Europa League

Italien-Legionär Robin Gosens: Beim BVB fiel er krachend durch

Über die Landesliga und die Niederlande nach Bergamo

Italien-Legionär Gosens: Beim BVB fiel er krachend durch

Früher noch "Bierchen ohne Ende geschlürft": Die Geschichte von Robin Gosens ist keine gewöhnliche.

Früher noch "Bierchen ohne Ende geschlürft": Die Geschichte von Robin Gosens ist keine gewöhnliche. imago

Robin Gosens? Besonders geläufig ist der Name hierzulande nicht. Kein Wunder, denn bei einem großen deutschen Klub hat der 23-Jährige weder in der Jugend noch im Profibereich gespielt. "Wenn in Deutschland mein Name fällt, haben mich neun von zehn Experten noch überhaupt nicht auf dem Schirm“, erklärte der Abwehrspieler aus Emmerich am Niederrhein gegenüber t-online.de. Die Bundesliga sei aber "auf jeden Fall das Ziel, ein echter Traum".

2012 sah Gosens' Welt noch ganz anders aus. Er kickte damals in der Landesliga für den VfL Rhede, das Leben als Profi war meilenweit entfernt. "Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich morgens beim VfL Rhede auf dem Platz stand, am Abend davor noch aus war und mit den Jungs Bierchen ohne Ende geschlürft habe. Und jetzt spiele ich gegen Klubs wie Neapel, gegen echte Weltstars."

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Es war ein Fiasko.

Robin Gosens über sein Probetraining beim BVB

Bleibt die Frage: Wie landete der Sohn eines niederländischen Vaters und einer deutschen Mutter ausgerechnet in Italien? Es ist eine halbwegs kuriose Geschichte, denn eigentlich hätte seine Karriere ja relativ simpel verlaufen können. Als 18-Jähriger absolvierte Gosens ein Probetraining beim BVB - eine Riesenchance, die er aber schlicht nicht nutzen konnte. "Es war ein Fiasko", räumt er ein, "ich konnte überhaupt nicht mithalten." Unmittelbar danach ergab sich eine zweite Chance - kurioserweise war er für die gar nicht vorgesehen. "Kurze Zeit später stand ich wieder für Rhede auf dem Platz, da kam ein Scout von Vitesse Arnhem zu mir und fragte: 'Ich war eigentlich wegen eines anderen Spielers hier, aber Du hast mich begeistert. Willst Du nicht mal vorbeikommen zu einem Probetraining?'"

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Und dieses Vorspielen wurde kein Fiasko. Vielmehr entschied sich der niederländische Klub, Gosens unter Vertrag zu nehmen. Der damalige Coach Peter Bosz, der inzwischen das Leid mit Gosens teilt, beim BVB gescheitert zu sein, wurde zu einem seiner Förderer. Im Januar 2014 wurde Gosens an den Zweitligisten FC Dordrecht ausgeliehen, mit dem er in die Eredivisie aufstieg. 2015 dann der Wechsel zu Heracles Almelo, dort schaffte er den endgültigen Durchbruch. Im vergangenen Sommer folgte für 900.000 Euro Ablöse der Wechsel zu Bergamo (Vertrag bis 2020). Neun Erstliga- und zwei Europa-League-Einsätze stehen für ihn zu Buche, bei den jüngsten beiden Auftritten in der Serie A kam er allerdings nicht zum Einsatz.

Lieber Abwehrspieler als Ordnungshüter

Auch wenn es noch nicht zum Stammspieler gereicht hat, ist Gosens mehr als zufrieden. "Wenn ich hier auf dem Trainingsplatz stehe, muss ich mich manchmal kneifen", sagt Gosens, der übrigens auch Ordnungshüter statt Abwehrspieler hätte werden können. Ehe seine Karriere an Fahrt aufnahm, hatte er sich schon bei der Polizei beworben. "Ich hätte diese Laufbahn dann auch einschlagen können, weil ich den Test soweit schon bestanden hatte", so der Atalanta-Spieler.

Nun warten ganz andere Tests auf ihn und sein Team, die Zwischenrunde gegen den BVB wartet. "Wir sind nicht der Favorit, aber wir können es Dortmund definitiv schwer machen. Unser Vorteil ist, dass wir das erste Spiel auswärts haben. Wenn wir da einen Punkt holen - zu Hause sind wir eine Macht", sagt er. Es bleibt Gosens zu wünschen, dass er bei einem Einsatz nicht an das Fiasko von einst zurückdenkt...

las