Mit Empörung hatte nicht nur die Fußballwelt auf die antisemitischen Schmähungen von Lazio-Anhängern beim letzten Ligaspiel reagiert . Vor den Spielen am Mittwochabend gab es eine Gedenkminute, während der ein Ausschnitt aus dem Tagebuch der Anne Frank vorgelesen wurde. Im Anschluss daran signierten die Mannschaftskapitäne der jeweiligen Teams eine Ausgabe des Tagebuchs. Am Wochenende wird dies vor allen Spielen in Italien (Serie A, B, C sowie Amateur- und Jugendbereich) wiederholt. Die Lazio-Spieler machten sich vor dem Gastspiel in Bologna (2:1) in Trikots mit dem Gesicht der von den Nazis ermordeten Jüdin (1929-1945) und dem Schriftzug "Nein zum Antisemitismus" warm.
Ein großer Teil der 500 mitgereisten Lazio-Fans applaudierte im Anschluss an die Lesung. Die Ultra-Gruppierung "Irriducibili" boykottierte diese allerdings und soll danach im Block Berichten zufolge mit faschistischen Gesängen und "römischen Grüßen" auffällig geworden sein. Unbelehrbar wie unsäglich. Nach den Vorfällen im Stadio Olimpico vom Wochenende ermittelt die Polizei gegen 16 Verdächtige wegen "Aufstachelung zum Rassenhass".
Das Sportliche: Mertens dreht die Partie für Napoli
Enge Kiste: Napolis Dries Mertens sorgte mit seinem Doppelpack in Genua für die Wende. imago
Zum Sportlichen. Nachdem das noch ungeschlagene Inter Mailand am Dienstag mit einem 3:2 gegen Sampdoria Genua vorgelegt hatte und vorübergehend auf Rang eins gesprungen war , war Napoli am Mittwoch gefordert.
Doch bereits nach vier Minuten lagen die Neapolitaner zurück: Genuas Stürmer Adel Taarabt entwischte der SSC-Abwehr und vollstreckte frei vor Keeper Pepe Reina. In der Folge drehten die Süditaliener, die bislang das Maß aller Dinge in Italiens Oberhaus sind (28 von möglichen 30 Punkten, 29:7 Tore), aber auf: Dries Mertens drehte erst einen Freistoß sehenswert rechts oben ins Eck (14.), ehe er ein hohes Zuspiel perfekt stoppte und unter die Querlatte nagelte (30.). Auch beim 3:1-Eigentor von Ervin Zukanovic (60.) war er direkt involviert. Das Torekonto des 30-Jährigen wuchs damit auf neun Treffer an.
In der Folge schaltete Neapel wieder einen Gang zurück, fing sich durch Armando Izzo das 2:3 - und brachte den knappen Vorsprung letztlich etwas glücklich über die Zeit.
Traumtore von Bernardeschi und Dybala
Traf wieder - und feierte mit Juve den nächsten Dreier: Paulo Dybala. imago
Napoli und Inter bleiben demnach ungeschlagen an der Spitze stehen - dicht gefolgt allerdings von Juventus Turin. Der Serienmeister hatte mit Aufsteiger Ferrara, der mit fünf Punkten auf dem vorletzten Platz rangiert, keine Mühe: Federico Bernardeschi mit einer traumhaften Abnahme in den linken Winkel (14.), Paulo Dybala mit einem perfekt ins rechte Kreuzeck verwandelten Freistoß (22., erster Treffer nach zuvor drei torlosen Ligaspielen), Gonzalo Higuain kraftvoll aus wenigen Metern (65.) und Wuschelkopf Juan Cuadrado (70.) markierten beim klaren Erfolg die Juve-Tore. Die Turiner sind weiterhin punktgleich mit Lazio, das in Bologna wie erwähnt 2:1 gewann.
Die Roma verbuchte durch einen Perotti-Elfmeter (10.) drei Zähler gegen Crotone. Auch das krisengebeutelte Milan gewann nach vier Pflichtspielen ohne Sieg wieder - und zwar deutlich mit 4:1 bei Chievo Verona. Um aber langfristig wieder zu den Top-Teams in Italien zu gehören, braucht es für die finanzkräftigen Rossoneri um Torschütze Hakan Calhanoglu eine Siegesserie. Sonst verkommt dieser Dreier nur als Tropfen auf den heißen Stein.