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Philippe Coutinhos Scripted-Reality-Moment - Neymar erklärt emotionalen Jubel des Liverpoolers

Neymar erklärt emotionalen Jubel des Liverpoolers

Coutinhos Scripted-Reality-Moment

Klebrige Emotionen, mal wieder: Philippe Coutinho feiert sein Tor bei Brasiliens 2:0-Sieg gegen Ecuador.

Klebrige Emotionen, mal wieder: Philippe Coutinho feiert sein Tor bei Brasiliens 2:0-Sieg gegen Ecuador. Getty Images

Hier ein paar Sätze von Philippe Coutinho, ausgesprochen am 25. Januar 2017, als er seinen Vertrag beim FC Liverpool bis 2022 verlängerte . "Jeder Spieler fühlt sich geehrt, für diesen großartigen Klub und für diesen großartigen Trainer zu spielen. Seit ich hier bin, wurde ich von den Fans und jedem im Klub mit offenen Armen empfangen. Das ist ein wichtiger Faktor, wenn du dich dafür entscheidest, hier für eine längere Zeit zu bleiben - und das hat bei meiner Vertragsverlängerung eine sehr große Rolle gespielt. Ich und meine Familie fühlen uns in dieser Stadt zuhause, wir fühlen uns als Teil dieser Stadt. Das ist ein sehr wichtiger Tag für mich, meine Frau und meine Tochter. Ich bin glücklich."

Und hier ein paar Sätze von Neymar, ausgesprochen am 31. August 2017, als er gefragt wurde, wie es Coutinho, seinem Kumpel in der brasilianischen Nationalmannschaft, gerade geht. "Anstatt glücklich zu sein, durchleben er und seine Familie leider eine Phase der Qual, der Enttäuschung und der Traurigkeit. Ich möchte, dass er glücklich ist, weil er ein Teamkollege ist und ein langjähriger Freund."

Liverpool erklärt Coutinho für unverkäuflich, dann wird es abstrus

Was ist in den 218 Tagen dazwischen passiert? Wie wurde aus einem Fußballprofi, der strahlend seinen neuen Millionen-Vertrag in Liverpool unterschreibt, einer, der am Donnerstagabend bei seinem Torjubel in der WM-Qualifikation gegen Ecuador (2:0) fast in Tränen ausbricht? Die Vermutung liegt nahe: Mit aufrichtigen Emotionen haben beide Momente so viel zu tun wie eine Scripted-Reality-Sendung.

Die vergangene Saison hatte Coutinho als Liverpools Topscorer (13 Tore, sieben Vorlagen) beendet, doch dann wechselte plötzlich Neymar von Barcelona nach Paris. Und Coutinho, zuvor schon immer mal wieder lose mit Barça in Verbindung gebracht, sollte einer der Spieler werden, die ihn beerben. Liverpool erklärte ihn eilig für unverkäuflich, sogar in einem schriftlichen Statement der Klubbesitzer : Es werde keine Verhandlungen mit Barcelona geben, Coutinho bleibe über das Transferfenster hinaus.

Coutinhos Botschaft: Da macht jemand gerade eine ziemlich heftige Zeit durch

Dann wurde es, Scripted-Reality-konform, abstrus: Coutinho, unglücklich über die harte Linie seines Arbeitgebers (dem er ein halbes Jahr zuvor noch mit klebrigen Worten die Treue geschworen hatte), reichte per E-Mail ein offizielles Transfergesuch ein, das umgehend abgelehnt wurde. Dann - oder sogar davon? - bekam Coutinho Rückenprobleme, verpasste alle Liverpooler Pflichtspiele im August. Zur brasilianischen Nationalmannschaft reiste er trotzdem, leitete als Einwechselspieler seinen Treffer gegen Ecuador quickfidel mit einem Dribbling und einem Lupfer selbst ein . Seine Reaktion: ein Biss ins Trikot, zusammengepresste Augen, Zeigefinger zum Himmel. Seine Botschaft: Da macht jemand gerade eine ziemlich heftige Zeit durch, "Qual, Enttäuschung, Traurigkeit" eben.

Konkret besteht diese Qual darin: Coutinho ist immer noch Angestellter des FC Liverpool, im Übrigen der bestbezahlte. Am heutigen Donnerstag könnte Barça zwar noch einmal einen Vorstoß wagen, das Transferfenster in Spanien ist noch geöffnet . Doch die Reds, so ist zu hören, werden sich nicht mehr erweichen lassen - auch wenn eine Ablöse von kolportierten 160 Millionen Euro selbst Coutinhos sportliche Fähigkeiten überstiege, und die sind zweifelsohne riesig.

Am nächsten Samstag gastiert Liverpool, dieser "großartige Klub" mit dem "großartigen Trainer" und den "offenen Armen", in der Premier League bei Manchester City. Mit ihm, dem genesenen Rückkehrer? Und, wenn ja, mit welchem Empfang? Es könnte wieder so ein emotionaler Tag werden im Leben des Philippe Coutinho.

jpe