedingt nötig. Kroatien versuchte einiges, aber der letzte Punch fehlte zunächst - Perisic brachte keinen Druck auf seinen Kopfball (39.). So stellten sich alle auf ein 1:0 zur Pause ein, doch zwei Aufreger gab es noch. Fabregas spielte einen genialen Pass auf Morata, der wäre frei auf den Torwart zugelaufen, nahm den Ball aber unsauber mit (44.). Auf der Gegenseite setzte sich Perisic auf dem linken Flügel durch, seine Hereingabe setzte Kalinic aus kurzer Distanz per Hacke ins Tor - 1:1 (45.). Das war im Übrigen der erste Gegentreffer im Turnier für den Titelverteidiger, gleichzeitig das erste Gegentor nach 734 Minuten bei einer EM-Endrunde.
Der zweite Durchgang begann eher ruhig, beide Mannschaften standen erst einmal sicher. In der 54. sorgte Morata für etwas Torgefahr, drosch das Leder am ersten Pfosten aber deutlich über den Kasten. Die Kroaten wurden erstmals nach dem Seitenwechsel durch einen Standard gefährlich: Nach einer Ecke verschätzte sich de Gea leicht, warf sich dann aber in den Schuss von Jedvaj. Den Abpraller setzte Pjaca per Fallrückzieher neben das Gehäuse (57.).
Jubelsprung: Nikola Kalinic markierte den Ausgleich. Getty Images
Ramos zeigt Nerven
Viel Tempo war nach der Halbzeit nicht drin. Die Iberer schoben sich den Ball zu, viel Bewegung in der Offensive gab es dabei allerdings nicht. Aus dem Spiel ging nichts, so musste ein Standard her: Nach einer Silva-Ecke kam Ramos rechts frei zum Kopfball, setzte diesen aber rechts vorbei (67.). Gerade als die Partie drohte, komplett einzuschlafen, spielte Iniesta einen schönen Ball auf Silva. Vrsaljko kreuzte den Laufweg des Spaniers, der im Strafraum zu Fall kam - Schiedsrichter Björn Kuipers entschied auf Elfmeter. Ramos trat an, fand aber seinen Meister in Subasic (72.).
Perisic überrascht de Gea
Das war bitter für die Spanier, die anschließend nicht mehr viel nach vorne machten. Auch die Kroaten wirkten müde. Doch einen Pfeil hatten sie noch im Köcher: Kalinic machte Tempo und bediente auf dem linken Flügel Perisic. Der Mann von Inter Mailand zog ab, Piqué fälschte noch leicht ab und das Ball schlug im kurzen Eck ein - de Gea sah dabei nicht gut aus (87.). Nach fünf Minuten Nachspielzeit und einer letzten Chance durch Silva (90.+5) pfiff der Unparteiische ab, die Kroaten beendeten die Gruppe damit auf dem ersten Platz. Für Spanien war der Gegentreffer ganz bitter, denn nach dieser Niederlage wartet nun bereits im Achtelfinale Italien.