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Indien: Alternde Stars sollen für Fußball-Hype sorgen

Indian Super League geht am Sonntag an den Start

Indien: Alternde Stars sollen für Fußball-Hype sorgen

Ambitioniertes Projekt: Die "Indian Super League" soll den Fußball in Indien etablieren.

Ambitioniertes Projekt: Die "Indian Super League" soll den Fußball in Indien etablieren. Getty Images

In der Bundesliga stand der 35-jährige Manuel Friedrich auf dem Abstellgleis, fand nach seinen Intermezzo bei Borussia Dortmund keinen neuen Verein. In Indiens neu gegründeter "Indian Super League" ist er einer der Stars - und beileibe nicht annähernd der Älteste. Viele bekannte Größen, die kurz vor oder teilweise auch kurz nach dem Karriereende stehen, haben sich verpflichten lassen, um dem Fußball auf dem Subkontinent zum Durchbruch zu verhelfen.

Neben der Juventus-Ikone Alessandro del Piero (39) stehen unter anderem auch der Spanier Luis Garcia (36, ehemals Liverpool und Atletico Madrid), die Ex-Arsenal-Stars Robert Pires (40) und Freddie Ljungberg (37) und die französischen Torjäger David Trezeguet (37) und Nicolas Anelka (35) auf dem Platz. Als Spielertrainer sind Italiens raubeiniger Weltmeister Marco Materazzi (41) und Englands ehemaliger Nationaltorwart David James (44) engagiert worden, auch Ex-Japan-Trainer Zico hat einen Verein übernommen.

Spielersteckbrief Friedrich
Friedrich

Friedrich Manuel

Spielersteckbrief Trezeguet
Trezeguet

Trezeguet David

Spielersteckbrief Ljungberg
Ljungberg

Ljungberg Fredrik

Spielersteckbrief Anelka
Anelka

Anelka Nicolas

Neun Wochen Liga-Betrieb

Manuel Friedrich (li., hier noch im BVB-Trikot) und Nicolas Anelka gehen für Mumbai City an den Start.

Manuel Friedrich (li., hier noch im BVB-Trikot) und Nicolas Anelka gehen für Mumbai City an den Start. Picture Alliance / Getty Images

Am Sonntag geht die neue Liga mit acht Teams los, nur neun Wochen später wird der erste Meister gekürt. Pro Mannschaft dürften sechs Ausländer auf dem Feld stehen, die restlichen Plätze sind für indische Fußballer reserviert. Die einstigen Stars sollen Entwicklungsarbeit leisten und als Zugpferde für das ambitionierte Projekt dienen.

Der US-amerikanische Vermarktungsgigant IMG rief die Liga mit indischen Partnern ins Leben. Die acht Vereine gehören Cricket-Stars, Bollywood-Schauspielern oder sonstigen nationalen Größen. Geld spielt dabei offenbar keine große Rolle, angeblich verdienen die ausländischen Topspieler wie Anelka in der kurzen Zeit mehr als eine Million Dollar.

Es sei auch einiges an Geld und Hilfe nötig in dem Cricket-verrückten Land, erklärt Friedrich, der als einziger Deutscher aufläuft. Denn bislang entsprächen Einrichtungen und Infrastruktur keineswegs internationalen Standards. "Trotz alledem gibt man sich viel Mühe und versucht mit Hilfe des Turniers, die Entwicklung voranzutreiben und dem Sport mehr Aufmerksamkeit zu schenken", sagte der Innenverteidiger gegenüber der dpa. Schon mehrere Versuche, eine Profi-Liga zu etablieren, sind gescheitert. Zwar existiert aktuell noch die I-League, die hatte aber zuletzt nur noch 5000 Zuschauer im Schnitt.

Friedrich: "Es wird langfristig geplant"

Übersicht der Teams und des Spielsystems der Indian Super League.

Übersicht der Teams und des Spielsystems der Indian Super League. kicker

Eine Nachwuchsförderung gibt es in Indien nicht, fast nirgends hat die Jugend vernünftige Trainingsmöglichkeiten. Das soll sich jedoch bald ändern, die Klubbesitzer sind verpflichtet, Geld nicht nur für die alternden Stars auszugeben, sondern auch Fußballschulen zu errichten. Was die Veranstalter lockt, ist die Perspektive in dem bisher kaum erschlossenen Fußball-Markt Indiens mit den über 1,2 Milliarden Einwohnern. Und die Fernseh-Präsenz wird ungekannte Ausmaße annehmen: Acht TV-Sender übertragen live in fünf Landessprachen, 90 Prozent der Bevölkerung wird in der Lage sein, die Partien zu verfolgen.

Doch kann die Liga dauerhaft den unbekannten Fußballsport etablieren? Zwar schauten mehrere Hundert Millionen Inder die WM in Brasilien, und vor allem die englische Premier League erfreut sich einer großen Beliebtheit - doch die Kinder spielen lieber Cricket, als dass sie mit dem großen Ball kicken. "Es wird langfristig geplant", sagte Friedrich, der wie Anelka für Mumbai City spielt, dem kicker: "Durch all die bekannten Spieler gibt es viel Aufmerksamkeit. Am Sonntag beim Eröffnungsspiel in Kalkutta werden 100.000 Zuschauer erwartet."