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"Wollen Sie das Jahr wirklich mit dieser Frage beginnen?"

Moyes stichelt gegen Liverpool-Trainer

Klopp: "Wollen Sie das Jahr wirklich mit dieser Frage beginnen?"

Frust über den Schiedsrichter: Jürgen Klopp nach Liverpools 2:2 in Sunderland bei Anthony Taylor.

Frust über den Schiedsrichter: Jürgen Klopp nach Liverpools 2:2 in Sunderland bei Anthony Taylor. imago

Es muss Jürgen Klopp wie eine Ewigkeit vorkommen, aber tatsächlich wartet das nächste Pflichtspiel erst in sechs Tagen auf den FC Liverpool. "Nächstes Jahr, wenn wir am 31. Dezember und 1. Januar spielen", begann der Trainer nach dem 2:2 in Sunderland am Montag sarkastisch, "werden wir wissen, was möglich ist und was nicht."

So weit wird es - mutmaßlich - nicht einmal die Premier League kommen lassen; doch allein schon, siehe Liverpool, Mannschaften weniger als 48 Stunden Pause zwischen zwei Ligaspielen zu gönnen, löst ligaweit Kopfschütteln aus. Dass beide Partien in unterschiedlichen Jahren stattfanden, macht es nur noch bizarrer.

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Klopp ließ nach dem "Doppel-Spieltag" keine Gelegenheit aus, auf diese erbarmungslose Situation hinzuweisen, und das konnte man ihm kaum verdenken. "Es ist schwer, das Spiel zu beurteilen, weil ich noch keine Erfahrung mit so was habe", sagte er zum Beispiel. "Ich weiß nicht, was für eine Leistung ich erwarten konnte."

Vielleicht bin ich nicht der beste Verlierer auf Erden, aber damit habe ich kein Problem.

Jürgen Klopp

Er hütete sich jedenfalls, seine Spieler für den unerwarteten Rückschlag im Titelrennen zu kritisieren. "Ich finde, wir haben gut angefangen, dann die Konzentration verloren. In der zweiten Hälfte waren wir dominant. Normalerweise würde ich sagen, wir hätten das besser machen können, aber", und da war es wieder, "ich kenne eine solche Situation noch nicht."

Zwei Elfmeter, beide cool verwandelt von Stürmer-Routinier Jermaine Defoe (34), verschuldeten seine Profis, vor allem der zweite zum Endstand war ein Ärgernis: weil Sadio Mané, der gerade auf der Gegenseite noch das 2:1 erzielt hatte, in der Freistoßmauer wie ein Torwart den Arm ausfuhr; aber erst recht, weil es den Freistoß gar nicht hätte geben dürfen.

"Es gab keinen Kontakt, das habe ich schon im Spiel gesehen, der vierte Offizielle auch. Aber es gab diese Entscheidung. Das war nicht der größte Fehler aller Zeiten, aber es ist schwer zu akzeptieren", analysierte Klopp frustriert. Und als er dann noch einmal zur Rolle von Mané vor dem 2:2 befragt wurde, wurde ihm sichtlich übel: "Oh mein Gott. Wollen Sie das Jahr wirklich mit dieser Frage beginnen? Klar, ich gehe gleich in die Kabine und frage ihn, warum er seinen Arm ausgestreckt hat..." Es sei einfach ein Reflex gewesen. Mané gab selbst an, gestoßen worden und so in der Mauer aus der Balance geraten zu sein.

Nach "100-Prozent-Foul" von Djilobodji: Entwarnung bei Sturridge

Ungerecht behandelt fühlte sich Klopp auch davon, dass sein Stürmer Daniel Sturridge in der Schlussphase nach einem Duell mit dem Ex-Bremer Papy Djilobodji keinen Freistoß aus bester Position erhalten hatte, obwohl er daraufhin mit Knöchelschmerzen sogar ausgewechselt werden musste. Klopp gab Entwarnung ("Ich glaube, es ist nicht so schlimm"), kritisierte aber: "Das war zu 100 Prozent ein Foul. Wir hätten einen Freistoß aus 18 Metern bekommen und hätten jemandem den Ball an die Hand schießen können." Vielleicht, fügte er noch an, "bin ich nicht der beste Verlierer auf Erden, aber damit habe ich kein Problem".

Wäre ich ein deutscher Trainer, würdet ihr mich dafür loben.

David Moyes

Von seinem Trainerkollegen bekam Klopp jedenfalls kein Mitleid. "Manchmal laufen die Dinge gegen dich", sagte David Moyes. "Sie sollten mal erleben, wie es im Tabellenkeller ist!" Im Hinspiel (2:0 für Liverpool) hatte Klopp Sunderland als die "defensivste Mannschaft" bezeichnet, "die ich je gesehen habe". Und das hatte Moyes offenbar nicht vergessen. "Heute waren wir nicht allzu defensiv, die Spieler haben die Zuschauer auf ihre Seite gezogen, so wie sie gepresst haben. Wäre ich ein deutscher Trainer, würdet ihr mich dafür loben. Wäre ich Deutscher, würdet ihr sagen: 'Das ist großartig! Sie haben etwas Neues gemacht!'"

Eine Premier-League-Eigenheit kam Klopp an diesem emotionalen Abend also doch noch zugute: Die Trainer halten die Pressekonferenzen getrennt voneinander ab.

jpe