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Schockzustand nach Flaschenwurf

Spanien: Spielabbruch in Sevilla

Schockzustand nach Flaschenwurf

Armando

Armando wird vom Platz gebracht, Garmendia (re.) und Pavone sind fassungslos. dpa

18 Minuten waren im Estadio "Manuel Ruiz de Lopera" in Sevilla noch zu spielen, mit 2:1 führte Bilbao und steuerte einem im Abstiegskampf wichtigen Dreier entgegen. Den Andalusiern hingegen drohte die zwölfte Saisonniederlage verbunden mit dem bangen Blick auf die nicht weit entfernte Abstiegszone.

Einer auf den Rängen konnte die Anspannung offensichtlich nicht mehr ertragen und griff zu unfassbaren Mitteln. Mit großer Wucht schleuderte der Betis-Fan eine Flasche in Richtung Bilbao-Tor - und traf Torhüter Armando mit voller Wucht im Gesicht!

Der deutsche Nationalspieler David Odonkor in Reihen der Sevillanos musste den Vorfall von der Ersatzbank aus ansehen. Armando ging zu Boden und verlor das Bewusstsein. Eine Wunde klaffte an seinem Kopf. Der Schiedsrichter brach das Spiel daraufhin ab. Der mutmaßliche Täter wurde auf den Rängen festgehalten und konnte von der Polizei festgenommen werden. Er wird wohl nie mehr ein Stadion betreten dürfen.

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Der Schaden ist groß, zumal der unmittelbar Betroffene, Armando, neben der Platzwunde offenbar auch eine Augenblessur davontrug. Doch Real Betis wird dafür geradestehen müssen und der Fußball in Spanien erlitt einen großen Imageverlust. "Ein Geisteskranker beschmutzt den spanischen Fußball", schrieb die Sporttageszeitung "Marca". "Diese Idioten wissen nicht, wie sehr sie ihrem Verein schaden. Unfassbar, dass man so etwas noch sehen muss", fügte die "As" hinzu.

Betis droht lange Platzsperre

Betis droht laut Verbandsregularien eine weitere Platzsperre. Bereits im Vorjahr waren die Grün-Weißen gemaßregelt worden, als der damalige Trainer des Stadtrivalen FC, Juande Ramos, ebenfalls von einer Flasche getroffen wurde. Drei Spiele Platzsperre waren es nach dem Eklat im Pokal-Viertelfinale, diesmal werden es wohl mehr werden.

Bilbao will den Sieg - und eine drastische Strafe für Real Betis. Es sei unerheblich, ob der Verein nun "zwei oder 120 Spiele" nicht zu Hause austragen dürfe. "Was weh tut, sind die Punkte", hieß es einer offiziellen Mitteilung der Basken: "Schiedsrichter, Assistenten, Trainer und nun auch noch Spieler. Wie lange soll das noch so weitergehen? Wir können es nicht dem Glück überlassen, ob unser Torwart erblindet oder nicht. Die spanische Liga darf nicht zaudern. Es wird Zeit für drastische Maßnahmen."

Flaschenwurf in Sevilla

Die Zuschauer in Sevilla hielten den mutmaßlichen Übeltäter (mit Mütze) fest. dpa

"El Pais": Schusters lustlose Vorstellung

Angesichts des Flaschenwurfs von Sevilla blieb die schwache Vorstellung des Rekordmeister Real bei Deportivo La Coruña fast unbemerkt. Das 0:1 beschleunigt die Talfahrt der in der Champions League gescheiterten Königlichen. Deren Trainer Bernd Schuster blieb jedoch nach der achten Niederlage im 15. Pflichtspiel 2008 cool: "Ich mache mir keine großen Gedanken", sagte der Europameister von 1980: "Wir sind seit einigen Wochen Tabellenführer. Die Liga spielt im Moment ein bisschen verrückt, der Abstand wächst und schrumpft. Aber das einzige, was zählt, ist dass wir jede Woche auf diesem Tabellenplatz bleiben und auch am Ende der Saison dort stehen."

Im 18. Versuch in Reihe gelang Real bei den Galiciern kein Sieg. Die Entscheidung führte Innenverteidiger Pepe (57.) per Eigentor herbei. "Wir haben nicht gut gespielt, aber eigentlich war es ein typisches 0:0", resümierte Schuster und bittet um Geduld. "Real Madrid kann nicht die einzige Mannschaft sein, die mit einem neuen Trainer und zehn neuen Spielern sofort einen Titel gewinnt. Das kann man nicht erwarten."

"El Pais" attestierte dem Deutschen eine ähnlich "lustlose" Vorstellung bei der Pressekonferenz wie zuvor der Mannschaft auf dem Feld.