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DFB: Was verbirgt sich hinter dem "Erdbeben"?

Verschlüsselte Dateien lassen Raum für Spekulationen

DFB: Was verbirgt sich hinter dem "Erdbeben"?

Gilt als möglicher Urheber der verschlüsselten Dateien: Stefan Hans, der Ende November 2015 den DFB verlassen musste.

Gilt als möglicher Urheber der verschlüsselten Dateien: Stefan Hans, der Ende November 2015 den DFB verlassen musste. Getty Images

Erst am vergangenen Montag seien die Dateien der Staatsanwaltschaft übergeben worden. Öffnen konnte die Dokumente bisher aber niemand.

Am 3. November des vergangenen Jahres hatten Ermittler die DFB-Zentrale durchsucht. Der besagte Ordner wurde allerdings erst am 12. November 2015 erstellt. Darin findet sich unter anderem auch eine Datei mit dem Namen "Komplex Jack Warner". Warner, der inzwischen lebenslang gesperrt und in den USA angeklagt wurde, spielte in mehreren FIFA-Skandalen eine Rolle. Auch auf dem von Franz Beckenbauer kurz vor der seinerzeitigen WM-Vergabe unterzeichneten Vertrag, der ein millionenschweres Leistungspaket beinhaltete, fand sich seine Unterschrift. Der Vertrag führte letztlich zum Rücktritt des damaligen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach.

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Urheber der Dateien ist mutmaßlich der frühere DFB-Generalsekretär Stefan Hans, der Ende November 2015 entlassen worden war. Hans streitet sich seitdem mit dem DFB vor Gericht. Zwar habe er inzwischen mehrere Passwörter geliefert, keines davon habe jedoch gepasst, um den "Erdbeben"-Ordner zu entschlüsseln. Für eine Stellungnahme war Hans bislang nicht zu erreichen. Ob der Inhalt so brisant ist wie der Titel des Ordners vermuten lässt, bleibt also offen. Laut DFB hätte eine Entschlüsselung der Dateien einen sechsstelligen Betrag verschlungen, daher wurde bisher darauf verzichtet. So bleibt unklar, ob sich "Erdbeben" auch auf die 6,7 Millionen Euro bezieht, die vom DFB-Organisationskomitee vermutlich falsch deklariert worden waren.

Und dann bliebe auch noch die Frage offen, warum der DFB die Dateien nicht von sich aus an die Staatsanwaltschaft übermittelt hat, obwohl er den Behörden in Sachen FIFA-Skandal die volle Unterstützung zugesagt hatte. DFB-Vizepräsident Rainer Koch begründete dies gegenüber der SZ damit: "Hätte die Staatsanwaltschaft das gekriegt, wäre es jetzt noch dort." Die fehlende Akteneinsicht als "banaler Grund" habe also eine Rolle gespielt. Allerdings sagte Koch auch: "Vielleicht hätte man die Datei im März der Staatsanwaltschaft rüberfahren sollen."

Diese sprach unterdessen gegenüber dem Sport-Informations-Dienst (SID) davon, der Verband habe seine "ursprüngliche Kooperationsbereitschaft mit den Ermittlungsbehörden ab Anfang 2016 stark eingeschränkt".

sam/sid