Regionalliga

Freundschaftsspiele der chinesischen U 20 ausgesetzt

DFB betont: "Wir stehen natürlich zur Meinungsfreiheit"

Freundschaftsspiele der chinesischen U 20 ausgesetzt

Weitere Tests gegen Südwest-Regionalligisten müssen für die chinesische U 20 warten.

Weitere Tests gegen Südwest-Regionalligisten müssen für die chinesische U 20 warten. imago

Nachdem es beim ersten Spiel der geplanten Serie von Partien gegen Teams der Regionalliga Südwest beim TSV Schott Mainz zum Eklat gekommen war, als eine kleine Gruppe friedlicher Zuschauer tibetische Flaggen gezeigt und die Spieler Chinas daraufhin die Begegnung zunächst nicht fortgesetzt hatten , gibt es nun weitreichendere Konsequenzen. Die Testspielreihe wird ausgesetzt und voraussichtlich erst in 2018 fortgesetzt.

"Zum Bedauern aller beteiligten Parteien hat das Projekt nicht die erwartete breite Zustimmung erhalten", schrieb der DFB in seiner Mitteilung. Beide Verbänden hätten nun "substanzielle Hinweise auf weitere Eskalationen vorliegen" und daraufhin vereinbart, "dass diese Entwicklung nicht im Einklang mit den ursprünglich angedachten Zielen und Absichten der Freundschaftsspielserie steht". "Es ging nicht nur alleine um die Flaggen", erklärte DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann in einem sid-Interview. "Es war aber wohl mehr geplant als das. Offenbar auch von Aktivisten der Gegenseite. Uns lagen klare Hinweise auf gegenseitige Protestaktionen vor."

"Fester Wille beider Verbände, die gegenseitige Verbindung weiter zu stärken"

Die für 2017 angesetzten Freundschaftsspiele der chinesischen U 20 gegen den FSV Frankfurt, die TSG Hoffenheim II und Wormatia Worms werden daher verschoben und sollen im Jahr 2018 ausgetragen werden. Bis dahin wollen die Verbände klären, in welcher Form das Projekt fortgesetzt werden kann. Es sei "der feste Wille beider Verbände, die gegenseitige Verbindung weiter zu stärken".

Der direkt betroffene FSV Frankfurt bedauerte die Absage einen Tag vor dem Spieltermin. "Wir sind enttäuscht über diese Absage, da wir uns auf dieses Testspiel gefreut hatten. Wir wollten dieses spielfreie Wochenende nutzen, um im Rahmen dieser Partie Spieler einzusetzen, die im normalen Ligabetrieb derzeit nicht so oft zum Einsatz kommen", sagte FSV-Präsident Michael Görner, der im Vorfeld erklärt hatte, der Verein werde sich nicht einmischen, solange Zuschauer im Rahmen der Gesetze ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrnehmen würden. "Wenn die Chinesen ein Problem damit haben, müssen sie sich überlegen, ob sie überhaupt noch weitere Freundschaftsspiele in unserem Land bestreiten wollen", hatte Görner gemeint, aber versichert: "Wir werden gute Gastgeber sein."

Wir stehen natürlich zur Meinungsfreiheit. Unser Partner konnte sich damit bislang nicht so recht anfreunden.

DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann

Politik schaltete sich ein

Nach der Unterbrechung der Partie in Mainz hatte es deutliche Reaktionen auf politischer Ebene gegeben. "Wir sind entschieden gegen jedes Land oder jedes Individuum, das separatistischen, anti-chinesischen und terroristischen Aktivitäten oder Aktivitäten zur Verteidigung der Unabhängigkeit Tibets in irgendeiner Form oder unter irgendeinem Vorwand Unterstützung anbietet", hatte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Lu Kang, geäußert. Auf Seiten des DFB wurde das Recht auf Meinungsfreiheit hervorgehoben: Diese gelte auch "auf dem Fußballplatz und neben den vier Eckfahnen", hatte zuletzt DFB-Präsident Reinhard Grindel erklärt . Zimmermann unterstrich diese Linie am Freitag noch einmal: "Wir stehen natürlich zur Meinungsfreiheit. Unser Partner konnte sich damit bislang nicht so recht anfreunden. Auch deshalb die Verschiebung."

So schaffen wir ausreichend Zeit, um die neu entstandene Situation in aller Ruhe und Offenheit zu besprechen und um im Sinne des Sports eine vernünftige Lösung zu finden.

DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann

"Wir bedauern aufrichtig, die Serie verschieben zu müssen, insbesondere wenn man bedenkt, was diese Spiele für die sportliche Entwicklung der chinesischen U 20 und auch die mögliche Entwicklung der Regionalliga Südwest bedeutet hätten", wird Zimmermann zitiert. "Dennoch erachten wir die Verschiebung für zwingend, denn so schaffen wir ausreichend Zeit, um die neu entstandene Situation in aller Ruhe und Offenheit zu besprechen und um im Sinne des Sports eine vernünftige Lösung zu finden." Der Ausgang sei allerdings offen, wie Zimmermann festhielt: "Ich wage keine Prognose, wie schnell die Situation zu klären ist. Ich hoffe weiterhin, dass das Projekt zu Gunsten der Vereine weitergeht, aber es kann natürlich auch scheitern. Denn klar ist, dass wir weiterhin an unseren Grundsätzen festhalten."

bru/sid