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Mourinho verdreht die Fakten - und neckt Klopp

Manchester United im Pokalfinale

Mourinho verdreht die Fakten - und neckt Klopp

Postfaktische Spielanalyse: Manchester Uniteds Trainer José Mourinho.

Postfaktische Spielanalyse: Manchester Uniteds Trainer José Mourinho. imago

José Mourinho geht eben mit der Zeit, auch mit 54 Jahren. Vor dem Halbfinalrückspiel im Ligapokal an seinem Geburtstag gönnte er sich eine neue Kurzhaarfrisur ("Einige von euch können das nicht!"), danach eine Spielanalyse, die postfaktisch in Reinform war. Mit 1:2 hatte Manchester United in Hull verloren , was nach dem 2:0 im Hinspiel zum Finaleinzug reichte. Doch Mourinho - er ist eben "The Special One" .

"Ich finde, 18 ungeschlagene Spiele in Folge sind Wahnsinn", sagte Mourinho, nachdem seine Mannschaft eigentlich erstmals seit 17 Spielen, seit dem 3. November wieder ein Pflichtspiel verloren hatte. "Wir haben nicht verloren", behauptete er, "es war ein 1:1, ein 1:1. Ich habe nur zwei Tore gesehen. Ich habe Paul Pogbas Tor gesehen und ihr fantastisches Tor, eine tolle Aktion. Starke Flanke auf den Kerl am zweiten Pfosten - 1:1."

Mourinhos selbstgerechtes Gegnerlob

Der Faktencheck: Pogba traf tatsächlich (66.), die Gastgeber erzielten tatsächlich ein fantastisches Tor (Niasse, 85.), nur war es nicht ihr einziger Treffer an diesem Donnerstagabend. Denn Tom Huddlestone hatte schon in der 35. Minute einen (in der Tat strittigen) Elfmeter regelkonform zu Hulls Führung verwandelt. Einzig Mourinho ignorierte das einfach.

"Ich habe es nicht gesehen", flunkerte er, weil er Marco Rojos vorangegangenes Schieben im Luftkampf mit Harry Maguire partout nicht als elfmeterwürdig einstufen wollte. Und als Verlierer fühlte er sich eh nicht. "Die Botschaft an die Spieler lautet: Feiern! Wir sind im Finale, wir haben gegen eine gute Mannschaft gespielt. Von Anfang an habe ich gesagt, und ihr habt mir vielleicht nicht geglaubt, dass dieser Junge (der neue Hull-Trainer Marco Silva, d.Red.) ein sehr guter Trainer ist. Ich habe das gesagt, seit er losgelegt hat. Und ich hatte Recht." Kann man den Gegner selbstgerechter loben?

Mourinho, Klopp und der "seltsame" Wind

Im Finale in Wembley am 26. Februar trifft ManUnited auf den FC Southampton, nicht auf den Erzrivalen FC Liverpool, der im Halbfinale zwei 0:1-Niederlagen kassierte. Und offenbar hatte auch Mourinho die vielen speziellen Erklärungen von Jürgen Klopp im Nachgang mitbekommen, der Glück, Schiedsrichterfehlentscheidungen und sogar den Wind mitverantwortlich für den nächsten Rückschlag gemacht hatte.

"Ich habe ja schon öfter über den Wind gesprochen, und jeder hat gelacht, aber heute war es wirklich sehr schwierig, Fußball zu spielen. Der Wind war wirklich seltsam", hatte Klopp kundgetan. Und so antwortete Mourinho auf die Frage, ob sein Team im Endspiel die Favoritenrolle habe, mit eisernem Gesichtsausdruck: "Wir sind gegen niemanden Favorit, es ist auch egal, gegen wen wir spielen, wir sind niemals Favorit. Im Stadion ist es nämlich normalerweise sehr windig, es wird schwer für uns."

jpe