Erst zweimal zuvor startete die Nationalelf mit drei Siegen in eine EM-Qualifikation. 1996 sprang am Ende der EM-Titel heraus, 2008 wurde man immerhin Zweiter. Statistisch gesehen gibt es also nach diesem vollauf verdienten, wenngleich mehr erzwungenen als erspielten 3:0-Sieg über den vermeintlich stärksten Gruppenrivalen Türkei allen Grund, zuversichtlich in die Zukunft zu schauen. Das tut auch Joachim Löw, wenngleich aus einem anderen Anlass. "Die Mannschaft besitzt charakterlich sehr starke Eigenschaften, wie Zielstrebigkeit und Wille", frohlockte der Bundestrainer am Sonntag, "und fußballerisch wurde in den vergangenen Monaten eine sehr gute Basis gelegt."
Damit trifft er den Nagel auf den Kopf. Das Berliner "Auswärtsspiel" war ein eindrucksvoller Beleg, dass die Mannschaft in sich gefestigt ist, dass die Elf sich sicher in ihrer Spielanlage ist, dass Ausfälle von Leistungsträgern wie Bastian Schweinsteiger ohne nennenswerten Qualitätsverlust kompensiert werden können. "Die Spieler strahlen Kraft und Stärke aus", so Löw, "auch wenn es in den Vereinen nicht so läuft."
Spielersteckbrief Klose
Bayern München - Vereinsdaten
Gründungsdatum
27.02.1900
Vereinsfarben
Rot-Weiß
Deutschland - Vereinsdaten
Gründungsdatum
28.01.1900
Kloses Torausbeute
| Team | Einsätze | Tore | Tore pro Spiel |
|---|---|---|---|
| Deutschland | 104 | 57 | 0,55 |
| Bayern München (Bundesliga) | 84 | 23 | 0,27 |
Eine Einschätzung, die vor allem auf die Profis des FC Bayern und ganz besonders auf Miroslav Klose zutrifft. Löw findet "keine fundierte Erklärung" für die zwei Gesichter des Angreifers. Und der 32-Jährige nennt es "reine Glückssache", dass er im Nationalteam nach Belieben trifft und im Verein weiter aufs erste Saisontor warten muss. Hier falle ihm, wie nach Müllers Kopfball vor dem 1:0, "der Ball auf den Helm, bei Bayern wäre er rechts oder links neben mir zurückgeprallt".
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Doch so banal ist nicht zu erklären, dass Klose im Nationaltrikot eine ganz andere Körpersprache zeigt als im Verein. Des Rätsels Lösung liegt in der Spielweise beider Mannschaften und in der Tatsache, dass Klose im Nationalteam eine ganz andere Wertschätzung genießt als beim Rekordmeister. Bei Löw ist er absolute Führungsfigur, wird selbst nach monatelangen Torlos-Phasen nicht infrage gestellt. Auch ist das Spiel in der DFB-Auswahl mehr durch die Mitte, mehr auf ihn angelegt, während Louis van Gaal beim FC Bayern lieber über die Außen angreifen lässt. Gerade wenn dort Ribery und Robben zaubern, wird Klose selten eingebunden.
Fünf Tore hat er in den letzten drei Länderspielen erzielt, bis zu Gerd Müllers Fabelmarke (68 in nur 62 Einsätzen!) fehlen noch elf Treffer. Nicht nur Löw glaubt, dass Klose die Marke knackt - und ihr am Dienstag in Kasachstan schon näherkommen wird.
