Bundesliga

Pike-König sticht

Dortmund/Bayern: Götze macht den Unterschied

Pike-König sticht

Entschlossenheit im Blick: Mario Götze trifft in seiner alten Heimat - für die Gastmannschaft.

Entschlossenheit im Blick: Mario Götze trifft in seiner alten Heimat - für die Gastmannschaft. imago

Der Rivale enteilt, die "Persona non grata" trifft - die BVB-Fans erlebten einen Samstagabend, der eher nicht in die Kategorie "denkwürdig" fällt. Da kamen die technischen Probleme, die einen zeitnahen Spielbericht auf der Vereinswebsite verhinderten, wohl nicht ganz ungelegen: Nicht jeder im schwarz-gelben Lager wollte sich den Geschehnissen gleich noch einmal stellen.

Auf bizarre Weise fühlten die Borussen-Anhänger damit am Ende dem jungen Mann nach, den sie zuvor noch so leidenschaftlich ausgepfiffen hatten. Nicht jubeln, nicht darüber sprechen - das war schließlich auch die Strategie des Mario Götze gewesen. Nach einer schüchternen Aufwärmrunde in den Katakomben hatte sich der Nationalspieler mit seinem Joker-Tor zum 1:0 zum Matchwinner aufgeschwungen, der das allerdings weder mit Gesten noch Worten feiern wollte. Vermutlich genoss er einfach, dass er den Moment, von dem er im Vorfeld angenommen hatte, dass er "einer der schwersten meiner Karriere" werden sollte, derart bravourös gemeistert hatte.

Spielersteckbrief M. Götze
M. Götze

Götze Mario

Bundesliga - 13. Spieltag
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Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
35
2
Bayer 04 Leverkusen Bayer 04 Leverkusen
31
3
Borussia Dortmund Borussia Dortmund
28

Also sprachen andere über ein Spitzenduell, das nicht nur in über 200 Länder übertragen wurde, sondern dabei auch noch Werbung für die Bundesliga betrieb. Ein Spiel "auf Augenhöhe" hatte Torschütze Arjen Robben erlebt, der sich am Sky-Mikrofon größte Mühe gab, angesichts von sieben Punkten Vorsprung auf den Dauerrivalen auf dem Teppich zu bleiben. "Wir müssen nicht übertreiben", forderte er, obwohl noch nie ein Bundesliga-Klub nach 13 Spieltagen so viele Punkte auf dem Konto hatte wie nun der FCB.

Lange Zeit hatte die Not-Viererkette des BVB den Spitzenreiter erstaunlich gut in Schach gehalten, ehe Pep Guardiola zur Tat schritt. Seine Wechsel - Götze für Mandzukic und Thiago für Boateng (56./64.) - stellten die Weichen auf Auswärtssieg. Und zwar gegen "die beste Kontermannschaft der Welt", wie der Bayern-Coach nach Schlusspfiff noch einmal betonte.

Weidenfeller kritisiert seine Vorderleute

Götze tat bei seinem goldenen Tor etwas, was die Dortmunder verlernt zu haben scheinen: Er wählte die effizienteste Lösung. Ballannahme, sofortiger Abschluss, halb mit der Pike, halb mit dem Außenrist - hätte er nur eine halbe Sekunde länger gewartet, hätten ihn vier BVB-Profis stellen können. "Wir erzielen im Moment nicht die entscheidenden Tore, weil wir nicht zielstrebig sind", kritisierte deshalb Roman Weidenfeller seine Vorderleute. "Wir müssen den Ball auch mal mit der Pike reinmachen." Stattdessen schlage man immer lieber noch ein Haken, nehme den Ball lieber noch einmal an.

Drei Pflichtspielniederlagen am Stück musste der BVB letztmals Anfang 2010 hinnehmen. Folgt eine vierte, wird es ungemütlich, dann wäre nämlich das Champions-League-Aus höchstwahrscheinlich besiegelt. Dass der Klub dem anstehenden Heimspiel gegen den SSC Neapel am Dienstag (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker.de) sogar noch ein bisschen mehr Bedeutung beimisst als dem Bundesliga-Gipfeltreffen, war aus Dortmund schon in den vergangenen Tagen zu hören.

Unterbewusst haben wir uns nach dem 0:1 aufgegeben.

BVB-Neuzugang Manuel Friedrich

Für Jürgen Klopp, der einmal mehr mit der Chancenverwertung haderte , gilt es bis dahin, seine von Verletzungen und Rückschlägen mitgenommene Mannschaft auch mental wieder aufzurichten. "Unterbewusst haben wir uns nach dem 0:1 aufgegeben", gab Neuzugang Manuel Friedrich am Samstagabend zu.

Ob das auch für das Titelrennen in der Bundesliga gilt? Die Meisterschaft ist naturgemäß erst einmal kein Thema mehr in Dortmund, war sie ja auch schon vorher nur am Rande. Die Bayern jedenfalls gaben nach zuletzt sechs sieglosen Ligaspielen gegen den BVB ein eindrucksvolles Statement ab. Viel war es nicht, was Manuel Neuer der drohenden Langeweile an der Tabellenspitze entgegenzuhalten wusste: "Ein Klassenunterschied", sagte er immerhin, "war es nicht."

Bilder zur Partie Borussia Dortmund - Bayern München