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Pampiges Interview: Guardiola versteht England nicht

Nach Manchester Citys Sieg gegen Burnley

Pampiges Interview: Guardiola versteht England nicht

Gereizt und voller Ironie: Pep Guardiola reagierte auf ManCitys Sieg gegen Burnley auf unerwartete Weise.

Gereizt und voller Ironie: Pep Guardiola reagierte auf ManCitys Sieg gegen Burnley auf unerwartete Weise. picture alliance

"Sie wirken nicht glücklich über den Sieg", sagte der BBC-Reporter irgendwann, und fürwahr: Das tat Pep Guardiola tatsächlich nicht. Nach dem 2:1-Heimerfolg gegen den FC Burnley ließ sich der sonst so unnahbare Trainer von Manchester City einmal für rund eineinhalb Minuten in die Seele schauen. So gereizt hat man ihn in einem Interview selten gesehen.

Schon als Guardiola nur mit einem knappen "Ja, das stimmt" auf den Einstiegskommentar, ManCity habe das Spiel "auf die harte Tour" gewonnen, antwortete und dabei künstlich lächelte, war klar: Es brodelte im Katalanen. Dabei hatte der Reporter Recht: ManCity tat sich zwei Tage nach der 0:1-Niederlage in Liverpool gegen Aufsteiger Burnley sehr schwer, nicht nur wegen des frühen Platzverweises für Fernandinho (32.), der zum dritten Mal binnen sechs Spielen vom Feld flog.

Guardiola contra Premier League

Guardiolas Kommentare zur - berechtigten - Roten Karte: "Sie sind der Journalist, nicht ich." Und auf die folgende Nachfrage: "Fragen Sie den Schiedsrichter, nicht mich." Ob Fernandinho ein Disziplinproblem hat? "Die Mannschaft mit mehr Ballbesitz bekommt immer die Platzverweise. Ich muss die Regeln hier in England noch verstehen", antwortete Guardiola voller Ironie. "Ich weiß, Sie sind ein Spezialist, aber ich muss es erst noch verstehen."

Als er letztens genervt kundgetan hatte, Zweikämpfe gar nicht trainieren zu lassen, ließ sich schon mal erahnen, wie groß die kulturellen Unterschiede sind zwischen der Premier League und dem, was Guardiola für gewöhnlich verkörpert, welche Welten da aufeinanderprallen.

Ist die Auslegung in England also eine andere? "Natürlich, ja!", entgegnete Guardiola nun am Montag prompt und nannte ungefragt ein weiteres Beispiel: "Überall auf der Welt wird unser Torwart im Strafraum gefoult, hier nicht. Ich muss das erst noch verstehen. Claudio Bravo wird gefoult. Hier nicht. Das ist in Ordnung, aber das muss ich noch verstehen." Der Keeper, den Guardiola im Sommer aus Barcelona holen ließ, verschuldete mit einer missglückten Faustabwehr nach einer Ecke das Gegentor gegen Burnley.

"Natürlich war es ein Riesenfehler, Sie haben Recht"

Guardiola fremdelt (genau wie Bravo) mit der Premier League noch, so viel steht nach einem halben Jahr fest. Der gnadenlose Spielplan mit nicht einmal 48 Stunden zwischen zwei Ligaspielen gehört da dazu. War es ein Fehler, Sergio Aguero und David Silva gegen Burnley zunächst zu schonen? "Natürlich war es ein Riesenfehler, Sie haben Recht", so Guardiola. Warum er trotzdem rotiert habe? "Ich bin intelligent."

Ganz glücklich, das hatte der BBC-Reporter gut beobachtet, wirkte Guardiola also tatsächlich nicht. Doch auch dem widersprach der City-Coach vehement: "Ich bin glücklicher, als Sie denken. Ich bin sehr glücklich, glauben Sie mir. Frohes neues Jahr."

jpe