Brasiliens Nationaltrainer Tite brachte gegen die Schweiz die erwartete Startelf: Das Tor hütete Alisson, davor verteidigte unter anderem Champions-League-Sieger Marcelo, im Mittelfeld tummelten sich mit Casemiro (Real Madrid), Paulinho und Coutinho (beide FC Barcelona) drei Spanien-Legionäre. Ganz vorne sollten Willian, Gabriel Jesus und natürlich Neymar zaubern.
Auf der anderen Seite traten die Schweizer mit geballter Bundesliga-Erfahrung an: Neben Sommer (Mönchengladbach), Akanji (Dortmund) und Zuber (Hoffenheim) standen auch die ehemaligen Bundesliga-Profis Rodriguez (Wolfsburg), Schär (Hoffenheim), Xhaka (Mönchengladbach), Shaqiri (Bayern) und Seferovic (Frankfurt) in der Startelf.
Harmlose Eidgenossen, kontrollierte Seleçao
Spielerisch hatten die Eidgenossen dem Rekordweltmeister in der ersten Hälfte nicht so viel entgegenzusetzen. Die Seleçao übernahm von Beginn an die Kontrolle, spielte dabei aber keineswegs ultraoffensiv. Vielmehr war der Auftritt des Rekordweltmeisters kontrolliert, die Tite-Elf kam über Paulinho (11.) aber auch zur ersten nennenswerten Chance. Neymar wurde an die Kette gelegt, hatte mit Behrami quasi einen Sonderbewacher. So sprang ein anderer Star in die Bresche: Barcelonas Coutinho schlenzte den Ball nach 20 Minuten wunderbar aus 20 Metern genau in den Winkel - ein Traumtor.
Gruppe E - 1. Spieltag
Nach der Führung schalteten die Brasilianer einen Gang zurück, begaben sich kaum mehr nach vorne und wollten so die Schweiz in die Gestalterrolle zwingen. Daraus wurde aber nichts, zu harmlos präsentierte sich die Nati in der ersten Hälfte, die beinahe mit einem Paukenschlag geendet hätten. Weil aber Thiago Silva nach einer Ecke knapp über den Kasten köpfte, blieb es beim 1:0 zur Pause.
Zuber lässt es krachen - Brasilien hadert mit Ramos
Jubelrutsch: Steven Zuber nach seinem Ausgleich. Getty Images
Kurz nach Wiederanpfiff schlug es dann aber ein - und zwar im Kasten von Alisson. Bei einer Ecke von rechts landete der Ball bei Zuber, der Miranda wegschob und wuchtig zum 1:1 einköpfte (50.). Die Brasilianer waren in dieser Szene nicht einverstanden, beschwerten sich beim mexikanischen Schiedsrichter Cesar Arturo Ramos Palazuelos, wollten ein Foul gegen Zuber gepfiffen bekommen - vergeblich.
Danach erhöhte der Rekordweltmeister wieder die Schlagzahl, drängte fortan wieder verstärkt auf die Führung und näherte sich dieser durch Coutinho (70.) an. In der 74. Minute haderte der Favorit wieder mit dem Unparteiischen: Die Brasilianer forderten nach einem Zweikampf zwischen Akanji und Gabriel Jesus Strafstoß, weil der Dortmunder seinen Gegenspieler gehalten hatte. Für Ramos war das aber zu wenig, um zu pfeifen. So ging es mit dem 1:1 in die Schlussphase.
Brasilien rannte die Zeit davon. Zwar rannte die Seleçao unermüdlich an, zeigte offensiv aber unter dem Strich zu wenig. Klare Abschlüsse oder gar Torchancen waren nicht zu sehen, während die Schweizer aufmerksam verteidigten und sich der Überraschung immer weiter annäherten.
In den letzten Minuten mussten die Schweizer noch ein paar brenzlige Situationen überstehen: Erst scheiterten Neymar (88.) und der eingewechselte Roberto Firmino (90.) per Kopf an Schlussmann Sommer, ehe Miranda aus 14 Metern hauchzart links vorbeischoss (90.+2) und Schär kurz vor der Linie gegen Renato Augusto blockte (90.+5). Dann war Schluss - und die Schweizer Überraschung perfekt.
Am Freitag (14 Uhr) bekommen es die Brasilianer in St. Petersburg mit Costa Rica zu tun, während die Alpenrepublik ab 20 Uhr in Kaliningrad auf Serbien trifft.