Im Vergleich zum 1:0-Erfolg gegen die Niederlande am 2. Spieltag der Gruppe B verzichtete Coach Marcus Sorg auf Änderungen in seiner Startelf. Auch Joker Gianluca Rizzo, der nach seiner Hereinnahme den umjubelten Siegtreffer gegen die Niederländer erst in der 89. Minute markiert hatte, saß zunächst wieder auf der Reservebank.
Einen "Mittelweg zwischen aggressivem, schnellem Spiel nach vorne und Seriosität im Ballbesitz" forderte Sorg angesichts der "sehr diszipliniert, gut organisierten und im Umschaltspiel gefährlichen" Russen. Zu Beginn der Partie allerdings war es Russland, das die deutsche Elf unter Druck setzte und immer wieder Zuordnungsprobleme in der deutschen Hintermannschaft offenlegte. In Führung allerdings ging trotzdem das DFB-Team mit seiner ersten Chance! Nach einer Ecke von Waldschmidt verlängerte Werner an die Unterkante der Querlatte, Kehrer staubte ab (12.).
Torschütze Kehrer im Pech
Kurzzeitig verlieh der Treffer den Deutschen sichtlich Selbstvertrauen. Wenige Minuten später köpfte Werner - diesmal nach Waldschmidt-Freistoß - zum vermeintlichen 2:0 ein, stand beim Abspiel aber knapp im Abseits (17.). Doch nach und nach fingen sich die Russen wieder. Golovin wurde bei einer guten Gelegenheit in der 25. Minute jedoch gerade noch rechtzeitig von Klostermann entscheidend gestört. Wenig später aber gelang den Russen etwas glücklich der Ausgleich: Nach einem Eckball von der linken Seite fälschte Kehrer einen harmlos anmutenden Flachschuss von Bezdenezhnykh mit einem verunglückten Klärungsversuch ins eigene Tor ab (32.).
Gruppe B, 3. Spieltag
Der Ausgleich verschlimmerte die Unsicherheit in der deutschen Defensive noch. Guliev per Flachschuss (39.) und Gasilin, der nach Fehler von Klünter an Funk scheiterte (45.), vergaben gute Möglichkeiten. Doch fast mit dem Halbzeitpfiff des schwedischen Referees Andreas Ekberg stellte Russland doch noch auf 2:1. Gasilin legte im Sechzehner clever zurück zu Bezdenezhnykh, der vom Strafraumrand trocken einschoss (45.+2).
Werner macht's wuchtig - Cueto zielt zu hoch
Bei der deutschen Elf, die zwar in der ersten Hälfte immer wieder gefällig an und in den Strafraum kombiniert hatte, jedoch dabei nur selten echte Torgefahr erzeugte, kam nach der Pause Rizzo für Unglücksrabe Kehrer. Das deutsche Team kam mit Schwung aus der Kabine, nach nicht einmal 60 Sekunden schoss Amiri aus kurzer Distanz knapp über das Tor. Nach ein paar Minuten ebbte der Druck der Deutschen allerdings zunächst ab. Stattdessen bot sich Bezdenezhnykh nach einem gelungenen russischen Angriff eine gute Chance, die Funk jedoch vereitelte (60.).
Die russischen Spieler jubeln nach dem Eigentor von Thilo Kehrer (nicht im Bild). imago
Doch wenig später gelang der DFB-Auswahl doch der Ausgleich. Werner hatte einen Moment zu viel Platz und traf vom Strafraumrand mit einem nicht platzierten, aber wuchtigen Schuss zum 2:2 (65.). Damit war die Schussoffensive gegen nun müde wirkende Russen eröffnet. Werner mit einem Kopfball aus kurzer Distanz scheiterte knapp (68.). Auf der Gegenseite vergab Sheydaev nach einem Konter hauchdünn. Tah hatte sich zuvor verschätzt (70.). Wenig später scheiterte Werner wiederum für das deutsche Team per Hacke am Außennetz (74.).
In den letzten 15 Minuten wirkte nun auch die Sorg-Elf physisch ein wenig angeschlagen. Guliev traf für Russland mit einem direkten Freistoß die Querlatte (86.). Für Deutschland hatte der eingewechselte Cueto mit einer Direktabnahme zu Beginn der fünfminütigen Nachspielzeit die letzte Gelegenheit, den Siegtreffer und damit die Halbfinalteilnahme doch noch zu realisieren (90.+1).
"Wenn man mit allen Mannschaften punktgleich ist und trotzdem ausscheidet, ist das natürlich sehr bitter", meinte Sorg kurz nach dem Abpfiff. "Die Enttäuschung ist entsprechend groß. Aber die Jungs haben in allen Spielen eine gute Mentalität gezeigt und bei diesem Turnier unbezahlbare Erfahrungen gemacht. Es wird sie in ihrer Entwicklung weiterbringen, das ist im Moment ein kleiner Trost", so der 49-Jährige weiter.
Im Halbfinale am Donnerstag trifft Russland nun auf Gastgeber Griechenland. Das zweite Semifinale bestreiten Frankreich und Spanien.