Nationalelf

Kuranyi: "Nur ich kann das fühlen"

Pressekonferenz auf Schalke

Kuranyi: "Nur ich kann das fühlen"

Kuranyi

Kein leichter Gang: Kevin Kuranyi vor der Pressekonferenz am Montag. imago

Kuranyi bat um Verständnis für seinen Schritt, zu dem er absolut stehe, und gab zu Protokoll, dass er immer versucht habe, "korrekt zu sein, immer alles zu geben".

"Es war eine schwierige Situation", bilanzierte Kuranyi nach drei für ihn schweren Jahren in der Nationalelf. Insbesondere die Ausbotung vor der WM im eigenen Land 2006 wirkt bei ihm nach. Sein "großer Traum" sei damals geplatzt. Zusammen mit ständigen Zweifeln und den Pfiffen des (Schalker) Publikums sei nun ein Fass zum Überlaufen gekommen. "Das wünsche ich keinem Spieler dieser Welt", meinte er.

Kuranyi wirkte am Montag auch psychisch schwer getroffen, dies wurde schon in seinem siebeneinhalb Minuten langen Einstiegsmonolog deutlich. "Keiner steckt in meinem Körper, in meinen Gedanken, in meiner Psyche, um zu wissen, wie schlimm das für mich ist." Der Zeitpunkt seiner Flucht sei zweitrangig gewesen, er wollte nur nicht vor dem Spiel gehen und dadurch für Unruhe innerhalb der Mannschaft sorgen.

"Ich bin eigentlich nicht der Typ, eine Sache so durchzuziehen, wie ich es getan habe", sagte der 26-Jährige. "Keiner hatte das von mir erwartet, ich selbst auch nicht."

Keiner hatte das von mir erwartet, ich selbst auch nicht.

Kevin Kuranyi

Mit Joachim Löw habe er persönlich kein Problem, eine Rückkehr wollte er nicht kategorisch ausschließen. Kuranyi betonte jedoch auch, "nicht zurückgetreten" zu sein.

Nun wolle er alles für Schalke geben und seinen Blick auf die Bundesliga richten. Dabei sicherte ihm S04-Manager Andreas Müller, der im weiteren Verlauf der PK hoch emotional Partei für Kuranyi ergriff und diesen als nachweislich einen der besten Stürmer der Bundesliga bezeichnete, die volle Unterstützung durch den Klub zu. Müller beklagte, dass man Kuranyi in der Nationalelf kein Vertrauen entgegengebracht habe und dass man sich nicht primär mit den Hintergründen der Flucht aus Dortmund beschäftigt habe.

Der Nationalelf wünschte Kuranyi selbst viel Glück für die Zukunft und rechnet mit einer weiterhin positiven Entwicklung der Auswahl. Sich persönlich wünschte er eine baldige Rückkehr zur Normalität. Das Echo auf seine Entscheidung belastet ihn sichtlich. "Ich hoffe, dass das alles hier schnell vorbei geht und ich mich wieder auf meinen Fußball konzentrieren kann", so Kuranyi, der ab Dienstag wieder "normal trainieren und arbeiten" wolle.

Löw: "Vier Stürmer sind ausreichend"

Nach der Flucht Kevin Kuranyis von der Nationalmannschaft und dem Rauswurf durch Bundestrainer Joachim Löw hatte der Schalker Stürmer am Vormittag das Training bei den Königsblauen wieder aufgenommen.

Zunächst hielt sich Kuranyi im Fitness-Bereich der Gelsenkirchener auf. Kurios: Zur selben Zeit wie Kuranyi stand auch Löw auf einer DFB-PK in Düsseldorf Rede und Antwort. Und bekräftigte dabei nochmals, dass es für den Spieler keine Rückkehr ins Nationalteam geben werde. Gleichwohl akzeptierte Löw Kuranyis Entschuldigung für den überstürzten Abschied. Einen fünften Angreifer nach Podolski, Klose, Gomez und Helmes wird der Bundestrainer nicht nachnominieren: "Vier Stürmer sind völlig ausreichend."

Flucht aus Dortmund

Der Fall Kuranyi

Kuranyi war am Samstag während des WM-Qualifikationsspiels in Dortmund gegen Russland (2:1) aus dem Stadion verschwunden. Seine persönlichen Sachen ließ er in der Nacht von Freunden aus dem DFB-Quartier in Düsseldorf abholen. Erst am Sonntagabend sei es zu einem Telefonat mit Joachim Löw gekommen, bei dem sich der Schalker für sein Verhalten entschuldigte.

kicker-Chefredakteur Rainer Holzschuh kritisierte das Verhalten des Schalkers am Montag gegenüber kicker.tv: "Er konnte sich selbst nicht richtig einschätzen und muss an sich arbeiten. Nicht die anderen sind Schuld."

Löw hatte die Nationalelfkarriere Kuranyis (52 Länderspiele, 19 Tore) am Sonntagmittag für beendet erklärt.